Die Terranauten TB 09 - Das Schiff der Träume
hätte es genutzt, hätte er sich nachträglich geopfert?
Seine Finger krallten sich in seinen Haaren fest. Er preßte seinen Kopf zusammen, als wollte er alle negativen Erinnerungen herausquetschen.
Das Transportschiff war von den Grauen Treibern nicht nach Shondyke gebracht worden, sondern zu einem anderen von den Grauen Garden kontrollierten Planeten. Dort hatten Spezialisten nur einen unerklärlichen Defekt an der Tiefschlafautomatik festgestellt. Ein schrecklicher Unfall, für den schließlich eine Ursache erfunden wurde, damit man den Fall zu den Akten legen konnte.
Laut psychiatrischem Gutachten hatte Fermens vorher nichts von seiner Treiberveranlagung gewußt. Sie war erst bei seiner Gefährdung erwacht. Der Vorgang hatte »seine Psyche nachhaltig gestört«, so daß man das Risiko nicht eingehen wollte, ihn länger bei den Grauen Garden zu behalten. Da er noch nicht endgültig zum Geheimnisträger geworden war, hatte man ihn entlassen können.
Ein einmaliger Fall.
Fermens war später freier Treiber geworden und hatte seinen Namen geändert. Erst seit diesem Zeitpunkt nannte er sich Fermens. Seinen vorherigen Namen hatte er verdrängt – wie die Erlebnisse auf dem Wahnsinnsschiff.
»Es ist vorbei«, murmelte er vor sich hin. »Verdammt, es ist vorbei. Seitdem hatte ich vor allem Visionen von Katastrophenschiffen. Meine hellseherische Fähigkeit hatte eine Vorliebe für solche Ereignisse, die mich im Wachzustand und auch in meinen Träumen verfolgten. Auch sie versuchte ich zu verdrängen. Damit wurde alles nur noch schlimmer.
Jetzt ist mir alles klar. Es erscheint so unglaublich einfach, daß ich nicht mehr verstehen kann, wieso ich erst jetzt auf die Hauptursache meines Psychotraumas komme. Es hat mein späteres Leben bestimmt. Ich gehe gern Risiken ein, weil ich nicht so sehr am Leben hänge wie andere, bin verschlossen und wortkarg. Dabei habe ich damals nichts anderes getan als das, was jede Kreatur tut: Ich gehorchte meinem Selbsterhaltungstrieb! Es war eine Art Notwehr, bei der ich die schlimmen Folgen nicht absehen konnte. Wer ist schon in der Lage, sich selbst zu opfern, wenn er die Möglichkeit hat, sich zu retten? Nicht umsonst gibt es in der menschlichen Gesetzgebung Paragraphen über Notwehr und Notstand. Der reine Instinkt ist das niedrigste aller Motive, aber was kann ich heute daran ändern? Wird die Schuld schmäler, wenn ich mich damit quäle? Ich glaube, jeder von uns hat seine Schuld zu tragen, unter der er unterbewußt leidet. Wir sollten zu dem stehen, was wir getan haben, und für die Zukunft daraus lernen. Dann haben wir aus dem Negativen einen positiven Nutzen gezogen.«
Er stand auf und führte sein Selbstgespräch fort: »Jede Art von Verdrängung macht letztlich krank. Konfrontation und Bereinigung sind ein Gesundungsprozeß. Ich habe den entscheidenden Schritt getan und werde besser sein als je zuvor. Jetzt habe ich eine Chance, mich der Illusion auf Clarks-Planet zu stellen und ohne Schaden daraus wieder auszusteigen, weil ich eine Realitätsflucht nicht nötig habe!«
Er verließ das Gebäude durch den Hauptausgang und trat auf den Parkplatz. Niemand war weit und breit zu sehen, doch als er den Parkplatz überquerte, sah er die Robotsonde. Sie schien nach ihm zu suchen, ihn jedoch nicht zu entdecken.
Also war er voll in die Illusion integriert – aber auch nicht so konsequent, daß für ihn die Robotsonde unsichtbar war, wie beispielsweise für die Siedler.
Fermens blieb stehen und konzentrierte sich auf die Sonde.
Er wollte, daß sie ihn entdeckte. Prompt schwebte die Robotsonde auf ihn zu.
Fermens winkte. »Alles klar, an Bord?«
Die Sonde war mit einem Lautsprecher ausgestattet. Die Stimme von Merrin-kläck klang auf: »He, du bist aus dem Nichts erschienen. Wie ist das möglich?«
»Die Illusion von Clarks-Planet erlaubt zwei Wahrnehmungsebenen: die der Wirklichkeit und eine andere, durch PSI-Energie erzeugte. Dabei ist die PSI-Energie so stark, daß alles real erscheint. Wir wurden bisher weitgehend davon verschont, weil wir uns unbewußt dagegen wehrten und uns an Bord abkapselten. Und jetzt werde ich nach den Drillingen und nach Bahrns suchen.«
»Was ist mit uns? Sind wir ebenfalls gefährdet?«
»Nur, wenn ihr euch nicht ständig vergegenwärtigt, was hier geschieht. So lange ihr darauf gefaßt seid, habt ihr die Chance, wieder auszusteigen – wie ich. Daß ich mit euch spreche, ist der Beweis.«
»Was hast du im Raumhafengebäude entdeckt?« bohrte
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