Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
und das Feuer vom Himmel!«
Die Nomans stoben auseinander. Sie wußten, daß sie diesen Angriff nur durch Flucht überleben konnten. Diesmal handelte es sich nicht um einen Überfall durchgedrehter Relax, die sich am Teile-Depot des MediCenters mit Nomans ein wenig Taschengeld verdienen wollten. Diesmal waren es die gut ausgebildeten Konzerntruppen, die zum Teil – so sagte man jedenfalls – aus ehemaligen Söldnern rekrutiert wurden, wenngleich das offiziell bestritten wurde.
Das Helle war unerträglich nah. Es war nicht nur die Helligkeit, die selbst die noch festen Wände zu durchdringen schien, sondern auch die plötzliche Hitze, die innerhalb weniger Sekunden die Luft zum Kochen brachte.
»Weg von hier! Alle!« brüllte Ruppert III und wandte sich selbst zur Flucht. Sie strebten nach unten, in die Kellergeschosse dieses riesenhaften Baues, der einem altertümlichen Flugzeugträger glich.
»Halt«, sagte VacQueiros.
Keiner hörte auf ihn.
Halt! schrie der Magische Mensch.
Es hörten auf ihn: Jana, Osmo, Freya und Kat, der Indianer, sowie Mayor. Die fünf Menschen und der Tier/Mensch blieben stehen, kamen wieder aufeinander zu, während die Hitze und das Licht von draußen immer stärker wurden. Die Schritte der fliehenden Nomans verhallten.
Wir können uns retten! sagte der mentale Impuls des Magischen Menschen. Kommt, wir setzen uns zusammen!
Mayor kam die Szene lächerlich vor, aber er gehorchte. Jedenfalls war es für seine Vorstellung (und seine Moral) besser, sich zur Wehr zu setzen, irgendwie, als vor der unbekannten Bedrohung zu fliehen.
Sie setzten sich zusammen, in einem Halbkreis, dessen offene Seite zum Licht, zur Hitze und zum aufkommenden Lärm zeigte. Osmo, der Zentaur, ließ sich halb auf die Seite sinken, neben sich Jana, und Mayor bemerkte, daß seine Brust sich ungeheuer hob und senkte, als sei darin ein ganzes Hammerwerk tätig. Jana machte ein besorgtes Gesicht. Sie schien weniger Angst um ihr eigenes Leben zu haben als um das des Tier/Menschen. Später würde Mayor den Grund erfahren.
Konzentriert Euch! dachte der Magische Mensch VacQueiros. Eine Bedrohung wird auf uns gelenkt. Wir müssen herausfinden, wer die Lenker dieser Bedrohung sind. Wir müssen die Bedrohung abwenden, sonst kommt hier keiner lebend heraus, wir nicht und die anderen Nomans auch nicht!
Ein Bild entstand in Mayors Hirn. Er wußte, daß dieses Bild von VacQueiros kam und daß alle anderen in diesem Halbkreis es gleichzeitig empfingen.
Er sah den Sonnenspiegel, der sich hoch oben am Himmel gewendet hatte und jetzt strahlender war als die Sonne selbst. Er sah den breiten schwarzen Streifen der Verwüstung, der quer über das Land ging und jetzt, wie zögernd, vor dem Kongreß-Zentrum stehengeblieben war. An den Rändern waberte rote Glut. Kleine Feuer breiteten sich nach allen Seiten aus und erstickten sich aus Mangel an Nahrung selbst.
Das Bild in seinem Kopf wechselte. Seine Augen schienen an dem leuchtenden Strahl entlangzustreichen, direkt nach oben in den Himmel hinein.
Plötzlich befanden sie sich in der Schwärze des Weltraums. Unter ihnen stand bewegungslos eine große blaue, streifige Fläche, die Erde.
Sie befanden sich innerhalb des gewaltigen Spiegels, der viele Kilometer im Durchmesser groß war. Eine Ansammlung von kastenförmigen Containern war notdürftig zusammengeschlossen.
Licht drang aus einer offenen Lichtschleuse. Eine unförmige Gestalt trieb mit vorsichtig dosierten Stößen aus einer Plasma-Pistole von einer Rippe des spinnennetzartig ausgebreiteten Spiegels in die Schleuse hinein. Sie schienen mit ihm die Schleuse zu betreten. Magnetschuhe klammerten sich klankend an das, was man als das Unten eingeteilt hatte.
Innerhalb eines Kontrollraums saß ein halbes Dutzend Menschen. Techniker. Mayor kannte die Autisten von Abbildungen, er hatte noch nie einen persönlich gesehen. Jetzt stellte er fest, daß sie noch abenteuerlicher aussahen, als er sie in Erinnerung hatte.
Sie rauchten Joints, manche aus Wasserpfeifen, die fest an ihre Arbeitstische geklammert waren. Manche waren nackt, andere hatten noch Teile der Raumanzüge an. Andere waren in bunte Fetzen oder Lumpen gekleidet. Fast alle hatten lange Haare, die sie über der Stirn mit bunten Bändern bändigten.
Sie hatten Kopfhörer um. Kehlkopfmikrophone umklammerten ihre Hälse. Sie arbeiteten ruhig und konzentriert. Ab und zu stand ein leises Lachen im Raum. Sie waren große Kinder. Sie wußten nicht, was sie taten. Sie
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