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Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster

Titel: Die Terranauten TB 03 - Planetenmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Augen und war mit einem Satz bei dem Gleiter. Sein zweites Ich folgte nur eine Sekunde später.
    Sayrin spürte, wie das Netz zog und zerrte und nach oben steigen wollte.
    Nein, dachte sie grimmig. Noch nicht.
    Geduckt rannte sie durch den Regen. Ihre nackten Füße ließen das Wasser der Pfützen aufspritzen. Das Wasser war handwarm.
    David war es gelungen, die Bodenluke des Gleiters zu öffnen. Das gelbe Licht, das durch die runde Öffnung fiel, ließ die Tropfen funkeln.
    Schon hatte er sich hochgezogen, war verschwunden, dann erschien sein Arm, und er half Sayrin hinauf. Das zweite Ich verschloß die Luke.
    Erschöpft kauerte sich Sayrin auf den Boden.
    Dieser Gleiter, erkannte sie, war kleiner als jener, mit dem sie in der Stadt der Grauen eingetroffen war. Hier gab es keinen Kerker, keinen engen Tunnel.
    Vor ihr befanden sich drei stabile Sessel und eine verwirrende Vielfalt von Knöpfen, Lampen, Schaltern und handtellergroßen Glasflächen.
    Einiges davon erinnerte sie an ihren Besuch im Boot, zu dem die Talkinder bei ihrem ersten Zweitsommer geführt wurden, um sie an das Schicksal der Ahnen zu mahnen und ihnen ihren Ursprung zu zeigen.
    Von den Sternen kommen die Calharen, dachte Sayrin müde. Von dem Raum über dem Himmel, von der Erde, der fernen Erde …
    Sie war tropfnaß, und hier im Innern des Gleiters war es kühl. So kühl, daß sie fror.
    David und sein zweites Ich nahmen in den Sesseln Platz. Sie hantierten an den Schaltern. Die kleinen Lampen leuchteten auf. Der Boden vibrierte. Brummen ertönte. Der Gleiter ruckte. Einige der matten Glasflächen wurden hell, und zu Sayrins Erstaunen waren sie Fenster.
    Fenster von einer Art, die Sayrin bisher noch nicht kennengelernt hatte.
    Sie sah in den Fenstern den Regen und die Grasschrecken und die Gebäude der grauen Menschen, die nach dem Überfall der Insekten an gesplitterte Zähne erinnerten.
    Der Gleiter erhob sich in die Luft.
    Durchstieß die Schwärme der Grasschrecken.
    Durchstieß die Wolken.
    Schwang sich hoch hinauf in das Grün des Firmamentes, wo es keinen Regen gab und die Sonne unnahbar glühte und brannte.
    Sayrin schloß die Augen.
    Sie waren entkommen. Die Angst und der Schrecken lagen hinter ihnen. Sie brauchte sich nicht mehr vor den grauen Menschen zu fürchten.
    Bald, hörte sie Davids stimmlose Worte in ihren Gedanken, bald bist du wieder Daheim. Sayrin lächelte.

XI
    Die Wirkung des nullpsionischen Medikamentes war verflogen.
    Mit seinen PSI-Kräften löste Claude Farrell die Gurte, die ihn an den Sessel ketteten, und vorsichtig zog er seinen Kopf unter der Wölbung der Psycho-Haube hervor.
    Seine Hände bebten.
    Er fühlte sich schwach und ausgelaugt. Das Verhör hatte ihn Kraft gekostet. Die Anstrengung, den hypnotischen Einflüsterungen des Verhörcomputers standzuhalten, die Schmerzen, die die Elektroden in sein Nervensystem geschickt hatten …
    Farrell schauderte.
    Es ist vorbei, sagte er sich benommen. Vorbei.
    In der Luft, wie blasser Nebel, schwebten die Jin- Sporen.
    Der Treiber stand auf, reckte und streckte sich und trat mit unsicheren Schritten an den Tisch. Mechanisch holte er einen Zigarillo aus der Packung, schob ihn zwischen die Lippen und zog heftig.
    Die Spitze glühte auf.
    Farrell rauchte und musterte die reglosen Gestalten auf dem Boden.
    Grün bemooste Leiber.
    Augen von der Farbe einer saftigen Wiese. Efeu, der über die Wangen wucherte.
    Die Queens, die Gardisten und der Techno atmeten noch. Sie waren nicht tot. Die Jin -Spore tötete nicht. Sie brachte nur die Träume.
    Träume, wie sie nur von Grauen geträumt werden konnten.
    Und während sie träumten, flickte die Jin -Spore das zerschnittene Netzwerk der Synapsen des Gehirns zusammen, beseitigte die Konditionierung und erweckte die Gefühle zu neuem Leben.
    Neues Leben, durchfuhr es Farrell. Das ist es, was die Grauen erwartet: Ein neues Leben. Wenn sie aus ihren Träumen erwachen, werden sie keine Grauen mehr sein, sondern Menschen mit Gefühlen, mit Hoffnungen, Ängsten und Sehnsüchten.
    Jin schenkt ihnen die verlorene Menschlichkeit.
    Farrell rauchte.
    Er machte sich keine Sorgen. Längst schon waren die Jin -Sporen durch die Klimaanlage in alle Räume und Korridore der Bergstation verteilt worden.
    Jeder einzelne Graue lag nun träumend und bemoost auf dem Boden und wartete, ohne es zu wissen, auf seine zweite Geburt.
    Der Treiber ließ den Zigarillostummel fallen, zertrat ihn sorgfältig und ging dann zu der Frau, die das Verhör geleitet hatte.

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