Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
befolgten Befehle.
Befehle von unten.
Die Szene wechselte.
Mit einer plötzlichen Wut sah Mayor den breiten, weißhaarigen Mann, der ihm die Hand geraubt hatte. Deutlich, vielleicht deutlicher als den anderen, wurde ihm die feine weiße Linie um das Gelenk der rechten Hand des Mannes gezeigt.
Die Wut verdunkelte seinen Geist, aber nur für den Bruchteil von Sekunden. Die ganze Szene dauerte nur Sekunden. Der weißhaarige mächtige Mann war plötzlich weggewischt, und sie sahen alle dessen Befehlsempfänger auf der Erde, Techniker wie die da oben, nur uniformiert, diszipliniert, gespannt, ans Gehorchen gewöhnt.
Nehmt Euch jeder einen vor! Jana, Du nimmst den am großen Monitor! Osmo, kümmere Dich um den Dicken in der Ecke, der den Computer füttert! Freya, für Dich ist dieser lange Glatzkopf bestimmt! Indianer, nimm den Kleinen mit dem Backenbart! Mayor, konzentriere Dich auf den Mann, der in der Mitte steht und die Verbindung zum Alten hält!
Was sollen wir tun?
Alles! Bringt sie durcheinander! Lenkt sie ab! Laßt sie ihre Aufgabe vergessen! Gebt ihnen Träume ein, Alpträume! Macht sie wahnsinnig oder amüsiert sie. Die Mannschaft da oben ist auf ihre Weisungen angewiesen. Die da oben dürfen keine klaren Befehle mehr bekommen! Zaubert schön, Kinder. Auch Ihr seid Magische Menschen!
Da war das Wort, und jeder wußte, daß es stimmte. Mayor konzentrierte sich auf den Mann in der Mitte des kugeligen Raumes. Der Techniker aus der Kaste der Servis hatte ein angenehmes Äußeres, aber wenn man ihn näher betrachtete, war sein Gesicht von verbotenen Leidenschaften verwüstet. Mayor versuchte, in diesen Menschen einzudringen. Der Mann lauschte auf die Befehle aus seinen Kopfhörern. Er war darauf gedrillt, jeden Befehl sofort weiterzugeben. Plötzlich verstummten die harten, messerscharfen Befehle. Der Mann grinste vergnügt, weil er sich plötzlich in einem angenehm duftenden Bad befand. Von Ferne hörte er gedämpftes Kichern. Der Mann hatte ein Messer in der Hand und träumte davon, das Messer zu benutzen, das Kichern in Schreie zu verwandeln und zu beobachten, wie sich das duftende Wasser mit schwärzlichem Blut vermischte. Das Grinsen des Mannes verschwand schlagartig, als er fühlte, daß der Boden unter ihm nachgab. Die weichen Teppiche unter ihm verwandelten sich in einen stinkenden, bodenlosen Morast. Er sank unaufhaltsam tiefer. Er schrie, aber kein Ton kam von seinen Lippen. Jetzt hörte er den Ursprung des Kicherns, aber es waren nicht die rosigen willigen Geschöpfe, die er sich eingebildet hatte. Das Kichern kam von den unmenschlichen schnappen den Schnauzen jener Wesen, die in dem Sumpf lebten. Gesperrte Schnauzen schossen auf ihn zu. In einer Agonie des Schmerzes versank sein Bewußtsein.
Danke! Das genügt!
Das Licht um sie herum flammte zu blendender Helligkeit auf und versiegte. Es schien von einem Moment zum anderen stockdunkel geworden zu sein.
Mayor rieb sich die Augen.
»Ja, kommt ihr nun endlich, oder …?«
Mayor erwachte wie aus einem schlimmen Traum. Ausgerechnet Ruppert III, den er längst geflohen wähnte, stand breitbeinig vor ihnen und schnauzte sie mit seiner rauhen, etwas versoffenen Stimme an.
»Wir haben uns noch kurz erlaubt, die Bedrohung abzuwenden«, sagte VacQueiros würdevoll. Der Magische Mensch erhob sich, strich sich mit beiden Händen durch seine nach allen Seiten abstehenden korkenzieherartigen Locken, glättete die Bügelfalten seines grauen Flanellanzuges und lächelte leicht.
»Bedrohung abwenden?« erregte sich Ruppert. »Da hat’s doch nur irgendwo einen Kurzschluß gegeben. Die übliche Servis-Schlamperei. Jetzt kommt nach unten. Die anderen warten schon!«
Jana wollte protestieren, aber Freya lächelte ihrer Halbschwester beruhigend zu. Alle standen immer noch unter dem Eindruck ihrer gemeinsamen PSI-Arbeit. Sie alle hatten schon mit ihren PSI-Fähigkeiten experimentiert, die anderen viel mehr als Mayor, aber in einer solchen Gemeinschaft hatten sie noch nicht gearbeitet.
Osmo erhob sich mühsam auf seine Hufe. Mayor entdeckte, halb belustigt, daß der Tier/Mensch Hosenträger und eine Motorradbrille trug. Das breite, rotbärtige Gesicht war blaß.
»Seine Herzen«, sagte Jana, wie erklärend.
Mayor lachte trocken. »Welches denn? Das rechte oder das linke?«
»Das linke«, antwortete Jana so ernsthaft, daß dem ehemaligen Söldner ein Schauder den Rücken hinunterlief, »das linke Herz ist schwach, die beiden stören sich manchmal
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