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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Vorstellung von den Plänen des Fremden zu vermitteln, und wenn es ihm gelang, seine Absichten tatsächlich in die Tat umzusetzen, drohte im Innern der Sonnensphäre ein Kataklysmus, der bestimmt keinen Platz mehr ließ für die Wünsche eines sensiblen Piloten. Schmerz stieg in ihm empor, eine innere Qual, die sowohl seinen Geist als auch den Körper im Nährbad betraf. Es gelang ihm, sich irgendwo an einem elektronischen Netzstrang festzuhalten. Er versuchte, die Giftgaskapsel zu erreichen, die Temperatursensoren der Klimaanlage, die Servomechanismen in den Bordarsenalen – aber überall stieß er plötzlich auf massive Wände, und wenn er sie berührte, wenn er an den mentalen Schlössern zerrte, verstärkte sich die Pein und nahm ein schier unerträgliches Ausmaß an. Der Fremde hatte ihm jede Möglichkeit genommen, ihn über externe Mechanismen auszuschalten. Er war sicher in der Nebenzentrale, die Cascar bei seinen Absicherungsmaßnahmen übersehen hatte – so lange sicher, bis es den alarmierten Luben gelungen war, sich durch die versperrten Türen zu schweißen, die Emigranten zu stellen und ihnen den Garaus zu machen. Wie lange mochte das noch dauern? Lange genug jedenfalls, um dem fremden sensiblen Piloten die Möglichkeit zu geben, ihn endgültig aus den Bordsystemen des Suchers zu verdrängen.
    Bitte, flüsterte der Emigrant. Kämpfe nicht gegen mich an. Du hast jetzt keine Chance mehr …
    Wut quoll in Cascar empor. Er konzentrierte sich auf die ihm noch verbliebene Kraft, stützte sich an seinem elektronischen Haltepunkt in unmittelbarer Nähe einer Computer-CPU ab und bereitete sich auf den Gegenschlag vor.
    Aber noch bevor es dazu kam, umtoste ihn eine neue mentale Bö und wirbelte ihn fort. Cascar kam in seinem im Nährbad liegenden Körper zu sich, riß sich in Agonie die Schläuche und Medosensoren ab und tobte so lange, bis ihn einige Henschi-Ärzte mit Betäubungsinjektionen erlösten. Als er wieder zu sich kam, schwebte er in dem angenehmen Zwielicht einer Genesungskammer. An den konkaven Innenwänden leuchteten matt holographische Szenerien seiner Kindheit und Jugend. Die ersten Jahre in der Großfamilie: Die Erinnerungen waren nur undeutlich, Traumbilder, die manchmal klare Konturen annahmen. Die Sensoren vermittelten ihm auch die entsprechenden Empfindungen: Gefühle der Geborgenheit, der inneren Harmonie, Illusionen, falsche Betrachtungen der Umwelt. Anschließend dann die Edukationstürme, die weit aus den Betonmeeren der Schluchtenstädte aufragten. Immer höher hinauf ging es, von einer Ebene zur anderen. Cascar blickte in die runzeligen Garawanengesichter der Ausbilder und Lehrer. Manche waren freundlich, andere hingegen nur Masken des Abscheus. Cascar wuchs nicht wie seine Mitschüler, und die körperlichen Unterschiede wurden bald immer deutlicher. Er bekam keine breiten Knochenschultern. Er blieb fragil und sensibel – viel zu sensibel für den Sohn eines Geschützführers, der dazu in der Lage war, mit intuitiven Aspekten zu arbeiten, und der zur Berechnung der Geschoßbahnen keinen Computer benötigte. Die Bande zur Familie lösten sich immer mehr auf, und bald erhielt er gar keine Besuche mehr. Einige der Lehrer wandten sich von ihm ab. Sie hielten ihn nicht für einen »echten« Garawanen, und gehässige Mitschüler behaupteten sogar, seine Existenz ginge auf ein Experiment der Henschi zurück, dem sich seine Mutter insgeheim unterzogen hatte. Vielleicht stimmte das. Aber Cascar hatte nie mehr die Möglichkeit gehabt, seine Mutter danach zu fragen.
    Cascar weinte, und die Tränen wuschen nach und nach den Schmerz aus ihm heraus. Er begann sich nun auch an andere Dinge zu erinnern – Dinge, die nicht so weit in der Vergangenheit lagen. Aber die Sensoren der Genesungskammer betäubten diese Bereiche seines Gedächtnisses.
    Ein alter Garawane, ein Ingenieur, der maßgeblich an der Entwicklung der Aggregate mitgewirkt hatte, die es Garawanenschiffen ermöglichten, auch interstellare Entfernungen binnen kürzester Zeit zu überbrücken. Verständnis. Einsicht. Ideen. Erneut genoß Cascar die Zeit bei diesem Lehrer. Er erkannte das Talent des sensiblen Piloten. Er schloß Cascar an die ersten elektronischen Systeme an. Er empfahl ihn dem Rekrutierungsbüro der Sonnenarchitekten.
    Cascar erlebte die ersten Euphorien und Ekstasen, die sich als so entscheidend für sein späteres Leben herausstellen würden. Der Edukator lehrte ihn die behutsame Steuerung von komplexen Systemen, und

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