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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Gral, und mit jeder Sekunde wuchs sein Entsetzen.
    »Sie bringen sich um«, flüsterte Shadrian. »Sie bringen sich alle um. Sie stürzen sich in die Tiefe, schneiden sich die Pulsadern auf, erschießen sich, schlucken Gift … Selbstmord.
    Eine Selbstmord-Epidemie.«
    Gral schluckte.
    Seine Stimme klang krächzend, als er fragte: »Was ist mit Daun? Oder Jarreux?«
    Der Ruinenkönig hob die Schultern.
    »Vielleicht sind sie tot. Vielleicht. Meine Agenten konnten die Stahlkammer nicht erreichen. Jeder, der sich dem Verwaltungsturm auf fünfzig Meter nähert, verfällt ebenfalls dem Wahnsinn.«
    Düsenkopter gerieten in Sichtweite.
    Sie schossen kleine Raketen ab, die auf dem Dach einschlugen und zerplatzten und Schwaden grünen Gases freigaben.
    Lähmgas, dachte Gral.
    Aber das Gas hatte keine Wirkung auf die Selbstmordsüchtigen. Zu Dutzenden erkletterten sie die Gitterbrüstung und fielen in den Tod. Und während des Sturzes verloren ihre Gesichter den entsetzten Ausdruck und sahen fast friedlich, fast entspannt aus.
    Wie bei Zamuel! erkannte Gral.
    »Engramm-2«, sagte er heiser. »Engramm-2 ist die Todesangst, die den Infizierten umbringt.«
    Vermutlich, dachte er, haben Daun, Jarreux und Sylke die PSI-Infektion verbreitet. Gott, was geschieht, wenn die ganze Stadt davon erfaßt wird?
    In Zürich leben mehr als hunderttausend Menschen …
    Aus einem verborgenen Lautsprecher ertönte die monotone Stimme eines Söldners.
    »Neues Filmmaterial aus Zürich über Satellit. Liveübertragung.«
    Ein Schatten glitt durch das Holo-Feld. Dann stabilisierte sich das dreidimensionale Bild wieder. Es zeigte das monumentale Hauptportal des fast fünfhundert Meter hohen Gebäudes.
    Schmorspuren von Laserstrahlen hatten einen Teil des Glasportals angegriffen.
    Eine schattenhafte Gestalt wurde im dunklen Hintergrund des Foyers erkennbar. Die Gestalt stolperte weiter auf die Kamera zu und trat über die Schwelle in das glosende Abendlicht.
    Ein Mann.
    Ein uralter Mann. Abgemagert bis zum Skelett.
    Schorf bedeckte an den Gelenken die verrunzelte Haut. Der Schädel war der Schädel eines Toten.
    »Daun!«
    Gral schrie unwillkürlich.
    Shadrian sah atemlos zu.
    Eine bläuliche Aura umspielte den Generaldirektor, der zum ersten Mal seit langen Jahren die Stahlkammer verlassen hatte.
    Zwei weitere Gestalten tauchten hinter ihm auf.
    Anatol Jarreux und Sylke Terza.
    Auch sie wurden von dem blauen Glanz umflackert.
    Als die Kamera auf eine weitere Vergrößerungsstufe umschaltete, sprangen die Gesichter näher.
    Sie waren bleich. Fremd und bleich. Natürlich war es Einbildung, aber Gral glaubte die Angst zu riechen, die ihre Seelen umklammert hielt.
    Die Angst von Wesen, die erst in Jahrhunderten geboren wurden, um auf einem fernen Planeten einen gewaltsamen Tod zu sterben.
    Angst, die durch die Dimensionen gesickert und in diesem Raum-Zeit-Kontinuum eingefroren war.
    Die Luft vor den drei Menschen waberte plötzlich.
    Gral ballte, die Fäuste. Er ahnte, was geschehen würde.
    Das Wabern verdichtete sich. Umrisse schälten sich heraus. Die Umrisse eines schwarzhaarigen, jungen Mannes, der sabberte und blöde vor sich hin grinste.
    Der Idiot.
    Der Idiot aus Transkom-12.
    Personifizierte Todesangst und Todessehnsucht der Psioniker aus der Zukunft.
    Die Manifestation von Engramm-2 hielt einen Laser in der Hand. Der Laser sah anders aus als die Waffen, die Gral kannte. Er war schlanker, zierlicher und besaß ein ungewöhnliches Design.
    Der Idiot hob den Laser und legte auf Daun an.
    Er schoß.
    Gral wandte den Blick ab.
    Als er wieder zum Holo-Feld hinaufsah, lagen Daun, Anatol Jarreux und Sylke Terza reglos auf dem Boden. Ihre Augen waren gebrochen. Die blaue Aura war verschwunden.
    Der Idiot grinste verzückt und kauerte nieder, und Speichel tropfte aus seinem halb geöffneten Mund.
    Das Holo-Feld erlosch.
    Gral und Shadrian sahen sich an.
    »Es liegt an den Präkog-Experimenten«, preßte der Ruinenkönig hervor. »Jodekain hat irgend etwas mit seinen verdammten Experimenten zur Erde gelockt.
    Ich war in der Festung, Gral, als Engramm-1 materialisierte. Diese Sehnsucht, diese herzzerreißende, furchtbare Sehnsucht. Nistete sie noch immer in den Mauern?«
    Gral nickte schweigend.
    »Ich habe Chelsea Bericht erstattet«, fuhr Shadrian fort. Nervös ging er auf und ab. »Chelsea verlangte, daß ich Jodekain auf unsere Seite ziehe. Er wollte den Ring. Er wollte der Finger sein, der den Ring trug, und ich bekam den Befehl, die Präkogs mit

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