Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
hatte, war noch kein Wort über ihre Lippen gekommen.
»Entschuldige, Cloud«, meinte sie nun, drehte wie überrascht den Kopf. »Ich habe darüber nachgedacht.« Ihr bleiches Gesicht wirkte im Leuchten der Biolumineszenz einiger Knospenkegel an den borkigen Hautwänden der Kaverne noch fahler. Doch die beiden Psychomechanik-Studentinnen, die sie im Rahmen eines Exkursionspraktikums begleiteten; hatten versichert, sie sei in Ordnung, litte aufgrund der somatischen Rückwirkungen des Schocks lediglich noch an Schwäche. »Ja, ich glaube, wir sollten den Versuch durchführen. Er bietet eine einigermaßen aussichtsreiche Chance. Wir müssen sie wahrnehmen, nachdem die Situation sich jetzt so verschärft hat.«
»Wann können wir anfangen? Ohne dich geht’s nicht, Chantal, das weißt du. Wann wirst du dich voraussichtlich dazu imstande fühlen?«
»Mir ist schon wieder ziemlich wohl zumute.« Die Psychomechanikerin setzte sich behutsam auf; das Gewebe, auf dem sie lag, bildete umgehend für sie eine Rückenstütze, so daß sie sich anlehnen konnte. »Ich werde die Vorbereitungen treffen. Um allen störenden Einflüssen vorzubeugen, ist es angebracht, wir tun’s hier an Bord.«
»Gut. Aber vorher muß ich noch Claude Farrells Befreiung in die Wege leiten.« Der Psyter erhob sich von der Sitzschale aus Gewebe, auf der er gesessen hatte, und das Gebilde verschmolz mit dem Boden. Flüchtig blickte er sich nach dem blutjungen Mädchen um, einer der Studentinnen, das mit geschlossenen Lidern an der Wand gegenüber saß, als lebender Monitor Chantals Zustand überwachte. So ein Anblick flößte ihm für die Menschheit Hoffnung ein. »Sobald wir alle hier sind, werden wir beginnen.« Er winkte der Psychomechanikerin zu und wandte sich zum Gehen.
Ein Hautlappen klaffte vor ihm, und er verließ die Kaverne, schritt einen von Leuchtfasern erhellten Gefäßgang hinunter, darum bemüht, sich auf seine nächste Aufgabe, die er als unangenehm empfand, innerlich einzustellen.
Was habt ihr mit meinem kleinen Liebling vor? meldete sich plötzlich im psionischen Äther Astletsat zu Wort. Oh-oh-oh, das gefällt mir nicht, nein-nein-nein, oh-oh-oh. Das ist schlecht für meinen kleinen Liebling, ja-ja-ja. Es gefällt mir nicht, mein kleiner Liebling ist so winzig, so zart, so zierlich, oh-oh-oh. Viel zu klein und zart und zierlich, ja-ja-ja, das ist mein kleiner Liebling, und ihr wollt ihm so etwas antun?
Es muß sein, beschied Cloud den Organsegler, erstaunt über die Aufregung und Sorge, die sich Astletsats telepathischen Impulsen anmerken ließen. Wir haben keine andere Möglichkeit.
Wie traurig, sann Astletsat spürbar bekümmert, wie traurig, traurig. Ja-ja-ja, es muß sein, ich kann es sehen, ja-ja-ja, oh-oh-oh. Traurig, traurig. Oh-oh-oh, mein kleiner Liebling …
Wahrscheinlich wird ihm nichts geschehen, suchte Cloud ihn zu beruhigen; doch überzeugt war er davon selbst nicht.
Er warf einen Blick auf sein Armband-Chronometer. Technologos’ Tage waren kurz, dauerten nur rund achtzehn Standardstunden, und es war bereits Spätnachmittag. Cloud durfte nicht länger säumen. Ein RZS-Transitfeld beförderte ihn zurück ins Palais Protop.
Lady Claribella war schier außer sich vor Entzücken, als sie beim Betreten ihrer Privatgemächer, unmittelbar neben den Speise-, Schlaf- und Ankleideräumen gelegen, die sie mit dem Titan-Technikus teilte, ihrem Gatten und Halbbruder, niemand anderes als Scanner Cloud darin entdeckte. Ihre Freude war so groß, daß sie sich erst gar nicht fragte, wie er an den Dutzenden von Bewaffneten der Eisernen Faust vorbeigelangt sein mochte, die in den Korridoren standen, an den Robots und Sensoren, die alle Zugänge zu den Klamatz-Gemächern kontrollierten.
»Ah, mein kühner Terranaut«, verfiel sie augenblicklich in Geschwätz, »haben Sie sich endlich getraut, meine Nähe zu suchen? Die Stunde ist günstig, kluger und schöner Mann, denn der Titan-Technikus wird gleich eine neue TV-Ansprache ans Volk halten, und wie man ihn kennt, wird er reden, bis die Mikrofone Rost ansetzen.« Sie breitete die von Chrom blitzenden Arme aus. »An meinen Busen, herrliches Mannsbild!«
Ganz so eilig hatte Cloud es indessen nicht damit, sich an den feinen Chromziselierungen, die Oberkörper und Brüste der Lady wie ein Korsett umhüllten, die Haut zu zerschrammen. Er verpreßte den Mund zu einem schüchternen Lächeln, ergriff eine Hand Claribellas und hauchte einen scheuen Kuß auf die chrombeschichteten
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