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Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume

Titel: Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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in jeder Beziehung, und deshalb war Laura jetzt bei ihm und hatte Colman verlassen.
    Colman las die hastig hingekritzelten Worte: »Mit deinem Vorgehen hast du den Bogen überspannt, mein Lieber. Noch heute reise ich ab. Wir werden uns nie mehr wiedersehen. Und verlasse dich nicht auf mein Vermögen. Nicht umsonst haben wir bei der Eheschließung Gütertrennung vereinbart. Ich beantrage die Scheidung und du bist ein armer Mann. Ist dir das klar? Und versuche nicht, mir zu folgen: Du kannst es nicht bezahlen, weil ich sämtliche Konten gesperrt habe. – Unterzeichnet: Laura!«
    Colman zerknitterte das Schreiben und dachte an Selbstmord. Doch er wußte, daß ihm dazu der Mut fehlte …
     
    Colman weinte, doch Merrin-kläck und Macson machten keine Anstalten, ihn zu trösten. Er mußte es allein schaffen.
    Jetzt kannten sie sein Geheimnis. Jetzt wußten sie, warum Colman ein Schürzenjäger geworden war und weshalb er als Treiber versuchte, vor etwas zu fliehen, vor dem es kein Entrinnen gab: der Erinnerung an seine größte persönliche Niederlage!
    Erst als Colman sich beruhigt hatte und mit leerem Blick zu Boden starrte, fragte Macson: »Und anschließend bist du erst Treiber geworden?«
    Colman nickte. Er schluckte mehrmals, ehe er hervorbrachte: »Ich war immer ein Feigling und Schwächling. Laura machte es mir deutlich. Ich bin ihr niemals wieder begegnet. Wahrscheinlich war das mein Glück.«
    »Vielleicht auch nicht?« philosophierte Merrin-kläck. Dann sagte er: »Du bist kein Einzelfall, Colman. Es gibt eine Menge Leute, die mit einem solchen Komplex herumlaufen, aber bei dir hatte es schlimmere Auswirkungen als bei den meisten. Wenigstens hast du keinen Selbstmord begangen. Jetzt ist dir die Vergangenheit wieder begegnet und du kannst dich fragen: Hast du in der Zwischenzeit nicht hinlänglich bewiesen, daß du kein Schwächling und kein Versager bist? Es ist nicht schwer, diese Frage zu beantworten, Colman, denn du bist ein Terranaut und hast deine ganze Kraft in den Dienst unserer gemeinsamen Sache gestellt, und du hast den Mut bewiesen, uns an deinem Geheimnis teilhaben zu lassen.«
    Colman lächelte verzerrt. »Vielleicht nur, weil ich es selber nicht mehr kannte?«
    »Jetzt sind wir an der Reihe!« murmelte Macson. »Einer nach dem anderen. Das Traumschiff kam zu Clarks-Planet und fördert die Wahrheit an den Tag.«
    »Du?« fragte Merrin-kläck.
    »Ja, ich!« Macson nickte.
     
    Das Computersignal schreckte Macson auf: Post! Er ging zum Ausgabefenster und öffnete die Klappe. Briefe und Päckchen wurden computergesteuert verteilt.
    Macson gehörte zur Klasse der Arbiter: die arbeitende Bevölkerung mit Berufen wie Verwaltungstechniker, Ingenieur, Wissenschaftler und dergleichen. Nur mit einem Intelligenzquotienten über einhundertfünfzig hatte man die Chance, in die Klasse der Summacums zu rutschen. Das waren die Genies.
    »Wenigstens theoretisch«, murmelte Macson vor sich hin.
    Das Kastensystem wirkte auf den ersten Blick gesehen gerecht, denn jeder wurde nach seiner Befähigung eingeordnet. Auf den zweiten Blick bemerkte man, daß die Kinder von Arbitern in der Regel ebenfalls Arbiter wurden. Die Kinder von Manags (der herrschenden Kaste) blieben Manags und die Nachkömmlinge von Relax (die arbeitslose Bevölkerung, die von sozialer Unterstützung lebte) wurden automatisch Relax. Das war keineswegs ein Beweis für die Vererbungstheorie, sondern ein Beweis für die Ungerechtigkeiten des Systems, denn wenn jemand eine höhere Kaste erreicht hatte, setzte er alle seine Beziehungen ein, um seinen Kindern das gleiche zu ermöglichen.
    Die Sache hatte noch einen Haken: Es war leichter abzusteigen als aufzusteigen!
    Macson wußte es aus eigener Anschauung. Seit man seiner Treiberbegabung auf die Spur gekommen war, wurde er gemieden. Aber er wehrte sich gegen die Außenseiterrolle, denn die Treiber mit ihren PSI-Kräften galten als Wesen, mit denen sich niemand einlassen wollte. Keiner ließ sich schließlich gern in »den Kopf hineinsehen«.
    Macson knirschte mit den Zähnen. Er, der als überaus gesellig galt, hatte keine Arbeit und keine Freunde mehr. Das war innerhalb von einer Woche geschehen.
    Macson war ein Computertechniker der ersten Garnitur, und nur sein »Makel« der PSI-Fähigkeit hatte ihn aus dem Beruf gedrängt.
    Er wog das Päckchen, das er per Post erhalten hatte, prüfend in der Hand. Alles in ihm sträubte sich dagegen, das Päckchen zu öffnen.
    »Es ist ein rabenschwarzer Tag!«

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