Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
Winden, die den Staubsand heranwirbelten. Setzte man sich ihm ohne einen Abweiser aus, dann bedeutete das den sicheren Tod innerhalb weniger Minuten. Es waren fußlange Tuniken mit großen Kapuzen. Sie wurden am Hals, an der Taille sowie an den Fersen und Handgelenken zusammengeschnürt.
Gilco rührte sich noch immer nicht. Seine trüben Augen starrten blicklos in die Ferne.
»Und jetzt in die Boote!« riefen die Orgalla. »In die Boote!«
Hier und dort wurden Flüche gemurmelt, aber niemand wagte es, einem der Orgalla eine Beleidigung zuzurufen. Die Sandabweiser wurden festgezurrt, und die ersten Rantranen kletterten in die Suchboote des Ebenenseglers. Es waren muschelartige Schalen aus dunklem, vom Sand glattgeschliffenen Holz. Die dicken, wurstförmigen Ausleger waren mit Traggas gefüllt, so daß die Boote nicht in den Treibsandlachen einsinken können. Vervollständigt wurde die Ausstattung von einem fast zierlich und fragil wirkenden Mast, an dem jetzt noch schlaffe Segel baumelten.
Irgendein zarter Schüristi stimmte mit sanfter, vom Kummer geprägter Stimme einen melodischen Gesang an. Es war ein Singgebet, das um Schutz der Geister des Windes flehte.
»Halte die Schlucker fern von uns, lenke unsere Finger bei der Suche nach den Gasknollen. Schenk uns Winde, die unsere Segel blähen und uns in die richtige Richtung wehen. Oh, Herr des Schattenlandes, Fürst der Dunklen Horden, Djunath … wir beten zu dir und erflehen deinen Segen …«
»Oh, Herr des Schattenlandes«, fielen die anderen mit ein, »Fürst der Dunklen Horden. Wir verehren dich und erflehen deine schützende Gnade.« Nayala sah sich um. Hier und dort wurden insgeheim Fäuste geballt, und in so manchen kohleschwarzen Augen funkelte es voller Zorn und verhaltener Wut.
Lautes Zischen ertönte, als die Orgalla die prallen, ledernen Schläuche herantrugen, die Ventilklappen an den Auslegern der Suchboote öffneten und das Traggas in die Hohlkörper füllten. Die Schutzschilde waren inzwischen heruntergekurbelt, und wenn sich Nayala auf die Zehenspitzen erhob, konnte sie hinaussehen auf eine weite graubraune Landschaft, über der wirbelnde Sandschleier wehten. Hier und dort erhob sich der Stamm eines Krüppelbaums, und die windgebeutelten Äste waren wie anklagende Finger, die vergeblich versuchten, gen Himmel zu zeigen. Dies war die windabgewandte Seite des Ebenenseglers. Von hier aus gesehen sah noch alles recht harmlos, wenn auch wenig einladend aus. Aber die Drachenhexe war davon überzeugt, daß dort draußen, in der Umarmung der Böen, alles anders sein würde. Die Furcht in den Gesichtern der Rantranen – sie schienen sich nur durch die Beschaffenheit der Augen von Menschen zu unterscheiden – sagte mehr als viele Worte.
»In die Boote! In die Boote! Sucht die Gasknospen, auf daß der Pilgersegler seine Fahrt fortsetzen kann.«
Die Orgalla knirschten mit ihren Schnabelmündern. »Das Fest erwartet uns. Und euch die Freiheit. In die Boote! In die Boote!«
»Halt, wartet!«
Die Stimme glich einem finsteren Grollen, und Nayala spürte plötzlich etwas, nach dem sie am Abend zuvor vergeblich getastet hatte. In dem blockierten Bereich ihres Hirns kribbelte es. Sie wechselte einen raschen Blick mit Yronne MilVira, die es offenbar ebenfalls fühlte, und wandte sich dann in die Richtung, aus der das Knurren gekommen war.
»Ein Verflucher«, murmelte es furchtsam in Nayalas Nähe. »Es ist ein Verflucher.« Und hornige Hände bedeckten Augen.
Die Gestalt war von annähernd humanoider Statur. Sie trug einen rußlangen und mehrfarbigen Kilt, in dem die Rottöne überwiegten. Stickereien formten sonderbare Muster, die sich in Brusthöhe vereinten und einen feuerspeienden Drachen zeigten. Der unter der Kapuze halb verborgene Kopf war offenbar ganz von einem dichten, silbergrauen Pelz bedeckt, und die Augen …
Es waren keine Augen.
Dort, wo sich die Pupillen hätten befinden müssen, klebten zwei murmelförmige Malachitsplitter.
»Nayala«, flüsterte Yronne heiser. »Merkst du es? Diese grünen Steine … diese Malachite …«
Die Drachenhexe nickte rasch. Ja, es ging eine Kraft von ihnen aus, der der ähnelte, die sie verloren hatten. PSI? Nein, es war etwas anderes, etwas ähnliches – das doch grundverschieden war.
Selbst die Orgalla schwiegen nun. Einige der Vogelleute neigten sogar die Köpfe, um auf diese Weise ihren Respekt vor dem Verflucher zum Ausdruck zu bringen.
Die Gestalt hob beide Arme.
»Wartet«, grollte ihre Stimme
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