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Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen

Titel: Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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vor der Liege hockende Rantranen neigte den Kopf.
    »Bring mir einen Kelch Wein!« befahl der Schwarze Fürst.
    »Sofort, Herr.«
    Der Rantranen eilte davon und kam einige Augenblicke später mit dem Gewünschten zurück. Seine Kohleaugen waren trüb, als er Djunath den Kelch reichte.
    Der Traumdiener neben ihm stöhnte erneut.
    »Was ist mit dir. Unwürdiger?« grollte der Schwarze Fürst. »Soll ich dich vielleicht in mein wirkliches Gesicht blicken lassen, auf daß du zu Staub zerfällst? Konzentriere dich; ich will deine Bilder träumen.«
    Und mit diesen Worten versenkte er sich wieder in die Gedankenwelt des Traumdieners. Streiflichter von Erinnerungen: ein Yrisith-Heim, die Wärme einer Partnerin, das Lachen von Kindern. Städte, Länder, Seen, Meere, Berge, Wälder weite Savannen und Wüsten. Djunath nahm Teil an Dutzenden von Wallfahrten, war Leiter einer Karawane, Händler in einer Sumpfstadt.
    »Zeig mir andere Bilder, Traumdiener«, murmelte er unwirsch. »Du langweilst mich.«
    Oh, das war interessant: Er stieß auf ein Konglomerat heftiger Empfindungen, verbunden mit Sachen und Personen-Liebe und Haß, Stolz, Melancholie, tiefe Depression … aber vor allen Dingen Haß. Haß auf Djunath, ohnmächtiger Zorn, der innige Wunsch nach Rache.
    Der Schwarze Fürst lachte.
    »Das gefällt mir«, knurrte er. »Weiter.« Und er benutzte die Gedanken des Traumdieners als Sprungbrett ins Netz hinein – die dünnen Fäden, die die Verbindungen zwischen Hunderten, Tausenden vielleicht sogar Millionen von verschiedenen Länder markierten, dünne Stege durchs Nichts, umgeben von grauschwarzer Leere, die Fallen, die seine Meherin geschaffen hatten, um Transitschleifenbenutzer während des Transfers zu separieren, die Sackgassen, die in Tote Bereiche führten.
    Erschließer? Hörst du mich. Erschließer? Antworte deinem Herrn …
    Aus der Ferne ertönte die ehrfürchtige Antwort: Ich höre dich, Herr der Dunklen Horden. Ja, ich bin hier. Ich habe etwas gefunden, Djunath, Schwarzer Fürst. Es handelt sich ganz offenbar um einen isolierten Bereich von Ohne Grenzen, Herr, ein Land, das abseits aller Transferstraßen des Netzes liegt.
    Der Traumdiener stöhnte. Djunath sah die Flamme des Schmerzes im Leib des Yrisith. Er schürte sie weiter.
    Die Transitschleifenzugänge sind alle blockiert, rief der Erschließer aus der Ferne. Das Land entzieht sich deiner Kontrolle. Aber ich habe etwas anderes gefunden, Herr. Sieh!
    Und der Schwarze Fürst sah.
    Es war ein Netzstrang, der sich von allen anderen unterschied. Er kam aus dem Nichts und führte ins Nichts, eine breite Allee mit hohen Mauern, die selbst ihm die Benutzung verwehrten.
    Djunath atmete schwer und richtete sich halb auf. Der Rantranen-Diener am Hand der Liege hob den Kopf, starrte in das wirkliche Gesicht des Schwarzen Fürsten und zerfiel schweigend zu Staub. Djunath achtete nicht darauf. Solche Kreaturen waren ersetzbar.
    Es könnte …
    Ja, gab der Erschließer zurück. Er sah mit den Augen des Zwischenreichs. Es war ein Meherin, der extra für die Aufgabe beschworen worden war. Einsamdomänen im Netz zu finden, Länder von deren Existenz der Schwarze Fürst bisher nichts gewußt hatte. Es könnte der blockierte Weltentunnel sein, die Straße in den anderen Kosmos, die seit dem Rückzug des Letzten Konstrukteurs der Vergessenheit anheimfiel.
    Djunath riß die Augen auf. Die magischen Flammen in seinem Gemach züngelten höher und knisterten.
    »Hast du gehört. Weises Mosaik?« Er lachte grollend. »Wenn das stimmt … Vielleicht brauche ich deine Hilfe bald gar nicht mehr. Du sagtest, ich sei ein Narr, erinnerst du dich?«
    Erschließer?
    Ich höre, Herr.
    Reiß die Mauern des Tunnels nieder. Aktiviere ihn und öffne die Zugänge.
    Djunath beobachtete, wie der Erschließer über die symbolisierten Mauern der Allee floß und sich dann gegen die Separierungsbarriere warf. Die anderen Netzstränge erbebten; die leuchtenden Flammenspuren einiger Transitreisender verloren die Orientierung und stürzten ins Nichts.
    Lücken entstanden in dem Hindernis, das einst der Letzte Konstrukteur geschaffen hatte.
    Eine Bresche.
    Der Erschließer quoll hindurch.
    Und für einen Augenblick sah Djunath in eine andere Welt hinein, in ein Tal, in dem sonderbare Buckel an den granitenen Bergflanken klebten. Und in das Gesicht eines Geschöpfes, dessen Züge vor Schreck wie erstarrt waren. Am Hals dieser Kreatur hing eine strahlende Kette.
    Die symbolisierte Allee des Weltentunnels

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