Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger
sie ein gewaltiges Energiepotential dar, und wir erfuhren vor einigen Monaten, wozu es dienen soll: Der Sternenfänger baut auch Projektoren, die mit denen vergleichbar sind, die in den Trichterschiffen des Neuen Konzils und den Rekrutierern der Architekten Verwendung finden. Es geht um Kaiserkraft, David. Aber niemand von uns hat eine Vorstellung davon, welchen Zweck diese Projektoren einmal erfüllen sollen.«
David war wie elektrisiert. Er beugte sich vor und starrte auf die gleißende Wand der Sonnensphäre. »Kaiserkraft«, wiederholte er langsam und erinnerte sich an die Verlockungen des Falschen im Labyrinthenen Heim. »Er muß es sein. Das falsche Spektrum …« Hatte sich das Teilego nach der Aufteilung von Ohne Grenzen befreien können? David drehte den Kopf und sah Myriam an. »Er will dieses Universum vernichten. Ich habe dir doch von der Entropiekatastrophe erzählt, der der Kosmos der Uralten zum Opfer fiel und die sich auch hier anbahnt. Die Kaiserkraftkonglomerate in meine Heimat sind vorerst von den Kosmischen Sporen eingekapselt worden. Aber das Gleichgewicht der Kräfte ist nicht stabil, Myriam. Darum muß ich den Weißen Stern bilden. Ganz offensichtlich plant das falsche Spektrum, dieses Universum in die Katastrophe zu stürzen, die auch der Pflanzenzivilisation der Uralten den Garaus machte. Er will ein Gott sein in der Dritten Welt.« David atmete schwer. Langsam begann er zu begreifen, warum ihn die Urbäume ausgerechnet in dieser stellaren Region in den Kontratransit geschickt hatten. »Du stammst mit ziemlicher Sicherheit aus einem Paralleluniversum, zu dem sich der Sternenfänger irgendwie einen Zugang verschafft hat. Ich verstehe nur eins nicht ganz genau: Warum verschleppt er so viele Treiber?«
»Er braucht PSI-Begabungen zur Steuerung der einzelnen Materiebrücken zwischen den Sternen der Sonnensphäre. Die energetische Balance ist außerordentlich empfindlich. Wir haben das schon mehrmals durch die Sprengung verschiedener Stellarbasen bewiesen. Der Sternenfänger entstammt dem Volk der Sonnenarchitekten, aber seine Artgenossen sind im Gegensatz zu ihm degeneriert und können die Aufgaben, die er ihnen zuweist, nicht mehr in dem erforderlichen Maße erfüllen.« Myriam gab ein verbittertes Schnauben von sich. »Mit den Treibern und Terranauten an Bord des Trägerschiffes steht dem Sternenfänger ein mächtiges Potential zur Verfügung. Wenn er es tatsächlich zum Einsatz bringen kann, ist die Vollendung der Sonnensphäre nur noch eine Frage der Zeit, David. Ich gehöre einem Einsatzkommando an, das die Wolke verließ und sich an Bord des Rekrutierers schlich. Wir wollten die Hibernanten noch außerhalb der Sonnensphäre befreien und nach Fresco bringen. Aber die automatischen Abwehrsysteme an Bord entdeckten uns. Nur ich konnte den Autarken Elektronischen Einheiten entkommen. Ich versteckte mich, schirmte mich ab und verhielt mich ganz still, aber als du an Bord auftauchtest …«
»Ich verstehe«, sagte David. »Es tut mir leid.«
»Wir sind ja davongekommen. Wir müssen irgendwie die Emigration informieren, David. Der Widerstand darf nicht länger nur Widerstand bleiben. Wenn du recht hast, geht es um weitaus mehr als nur die Freiheit einiger tausend Treiber und anderer PSI-Begabter. Wir müssen endlich in die Offensive übergehen. Die Rekrutierten dürfen auf keinen Fall in die Gewalt des Sternenfängers geraten …«
Auf dem Instrumentenpult begann eine rote Diode zu blinken, und es ertönte ein rhythmisches Piepsen. Myriam beugte sich vor und starrte erschrocken auf eine Monitoranzeige. Sie hatten sich inzwischen dem in der Schwärze vor ihnen schwimmendem Planeten weiter genähert, aber die Entfernung betrug noch immer einige Millionen Kilometer. »David?« fragte Myriam leise.
»Ja?«
»Ich glaube, wir erhalten keine Gelegenheit mehr, die Emigration zu benachrichtigen. Ich dachte, die Sonnenarchitekten an Bord des Trägerschiffes hätten unsere kleine Rettungskapsel nicht geortet. Das war ein Trugschluß. Wir werden verfolgt, David. Von schnellen und schwer bewaffneten Jägern …«
Kapitel 3
Der Sternenfänger
Auf den Außenbeobachtungsschirmen des Traktors gleißte und schimmerte die Sonnensphäre. Der Sternenjäger lag auf einer quasiorganischen Liege, die sich seinem schmächtigen Körper perfekt anpaßte, und der Blick seiner großen und wie Silber glänzenden Augen fiel auf die Anzeigen der vielen Instrumente. Die Antriebsaggregate summten stetig und gleichmäßig,
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