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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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öffnete sich.
    Gral blickte in die roboterhaft starren Gesichter zweier schwarzuniformierter Söldner. Sie hielten schwere, polierte Laserkarabiner in den Händen. An ihrer rechten Brust funkelten zwei Fluoreszenzbuchstaben.
    GC.
    General Chemical!
    Gral stieß pfeifend die Luft aus der Lunge.
    Söldner der Security Agency, die sich bei General Chemical verdingt hatten, in Bonn, in der Hochburg der Marodeure, der Plünderer und Mörder!
    Steifbeinig schritt Gral über die Türschwelle. Die Pforte schloß sich hinter ihm und sperrte den Schwarzbart und seinen Begleiter aus.
    Vor Gral erstreckte sich ein großer Saal.
    Auch hier Teppiche, getäfelte Wände. Dazu kostbare Skulpturen und Gemälde – verschollen geglaubte Bilder von Künstlern wie Dali, Picasso, Max Ernst, Rembrandt und einem halben Dutzend anderer Berühmtheiten, wie Gral erkannte – und antike, perfekt restaurierte Barockmöbel. Schwere Samtvorhänge verdeckten die Fenster. An den Wänden standen reglose Söldner. Sie waren ebenfalls mit Laserkarabinern und Nadelgewehren bewaffnet.
    Ein Palast, dachte Gral. Der Palast des Ruinenkönigs.
    Er drehte den Kopf und blickte zur Stirnseite des Saales.
    Ihn überraschte es nicht, einen thronartigen Sessel auf einem mit schwarzem Tuch bespannten Podest zu entdecken.
    Auf dem Thron saß ein kleiner, kraushaariger, unscheinbarer Mann. Er trug ein silbernes Jacket und eine weiße, weitgeschnittene Hose. Sein Mund war ein dünner Strich. Die Nase war klein und platt. Die Augen lagen unter buschigen Brauen.
    Gral unterdrückte einen überraschten Laut.
    Er kannte diesen Mann.
    Der Ruinenkönig war niemand anders als Shadrian, Europa-Manager von General Chemical.

VII
Gefrorene Angst
    Gral verschränkte die Arme, fuhr sich mit der Zunge über die blutenden Lippen und sah den Ruinenkönig abschätzend an.
    »Sie also«, sagte Gral langsam, »sind der Oberhalunke von Bonn. König nennen Sie sich, Shadrian? Was ist das für ein Monarch, der über eine Bande von Strauchdieben und Halsabschneidern herrscht?«
    Shadrian schnitt eine Grimasse.
    Ungeduldig deutete er auf einen hochlehnigen Stuhl in der Nähe seines Throns.
    »Nehmen Sie Platz, Gral«, forderte der Ruinenkönig. »Und lassen Sie diese albernen Bemerkungen. Wir haben wichtige Dinge zu bereden.«
    Müde, mit schmerzenden Gliedern ließ sich Gral auf dem Polsterstuhl nieder.
    Diese Müdigkeit, dachte er. Seit der Operation lastet sie auf mir. Liegt es an dem Anti-PSI-Transplant?
    Er wünschte, Ricarda danach fragen zu können, doch Ricarda war verschwunden. Gral hob den Kopf.
    Shadrian schien seine Gedanken zu erraten. »Ihre beiden Begleiter leben«, erklärte er. »Ihnen ist nichts geschehen.«
    »Wo sind sie?«
    »In Sicherheit.«
    Shadrian faltete die Hände. Seine Lider zuckten nervös, und die Unruhe, die von ihm ausging, war für Gral körperlich spürbar.
    Der Ruinenkönig, analysierte Gral, hat Angst. Er fürchtet sich so sehr, daß er sich nicht einmal die Mühe macht, seine Angst zu verbergen.
    Der SD-Direktor sah verstohlen zur Seite. Und jetzt entdeckte er auch in den scheinbar starren Maschinengesichtern der Söldner einen Hauch dieser kreatürlichen Furcht.
    »Ich verlange eine Erklärung«, sagte Gral scharf. »Das ist Kidnapping, Shadrian. Glauben Sie wirklich, daß Sie damit durchkommen? Eurochem …«
    »Eine Erklärung?« unterbrach der Ruinenkönig, und leise Hysterie schwang in seiner Stimme mit. »Ein Witz! Eine Zote! Sie verlangen eine Erklärung, Gral? Ausgerechnet Sie?«
    Shadrian sprang von seinem Thron und trat dicht an Gral heran. Er zitterte. Gral roch die Angst. Der Geruch war intensiv wie Fäulnis, Moder, Verwesung.
    »Sie wissen Bescheid, Gral«, stieß der Ruinenkönig schweratmend hervor. »Ich sehe es Ihnen an, daß Sie Bescheid wissen. Was geht in Zürich vor? In Zürich und hier in Bonn? Was geschieht, Gral? Antworten Sie!«
    Gral schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe nicht«, sagte er unsicher. »Und Ihr Benehmen erstaunt mich. Bonn ist exterritoriales Gebiet. Kein Konzern darf es wagen, die Trümmerstadt zu okkupieren. Und wie mir scheint, ist General Chemical verantwortlich für die Plünderungen und Morde der Marodeure. Das ist Ihr Ende, Shadrian. Jetzt haben Sie nicht nur Eurochem gegen sich, sondern auch Kaiser’s Energy Corporation, Alfa Mercedes und …«
    Er verstummte.
    Shadrian ist verrückt, dachte er entsetzt, als er den Glanz der Augen sah. Verrückt wie Jodekain. Er lebt nicht in der realen Welt, sondern in

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