Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
große Aufregung. Die hölzerne Treppe ächzte und knarrte unter Dutzenden von Füßen. Es ging ins Kellergewölbe hinab. Dort gab es eine bunkerähnliche Zimmerflucht, in der sie alle Unterschlupf fanden.
»Findet das alles denn niemals ein Ende?« fragte der alte Historiker, als sie in einer kleinen Kammer allein waren und Lirha Ankrum für Beleuchtung gesorgt hatte. Der matte Glanz ging von einem dichten Pflanzenteppich an den Wänden aus. Sie nahmen auf hölzernen Stühlen Platz. Die Grüne Botschafterin strich über einige Blüten, und direkt hinter der Stirn Luwics entstand ein plastisches Bild: Männer und Frauen, mit Knüppeln und Steinen bewaffnet – einige sogar mit altertümlichen Projektilschleudern. Sie stürmten die Treppe hinauf und heulten enttäuscht, als sie die Zimmer der Botschaft leer vorfanden. Einrichtungsgegenstände wurden zerschlagen, Kommunikatoren zertrümmert, an einigen Stellen Feuer gelegt.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Lirha Ankrum sanft wie immer. »Hier kann uns nichts geschehen. Hier sind wir völlig sicher.« Sie vollführte eine vage Geste. »Es stecken natürlich die Technoratoren Tschitschiris dahinter. Aufgrund der Verträge und beiderseitigen Abkommen können sie nicht direkt gegen uns vorgehen. Also schicken sie Agenten und Mittelsmänner.« Sie lächelte. »Wir sind daran gewöhnt.«
Haddar Luwic sah sie groß an. »Unverständnis und Ignoranz. Sowohl in der KMW als auch in den Außenbezirken der Milchstraße. Wird sich das jemals ändern?«
Ihr Lächeln war unerschütterlich. »Ganz bestimmt sogar. Aber alles braucht seine Zeit.«
»Reichen viertausend Jahre nicht aus?«
»Wenn doch nur alle Menschen so denken würden wie Sie, Historiker. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein, viertausend Jahre reichen nicht aus. Vergleichen Sie diese Zeitspanne mit den Jahrmillionen unserer evolutionären Entwicklung. Wir sind eine ganz neue Spezies Mensch, und das macht vielen Angst. Wir streben eine Verschmelzung von carnivorem und pflanzlichem Leben an.«
»Und es wäre doch alles so viel einfacher, wenn Sie über die Raum-Zeit-Stroboskope der Weltraumstraßen kosmische Sporen hierherlenkten und dem Spuk endlich ein Ende machten.«
»Ich habe es Ihnen schon einmal erklärt, Historiker: Dadurch würden wir eins unserer wichtigsten Prinzipien verletzen – das der Nichteinmischung. Und vergessen Sie eins nicht: Nur die friedliche Koexistenz hat es uns möglich gemacht, in weiten teilen der Galaxis Variökologien zu schaffen und neue biologische Kulturen entstehen zu lassen und zu stabilisieren. Am Anfang waren wir sehr verwundbar. Wir sind es noch heute. Aber wir haben gelernt, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.«
Er beugte sich vor, Lirha Ankrum legte das Buch Claude Farrells auf einen kleinen Tisch und schlug es wieder auf. Er erzitterte innerlich, als er an eine Fortsetzung jener induktiven Lesestunde dachte. Die Grüne Botschafterin besaß die Fähigkeit, seinen Geist in die Vergangenheit zu schicken, ihn an den letzten Phasen der kosmischen Suche David terGordens teilnehmen zu lassen. »Verlassen Sie Tschitschiri«, sagte er in plötzlicher Sorge. »Sie sind hier nicht sicher. Der Bunker kann Sie nicht vor Ergschleudern schützen. Wenn die Technoratoren den von ihnen gelenkten Mob damit ausrüsten …«
»Oh, das werden sie nicht wagen. Auch die Herren dieser Welt haben Angst. Sie sagten es selbst: Eine einzige kosmische Spore genügt. Und wenn man mich umbrächte …« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe eine Aufgabe zu erfüllen Historiker. Ich werde den Menschen dieses Planeten zeigen, was es heißt, mit Pflanzen in Symbiose zu leben und das Erbt der Uralten zu wahren. Der zwischen den Technischen Konföderationen in der Kleinen Magellanschen Wolke und den Variökologien in der Milchstraße abgeschlossene Vertrag gibt uns das Recht, auf jedem technisch orientierten Planeten eine Grüne Oase einzurichten. Das werde ich tun – außerhalb von Neucrupp, im Ödland, in unmittelbarer Nähe der emissionsstärksten Industriekomplexe – eine kleine Variökologie, die den Technoratoren zwar Sorgen machen wird, ihnen aber keine Existenzangst einjagt. Darum geht es, Historiker: Wenn die Menschen dieser Welt erkennen, was die grüne Umgestaltung wirklich bedeutet, so ist die Macht der Technoratoren dahin.«
Sie griff nach seiner Hand, und das Bild vor seinen Augen verschleierte sich. »Und jetzt … sehen und hören wir, was uns Claude Farrell weiter zu berichten
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