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Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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schlief.
    Und er träumte einen Alptraum, aus dem er sich offenbar nicht zu befreien vermochte.
    Ich wachte an seinem Bett. Schira hatte inzwischen die auf dem Basar gekauften Kräutertinkturen dazu verwendet, ihm das Haar rotbraun zu färben und auch die Tönung des Gesichts zu verändern. Er sah jetzt aus wie ein Muhadin.
    Aber das alles nützte uns nichts, wenn er nicht endlich wieder zu sich kam.
    Altac musterte den reglosen Körper eine ganze Zeit lang, dann öffnete er den Beutel mit den Pollen der Höllenorchideen. »Wir haben ihm Muhadin-Kleidung beschafft«, sagte er. »Sie weist ihn als einen Ehrenwerten aus, der noch keine feste Partnerin hat, aber die Absicht verfolgt, eine mentale Symbiose einzugehen.« Er deutete auf die lindgrüne Hose und eine blaue Jacke; ich erkannte darauf gestickte Stammkennungen. »Aber das allein reicht nicht aus. Wir Muhadin können spüren, ob eine Partnerschaft besteht oder angestrebt wird. Er braucht jemanden, mit dessen Gedanken er sich verbinden kann. Nur so entgehen wir den Verrätern in der Enklave, die wir durchqueren müssen, um ins Innere des Kollektors zu gelangen.«
    »Ich verstehe«, sagte ich leise.
    »Und vielleicht …« Altac zögerte. »Ihr seid nicht ausgebildet. Ihr wißt nicht, was es bedeutet. Eine Partnerschaftssymbiose ist mehr als nur ein flüchtiger Kontakt.« Er warf Schira einen kurzen Blick zu, und sie antwortete ihm mit einem Lächeln. »Nun, vielleicht kannst du David von seinem Schock befreien. Es wäre eine Möglichkeit …«
    Und der schweigsame Damiro fügte leise hinzu: »Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Die Sonnenarchitekten wissen, daß sich mindestens ein starkes PSI-Talent in der Weltraumstadt aufhält. Bestimmt stellen sie einen logischen Zusammenhang mit dem Sucher her. Und der Sternenfänger kennt David.«
    Das war der längste Vortrag, den Damiro jemals gehalten hatte.
    »Versuch es«, sagte Schira. »Ich bin sicher, du kannst es schaffen.«
    Ich nahm den Beutel entgegen. Von dem weißen Pulver ging überhaupt kein wahrnehmbarer Geruch aus. Ich zögerte nicht, eine kleine Prise davon einzunehmen. Anschließend nahm mir Schira den Beutel wieder ab und verabreichte auch dem schlafenden David eine geringe Dosis. Ich wartete. Zunächst spürte ich gar nichts, aber nach einer Weile hatte ich plötzlich das Gefühl, als wichen die Gestalten Altacs, Schiras, Raols und des Schweigsamen vor mir zurück. Ich blickte wie durch eine Röhre, und ganz am Ende dieses Tunnels sah ich das Gesicht David terGordens. Ich schob mich auf ihn zu und streckte mich vorsichtig neben ihm aus. Als ich seine Wange berührte, begann es auf meinen Fingerkuppen zu prickeln.
    »Gib dich ganz hin«, erklang wie aus weiter Ferne die sanfte Stimme Schiras. »Blockiere dich nicht selbst. Es geht von ganz allein. Du brauchst den Prozeß nicht zu lenken.«
    Ich versuchte, ihren Rat zu beherzigen. Vorsichtig öffnete ich meine psionischen Sinne, und als ich mich behutsam in die komplexe Gedankenwelt Davids hineintastete, wurde ich plötzlich von einem Strudel erfaßt. Ich wehrte mich nicht. Ich ließ mich tiefer hinabziehen in das Ich Davids, und er nahm mich auf. Die Schalen seines Bewußtseins schlossen sich um mich.
     
    Zuerst schwebte ich nur in einem Kosmos, der ausschließlich aus Dunkelheit bestand. Es fiel mir schwer, mich in dieser Nicht-Welt zu orientieren, und eine Zeitlang verspürte ich auch einen Schatten von Furcht. Irgendwann aber machte ich in der Ferne die ersten Lichter aus, und ich gab mir einen mentalen Stoß und driftete darauf zu. Wärme sickerte mir entgegen, und ich vernahm flüsternde Stimmen, deren Worte und Silben Bilder zu formen begannen. Es waren Erinnerungen, dreidimensionale Memo-Komplexe, durchsetzt von Gefühlen und Empfindungen. Ich sah einen kleinen Jungen, der in einem Konzernpalast mit einem etwa gleichaltrigen Mädchen spielte. Ich sah die Graugardisten von Biotroniks A/S, jene seelenlosen Kämpfer, mit denen auch ich mich auseinandergesetzt hatte, damals, als ich von Raol, Damiro und den anderen – inzwischen waren viele von ihnen tot – in die Niederlassung des Konzerns auf Grönland eingeschleust worden war. Es verwirrte mich, jene kleinen Unterschiede zu bemerken, von denen David bereits gesprochen hatte. Seine Welt war nicht die meine. Die Übereinstimmungen der Wirklichkeitsfaktoren unserer beiden Heimatuniversen hatten mich mehr als einmal irritiert, aber eine derartige Konfrontation zwischen der Welt, die ich

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