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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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überzeugt.

4
Myriam: Beim Eremiten
    Nacht gab es auf Fresco nicht. Die Zentralwelt der Emigration befand sich im Innern der Sonnensphäre – einer gleißenden Kugel aus dicht an dicht gepackten Sternen. Aber die Asteroidenschale filtrierte das Licht der vielen Sonnen, und darum war die dichte und nur sehr selten einmal aufreißende Wolkendecke eine graue Kuppel, die sich über die kalte Oberfläche Frescos stülpte.
    Als wir erwachten, hatte sich die Ladung der ersten Energiepatrone, die das kleine Heizgerät speiste, nahezu erschöpft. Wir sprachen nur sehr wenig, als wir zum Aufbruch rüsteten. Altac und Schira teilten einige Nahrungsmittelkonzentrate mit uns. Damiro starrte ins Leere, und Raol beschwerte sich schnaufend über die Kälte. Bei seiner Körperfülle hätte man meinen sollen, niedrige Temperaturen setzten ihm nicht so arg zu wie uns, aber das war offenbar nicht der Fall. Ich musterte David aus den Augenwinkeln. Sein Gesicht wirkte jetzt fast ausdruckslos, aber ich kannte ihn inzwischen gut genug, um darin ein latentes Schuldbewußtsein zu erkennen. Ich konnte mir vorstellen, was nun in ihm vor sich ging.
    Draußen hatte der Sturm nachgelassen, und es wehte der für Fresco so typische, sehr beständige Wind. Wir räumten die Schneebarriere wieder beiseite, montierten die Segler und setzten die Reise fort. Nach einer guten Stunde hatten wir die Zone der Schneedünen verlassen, und die metallenen Kufen knirschten über das ebene und halbtransparente Eis eines gefrorenen Ozeans.
    Ich steuerte meinen Segler näher an den Davids heran. »Früher einmal war Fresco eine Meereswelt«, wandte ich mich an ihn. Sein Gesicht war fast unter der dicken Kapuze des Schneewolfmantels verborgen. »Es gab hier sogar eine primitive Kultur, die einen Weltenbaum verehrte. Wir wissen nicht, was aus den Eingeborenen dieses Planeten geworden ist. Vielleicht erachtete sie der Sternenfänger als minderwertiges genetisches Material. Vielleicht sind ihre maritimen Dörfer vom Eis eingeschlossen. So wie der Baum. Nun, das alles ist lange her, David. Damals sahen die Sonnenarchitekten noch davon ab, Welten zu sprengen, die ihrer Meinung nach nicht ins planetare Gefüge im Innern der Sonnensphäre paßten. Im Verlaufe vieler Jahrzehnte und Jahrhunderte wurde die Asteroidenschale dichter, und dadurch sank die durchschnittliche Temperatur Frescos.« Ich deutete auf das Eis, über das wir hinwegsausten, und er nickte nur. Es schmerzte, ihn so zu sehen. Ich wollte ihm helfen. Ich wußte nur nicht wie. Explosionsgeräusche hörten wir nun nicht mehr. Aber dann und wann kamen wir an Oberflächenstützpunkten vorbei, und die getarnten Gebäude waren in den meisten Fällen vollkommen zerstört. Wir fanden die Spuren von Schneewölfen. Raol jammerte und befürchtete, er könne einen willkommenen Appetithappen für die Raubtiere abgeben. Schira kicherte leise. So war Raol nun einmal. Ich kannte ihn schon lange Jahre. Er hatte zu der Einsatzgruppe gehört, von der ich in Biotroniks eingeschleust worden war – in einer anderen Welt, einem anderen Kosmos. Der fette Terranaut stammte in dem Universum, aus dem ich kam, von einem entlegenen Kolonialplaneten der Vierten Stellaren Provinz. In seiner Heimat galt eine derartige körperliche Fülle als besonders ästhetisch und erstrebenswert. Aber der äußere Eindruck und sein Gebaren täuschten: Raol war ein entschlossener Kämpfer, und wenn es darauf ankam, konnte man sich absolut auf ihn verlassen. Damiro schwieg wie immer. Seine Gedanken waren so komplex, daß ich sie selbst dann nicht verstehen konnte, wenn ich mich ganz auf sie konzentrierte. Sowohl die beiden Terranauten als auch die mentalen Zwillinge, die ebenfalls seit langen Jahren gegen den Sternenfänger kämpften, begriffen, um was es ging. Sie zweifelten nicht an den Worten David terGordens. Der hochgewachsene Mann mit den blonden, fast weißen Haaren blickte immer wieder zum grauweißen Himmel empor. Nirgends zeigten sich die dunklen Punkte von Invasionsmoduln, aber wir waren uns alle darüber klar, daß der Angreifer nicht verschwunden war. Vielleicht hatte der Sucher noch nicht alle seine Segmente herbeirufen können. Vielleicht aber waren sie längst gelandet. Wir konnten uns in diesem Punkt nicht ganz sicher sein. Wir wußten nur eins: Wir mußten Fresco so schnell wie möglich verlassen. Am östlichen Horizont war das düstere Glühen detonierter Planetenbomben zu sehen. Dort stieg nun die Temperatur immer rascher an: ein

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