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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Gurgeln. Der zweite Bolzen traf den Amokläufer am Halsansatz. Gil-Coron blieb stehen, als sei er vor ein unsichtbares, aber massives Hindernis geprallt. Sein Brüllen verklang langsam. Er sank zu Boden und blieb reglos liegen. Die Orgalla luden nach, traten näher und legten erneut an.
    »Nein!« rief Yronne entsetzt.
    In diesem Augenblick durchlief eine schwere Erschütterung den Ebenensegler. Die Planken zu Nayalas Füßen hoben sich und schleuderten sie fast bis zur Decke empor. Drei oder vier Orgalla stiegen mit flatternden Schwingen auf. Stimmen schrien, Körper bildeten ein schier unentwirrbares Durcheinander.
    »Es sind Schlucker!« rief jemand, und andere Stimmen nahmen den Schrei sofort auf. »Es sind Schlucker!« ertönte es von überall her. »Schlucker!«
    Die Planken barsten.
    Sandgelbe, mit Saugnäpfen versehene Tentakel tasteten sich aus den Ritzen in die Kammer. Zwei Suchboote wurden zerfetzt, als ein kolossales Maul die Außenwand des Seglers unmittelbar neben den heruntergekurbelten Schilden durchbrach und zornig um sich schnappte.
    Chaos brach aus.
    Entweichendes Traggas zischte.
    Nayala fand irgendwo Halt, klammerte sich daran fest und zog sich in die Höhe. Ein Suchboot. Eine weitere Erschütterung. Die Halteanker des Bootes lösten sich. Es rumpelte und rasselte und klirrte, dann neigte sich der Bug in das Graubraun des Sandes. Die Ausleger tauchten ein in den zähen Staub, kamen dann wieder hervor. Der Auftrieb genügte. Nayala tastete um sich und zog sich über die Reling ins Boot hinein. Winde glitten am Rumpf des großen Ebenenseglers entlang, fauchten und heulten und blähten das Segel. Der Mast knirschte, und das Boot glitt wie ein Pfeil davon. Nayala kam wieder in die Höhe, schob den Ellenbogen eines Rantranen beiseite und blickte zurück.
    In dem Ozean aus Sand und Staub und Morast hatten sich hohe Wogen gebildet. Hier und dort tauchten schuppige Leiber aus der Tiefe empor, und ihre Tentakel ließen Holz brechen und wirbelten die Körper von Orgalla und Schüristi und anderen davon. Die Schreie waren nun fern, von den Böen gedämpft, vom Poltern und Ächzen des großen Seglers übertönt. Die riesigen Traggasbalken des Pilgerschiffes waren teilweise aufgeplatzt unter den wuchtigen Schlägen der Gefahrenbringer aus der Staubsandwuste. Funken, von auf Metall schabendem Metall erzeugt, hatten die Dämpfe in Brand gesetzt.
    Der Ebenensegler starb. Und die fliehenden Orgalla wurden von den Böen davongewirbelt, an dahinjagenden Trümmerstücken zerschmettert.
    Lichtsäulen flackerten über den Treibsandtümpeln, dunkle Schatten wogten in einem Derwischtanz. Dunkelheit verdrängte das Licht, und die Geister des Windes heulten in heiserer Wut.
    Nayala ließ sich zurücksinken. Die Böen trieben das Suchboot der Finsternis entgegen, den Bereichen, aus denen dumpfes Grollen drang, mitten hinein in die aufgewühlten Elemente.
    Die Blicke der Drachenhexe glitten an den Gesichtern derjenigen entlang, die sich ins Boot hatten retten können. Lippen bewegten sich in stummen Gebeten. Yronne MilVira und Gil-Coron Tschiad waren nicht unter den Insassen.
    Weit oben zog ein Falke seine Bahn, und sein Krächzen ging unter in dem Tosen.
     
    Als Yronne MilVira erwachte, hatte sie das Gefühl, ihr Körper sei mit tausend Hammerschlägen bearbeitet worden. Jedes Glied schmerzte höllisch, und sie brauchte einige Minuten, um sich davon zu überzeugen, daß sie sich nichts gebrochen hatte.
    Der Boden, auf dem sie lag, wiegte sich langsam und träge hin und her. Sie schlug die Augen auf. Der Himmel war grau und düster und kalt, verhangen von Schlieren aus aufgewirbeltem Sand.
    »Werft ihn über Bord!« kreischte eine schrille Summe. »Werft ihn endlich über Bord. Er hat einen Verflucher angegriffen und einen Orgalla getötet. Er wird uns nur Unglück bescheren.«
    Mit einem ächzenden Stöhnen kam die Psychomechanikerin halb in die Höhe. Gil-Coron lag dicht neben ihr, mit großen, trüben Augen, eine Hand halb im Staubsand, reglos, wieder in Agonie gefangen.
    »Und die Frau ebenfalls. Werft auch sie über Bord. Seht ihr nicht die Augen? Vielleicht ist sie gar ein Bastard!«
    Yronne sah zur Seite. Die Worte kamen von einer Rantranen, einer alten Frau mit zerfurchtem Gesicht und funkelnden Kohleaugen. Sie hockte auf der anderen Seite des Traggasbalkens. Die anderen Schiffbrüchigen – drei weitere Rantranen, ein Schüristi und vier Märmale – hingen aufmerksam an den schmalen Lippen der Hetzerin und warfen

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