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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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6
Elektronische Apokalypse
    Fast alle Sonden und automatischen Späher waren zurückgekehrt, und der sensible Pilot empfand die Ekstase, an der er sich während seines Fluges in die Asteroidenschale erfreut hatte. Sein Triumph kannte keine Grenzen, denn inzwischen stand eindeutig fest, daß es sich bei dem gefundenen Planeten tatsächlich um die Zentralwelt der Emigration handelte. Cascar wälzte sich in seinem Nährbad hin und her, beobachtete die von den Schiffen der eingetroffenen Einsatzflotte abgeworfenen Planetenbomben und lauschte den vielfältigen Stimmen der Bordsysteme. Seine Aufgabe war erfüllt. Er konnte den Rückflug antreten. Er machte sich keine Sorgen in Hinblick auf die in sein Zentralmodul eingedrungenen Emigranten. Die Luben waren alarmiert, und bestimmt wurden die Fremden bald aufgespürt und eliminiert. Er konnte sie sehen und riechen und spüren: winzige Insekten, die in seinem mechanischen und elektronischen Innern hin und her krochen und einen Ort suchten, an dem sie sich sicher wähnen konnten. Natürlich war das ein Trugschluß. Es gab keinen Quadratzentimeter an Bord des Zentralmoduls, zu dem Cascar keinen Zugang gehabt hätte. Der Stahl der Außenhülle, die Flammenzungen der Triebwerke, die Scanner und Orter, die Geschütztürme, die Katapulte und Controller, die Generatoren und Analyser – all das waren Organe seines Körpers, Synapsen seines Hirns, Zellen seiner strukturellen Existenz. Cascar dachte an die Belohnung, die ihn erwartete. Noch war er auf die Funktionstüchtigkeit seines Leibes angewiesen. Noch mußte er sich in regelmäßigen Abständen organischen Regenerationen unterziehen. Noch war seine Verbindung mit den maschinellen Systemen nicht vollständig. Aber die Sonnenarchitekten hatten ihm Abhilfe zugesagt. Ein Raumschiff seiner Wahl, vielleicht auch ein Satellit oder eine automatische Orbitalstation, möglicherweise eine große AEE – und er würde das Hirn der Elektronik sein, der Computer der Computer. Das, dachte Cascar euphorisch, ist eine andere Art der Unsterblichkeit. Sein Hirn – eingeschlossen in die energetischen Schutzpanzer einer Biotronik, über Myriaden von elektronischen Verbindungsstegen angeschlossen an alles, was unter Strom stand. Aber vielleicht lag nicht einmal da die Grenze. In den Cyborgzentren wurde an der Verwirklichung eines anderen Traums aller sensiblen Piloten gearbeitet: an der Verschmelzung mit der gesamten Welt des Anorganischen. Wenn das gelang – und Cascar hielt die Lösung dieses Problems nur für eine Frage der Zeit –, war es gar nicht mehr nötig, Raumschiffe zu bauen. Dann genügte ein Hirn, um aus geschürftem Erz die Module zu erschaffen, die den anderen (jenen, die auf ihre organische Hülle angewiesen waren, den planetaren Kriechern und Unwissenden, den Ignoranten und Mitleiderweckenden) die Möglichkeit zu interplanetaren und extrastellaren Reisen zu geben.
    Als der Überfall erfolgte, war Cascar so schockiert, daß er überhaupt keine Gegenwehr leisten konnte. Ein fremder Geist drängte sich in die Kontrollsysteme hinein und schob ihn einfach beiseite. Er versuchte, sich mit seinen psychischen Händen an den elektronischen Stegen festzuklammern, in eine Nische zu gelangen, die der Aufmerksamkeit des Fremden entging und ihn in die Lage versetzte, wieder zu sich zu finden und seine Stellung zu behaupten. Mit den Augen der Sensoren und Linsen suchte er das Innere des Zentralmoduls ab und stellte fest, daß die eingedrungenen Emigranten sich Zugang verschafft hatten zu einer der Nebenzentralen. Er stemmte sich den mentalen Böen entgegen, die ihn umtosten und heulend in ihn selbst zurückzuwerfen drohten. Er begann bereits wieder seinen Körper zu spüren, und das war ein schlimmes Anzeichen. Er konzentrierte sich und machte sich daran, die Nebenzentrale von den übrigen Bordsystemen zu separieren. Der Fremde kannte sich mit den internen Systemen nicht annähernd so gut aus wie er, und das war zweifellos ein Vorteil. Aber er war stark, viel stärker als der sensible Pilot.
    Ich will dich nicht verletzen, vernahm Cascar die psychische Stimme des Emigranten. Verstehst du mich? Zieh dich freiwillig zurück. Sonst bleibt mir keine andere Wahl, als dich mit Gewalt zu verdrängen.
    Der Triumph, den Cascar noch kurz zuvor empfunden hatte, verwandelte sich in eine dunkle Wolke des Schreckens. Plötzlich war wieder alles in Frage gestellt. Der kurze Kontakt mit dem Geist des Eindringlings hatte ausgereicht, um ihm eine

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