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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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gegenseitig.«
    Mayor biß sich auf die Lippen und half dem mächtigen Zentauren auf die Hufe. Diesmal stieg Jana nicht auf seinen breiten Rücken, sondern lief leichtfüßig vor ihm her. Ihre nackten Füße klatschten auf dem kalten Beton der Halle, von dem der Teppichboden längst abgefault und abgefressen war.
    Jetzt hörten sie Geräusche von draußen. Scharfe Befehle, über ein Megaphon gegrölt, die offenbar ihnen galten – oder den paramilitärischen Truppen, die zum Angriff auf das Kongreß-Zentrum angetreten waren.
    Keuchend liefen sie die langen Gänge hinunter, hetzten die stillstehenden Rolltreppen hinab, taumelten durch riesige Cafes und Restaurants, auf deren Stühlen noch Skelette tafelnder (einst) Gäste lagen und kamen in das tiefste Geschoß, in die nur noch teilweise arbeitenden Maschinenräume, in den Computerraum der Klimaanlage, die übrigens niemals richtig gearbeitet hatte, weil der leitende Ingenieur – vor über einhundert Jahren – über seiner Aufgabe wahnsinnig geworden war.
    VacQueiros war plötzlich neben Mayor. Der dunkle Mann lief leichtfüßig, scheinbar ohne Anstrengung. Er keuchte nicht einmal, als er zu Mayor sagte: »Deine Hand. Du mußt auf sie aufpassen. Sie sendet Impulse aus, nach denen man uns orten kann.«
    »Soll ich sie mir wieder abhacken lassen?« fragte Mayor bissig. »Ich hatte mich gerade an sie gewöhnt.«
    »Du mußt ihr einen mentalen Mantel geben. Versuche, dich auf ihre Impulse zu konzentrieren. Ich werde sie verstärken, damit du sie orten kannst.«
    Mayor stolperte und fluchte. Er raffte sich auf, lief weiter, und plötzlich hörte er das leise, melodische Ticken. Es erinnerte ihn an eine altertümliche Zeitbombe.
    »Nein, keine Bombe, aber ein Ortungssender.«
    »Verdammt noch mal, kann man nicht einen Gedanken mal für sich behalten?« schrie Mayor.
    »Später. Jetzt ist deine Hand eine Gefahr, aber du kannst sie abwenden!«
    »Wie denn?«
    »Denke in Haß!«
    »Was?«
    »Denke so haßerfüllt an deine Hand, daß dein Haß alles andere auslöscht, auch dieses verdammte Ticken!«
    Und Mayor haßte! Er dachte an seine Hand, dachte an den Schmerz und an den Mann, der ihm das alles angetan hatte. Er dachte an Rache, und daß er jetzt eine Truppe beisammen hatte, mit der er seine Rache ausüben konnte. Er würde sie zusammenfassen, bis sie zu einem tödlichen Instrument geworden war, das den Alten vernichten würde. Den Alten und seine Handlanger.
    Handlanger!
    Wie er den Chirurgen, der sich Künstler nennen durfte, ausgelöscht hatte.
    Gut so! Weiter! Lasse deinen Haß endlos kreisen! Dann werden sie uns nicht entdecken.
    Aufatmend blieb die kleine Gruppe stehen. Sie befanden sich an einem kleinen, sanft erleuchteten Bahnhof, von dem Einschienenwagen abgingen.
    »Wo sind die anderen?« rief Mayor. Er dachte an das halbe tausend Nomans, die vor kurzer Zeit noch eben fröhlich mit ihnen gefeiert hatten.
    »Verstreut. Weg. Verteilt in diesem Gebäude. Manche ganz woanders. Viele gar nicht mehr in Berlin. Auf diesen Dreh hier sind sie noch nicht gekommen!« sagte Ruppert III grimmig.
    »Welcher Dreh?«
    »Na, dieser kleine Bahnhof hier unten. Die Mächtigen, die vor vielen Jahrzehnten ihre Feste und Kundgebungen oben feierten, dachten auch einmal an eine Lösung, wie sie entkommen könnten, falls ihnen der Mob einmal verdientermaßen auf den Pelz rücken würde. Der Fluchtweg wurde von uns zu einem ähnlichen Zweck offen gehalten und gut gepflegt. Heute ist es soweit. Ihr könnt ihn benutzen.«
    »Ihr? Wer?« fragte Mayor etwas dumm.
    »Na, ihr, die ihr mit den Gedanken sprechen könnt«, sagte der Noman-Führer wild. »Haut ab, verzieht euch! Brennt mit meinen liebsten Töchtern durch. Ich wünschte, ich könnte mit euch kommen. Aber ich werde hier gebraucht. Ich muß diesen Sauhaufen hier in Ordnung halten! Ohne mich schlagen sie sich die Köpfe ein oder rennen den Relax in die Arme.«
    »Sie werden euch verhören, Vater«, sagte Jana sanft.
    »Ja, sicher, aber sie werden nicht mehr rauskriegen, als daß ihr mit diesem Ding hier geflohen seid. Und da die Bahnen meines Wissens nach von einem willkürlichen System gelenkt werden, kann ich beim besten Willen nicht sagen, wo ihr wieder auftauchen werdet. Euch nicht und den Konzernen nicht.«
    »Eine Fahrt ins Ungewisse«, sagte der Indianer spöttisch. »Ich würde sie auf meiner guten alten Moto Guzzi vorziehen.«
    »Sieh sich einer diesen Kerl an!« ereiferte sich der Noman-Führer. »Sagt den ganzen Tag kaum ein

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