Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
Fingernägel. »Es macht mich glücklich, daß Sie meine Bewunderung mit solcher Zuneigung danken, Lady Claribella«, ging er auf ihr Geplapper ein. »Aber ebenso fühle ich mich davon verwirrt. Ein Mann wie ich, dessen Tummelplatz zumeist in der harten Strahlung des Weltraums und den furchtbaren Tornadoatmosphären von Extremwelten ist, kann sich nur schwer daran gewöhnen, die milde Sonne der Gunst einer so wundervollen Lady auf sich scheinen zu lassen.«
Die so Umschmeichelte schnappte sich seine Hand, ließ sie nicht wieder los. »Um so mehr sollten Sie dies berauschende Licht zu schätzen und zu genießen wissen«, empfahl die Lady pfiffig, führte Cloud zu einem grauenvollen, aus ungleichmäßigen Stahlplatten zusammengenieteten Divan mit einem ›Polster‹ aus in Transparentfolie eingeschweißten Eisenspänen. Dem Psyter wollten sich die Nackenhaare sträuben. »Terranauten sind doch so mutig, hört man, oder?«
Die Lady nahm Platz. Angesichts des Möbelstücks beschloß der Neue Lenker, lieber vor ihr aufs Knie zu sinken. Mutig wie ein Terranaut strich er mit der Hand über den Chrom von Claribellas Unterarm, umfaßte den Arm dann oberhalb des Ellbogens; mit der anderen Hand stützte er sich leicht auf ihren Oberschenkel. Die Chrom-Arabesken waren so rauh, daß die Berührung ihm fast das Hemd in den Hintern zog.
Denk an unseren armen, eingesperrten Kameraden, spottete sein Grüner Partner. Das höchste im Leben ist treue Pflichterfüllung.
Halt dich raus, du blöder Strunk, erwiderte Cloud erbittert, schaute unterdessen tölpelhaft in Lady Claribellas chromumrahmte Augen auf, in denen das heftigste Verlangen glomm. Es erübrigte sich, daß der Psyter seine empathorische Fähigkeit noch stärker anwendete.
Er spürte Claribellas Begierde wie Schwalle einer Ausdünstung von nachgerade narkotischer Wirkung. Die Lady war reif für alles, was er im Sinn haben mochte. Ich weiß selbst, um was es geht. Und in der Tat hatte er nur eines im Sinn: Claude Farrells Befreiung.
»Die Blume meines Herzens könnte sich diesem wohltätigen Licht vielleicht rascher öffnen, hinreißende Lady«, schwadronierte er und senkte den Blick grämlich auf den Ort, an dem seine Anstrengungen enden mußten, nämlich das von einem Flitterschurz kaum verhüllte Dreieck zwischen Claribellas Schenkeln, »läge auf ihr nicht, finster wie ein schwarzes Loch, der Schatten von Trübsinn und Schwermut.« Er seufzte wie in ärgster Niedergeschlagenheit.
»Ach?! Wie das?« Wenig an dem Bekenntnis interessiert, beugte sich Claribella vor, schmiegte ihre verchromte Wange an Clouds Haar, legte einen chromblanken Arm um seine Schultern.
»Ihr wißt, der Titan-Technikus hat meinen Freund Claude Farrell in Haft genommen«, sagte Cloud und küßte zwischendurch Chrom, die Augen geschlossen. »Ich versichere Ihnen, er ist absolut unschuldig.« Bei allen Sternen, dachte er, ich weiß nicht einmal, wie sie unter dieser bescheuerten Legierung überhaupt aussieht.
»Freilich ist er unschuldig«, bestätigte Claribella mit verblüffender Unbefangenheit. »Alle sind unschuldig, die unser Clan eingesperrt hat – abgesehen davon, daß sie gegen uns sind.«
Mit dieser Bemerkung, die von außerordentlicher Gedanken- oder Skrupellosigkeit zeugte, erwies sie dem Psyter eine große Gefälligkeit. Die Scham, die Cloud irgendwo tief im Innersten hegte, verflüchtigte sich schlagartig. Äußerlich ein verliebter Narr, inwendig jedoch grimmig, kam er zur Sache. »Könnt Ihr ihn nicht freilassen, wunderbare Lady?« flüsterte er, blickte Claribella erneut töricht in die Augen. »Einfach so? Mir zuliebe?«
»Nichts leichter als das, mein wackerer Terranaut«, wisperte die Lady. »Für dich bin ich zu allem bereit. Zu allem.« Das wußte Scanner Cloud schon. Claribella hätte in diesem Moment alles, buchstäblich alles getan – bis hin zum unverzüglichen eigenhändigen Gattenmord –, um diesen begehrten Exoten von einem Mann auf das Eisenspäne-Polster zu bekommen. Nichtsdestotrotz entgeisterte es Cloud beträchtlich, mit welcher Ungezwungenheit die Lady an ihren Kommunikator ging und Wachen der Eisernen Faust befahl, den gefangenen Terranauten zu ihr zu bringen. Mit so wenig Umständen hatte er nun doch nicht gerechnet.
Als Lady Claribella zu dem scheußlichen Diwan zurückkehrte, hatte er seine Fassung vollauf wiedergewonnen. »Meinen Dank, bezaubernde Lady, heißen Dank!« faselte er, umschlang ihre robothaften Beine, küßte ihren mit Ritter verhangenen
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