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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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und die Hütte betrat.
    In ihrem Innern war es fast stockdunkel. Ich brauchte eine Weile, um mich an die geänderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Ich selbst hatte den Eremiten noch nie besucht. Die Einrichtung stimmte mit den Erzählungen der Emigrantenernter überein. Einige Stühle aus einem holzähnlichen Material; in den Schneewänden Einbuchtungen, in denen tönerne Behälter und sonderbare Gebilde aus Metall standen; eine Liege – nichts weiter als ein weißes Polster; kein Schutz vor der Kälte. Im rückwärtigen Bereich der Hütte waren die undeutlichen Konturen einer Gestalt zu erkennen. Sie rührte sich nicht.
    »Eremit?« fragte ich unsicher.
    Die Gestalt trat einen Schritt vor und sagte: »Ich habe dich schon erwartet, David terGorden.«
     
    Der Eremit war alt, unglaublich alt. Tiefe Furchen zogen sich durch seine Haut, und die dunklen Augen hatten längst den Glanz der Jugend eingebüßt. Seine Haare waren so weiß wie der Schnee der Hütte.
    »Bist du ein … Lenker?« fragte David.
    Der alte Mann lachte leise. War er ein Muhadin? Nein, ihm fehlten einige charakteristische Merkmale. Aber um einen Menschen konnte es sich bei ihm auch nicht handeln. Er hatte schon auf Fresco gelebt, noch bevor sich der Sternenfänger einen Zugang in das Paralleluniversum verschafft hatte, aus dem ich stammte.
    »Nein. Ich diene dem Urbaum, das ist alles. Er stirbt. Er stirbt seit langer Zeit – seit Chagar damit begonnen hat, die Sonnensphäre zu bauen.«
    Ich sah mich kurz um. Hinter mir standen die beiden mentalen Zwillinge, und sie erwiderten meinen Blick und zuckten mit den Schultern. Raol und Damiro hatten die Hütte nicht betreten und hielten draußen Wache.
    »Ich wußte, daß ihr hierherkommt.« Er sah mich an, und ich hatte das Gefühl, als sondiere er mein tiefstes Inneres. »De Angriff erfolgte ganz plötzlich«, sagte er leise. »Die Emigranten der Basis hier hatten keine Chance. Nicht einem einzigen von ihnen gelang es, sich in den Transferkorridor zurückzuziehen und in den subplanetaren Anlagen Schutz zu suchen. Sie starben. Alle.«
    »Hat der Sucher schon seine Invasionsmoduln abgesetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß diese Welt dem Untergang geweiht ist. Der atomare Brand hat bereits begonnen.« Er wandte sich wieder David zu. Zwischen den beiden Männern bestand eine Verbindung, die ich nicht zu deuten vermochte. »Du hast deinen Konnexkristall verloren. Und damit konnte Chagar inzwischen das letzte Spektrum in sich aufnehmen. Die Gefahr ist größer denn je. Erbe der Macht.«
    David nickte ernst. »Ich weiß. Ich habe mir hier Hilfe erhofft, aber …« Er senkte den Kopf. Ich legte ihm kurz die Hand auf den Arm, und er schenkte mir ein zaghaftes Lächeln. In seiner Welt hatte ich ihn geboren. Eine solche Vorstellung fiel mir schwer.
    »Du hast Gefährten gefunden«, sagte der Eremit. »Und du wirst sie noch brauchen. Deine Aufgabe ist noch nicht beendet. Es sind nur noch wenige Sterne einzufügen, dann ist die Sonnensphäre vollendet. Eine große Verantwortung lastet auf dir, David.«
    »Der atomare Brand …«
    »Er wird diesen Bereich Frescos in wenigen Tagen erreicht haben. Das ist das Ende des Urbaums – und auch meins. Ihr aber … ihr werdet diesen Planeten verlassen.«
    Ich beugte mich rasch vor.
    »Wie?«
    Er sah mich erneut an, und diesmal glaubte ich, in seinen alten Augen so etwas wie gutmütigen Spott und einen Hauch Erheiterung zu erkennen. »Auch dir kommt eine besondere Rolle zu, Myriam. Du kennst sie noch nicht, aber es dauert nicht mehr lange, bis sie dir bewußt wird.«
    »Was für eine Rolle?« In meiner Magengrube breitete sich ein sonderbares Gefühl aus. Ich glaubte, etwas zu erahnen, aber ich war mir nicht sicher. Ich konnte mir nicht sicher sein.
    Der alte Mann breitete die Arme aus. Sie waren dünn, und die Haut wirkte wie brüchiges Pergament. Der Eremit trug keinen Mantel, aber die Kälte, die uns allen so sehr zusetzte, machte ihm offenbar überhaupt nichts aus. »Was ich mit der Hilfe der Seele des Urbaums sehe, sind Wahrscheinlichkeitsmuster, die einen deutlicher, die anderen dunkel und verschwommen. Ich darf dir nicht mehr sagen, Myriam. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du verstehen. Nur soviel: Es war kein Zufall, daß du diesem Mann neben dir begegnet bist.« Ruckartig stand er auf, drehte sich um und trat an eine der Wandnischen heran. Er holte einen ledernen Beutel hervor, öffnete ihn und reichte ihn David.
    »Das sind die letzten Misteln.

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