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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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da?«
    Cyprian schwieg. Andrej schenkte ihm ein schiefes Lächeln.
    »Sie sagen, es gab zwei Sorten Mönche? Die üblichen und die schwarz gekleideten?«
    Andrej nickte.
    »Glauben Sie, dass die einen spezielle Wächter für das Buch waren?«
    »Was mich angeht«, sagte Andrej, »glaube ich nicht mal, dass es das Buch überhaupt gibt. Mein Vater war voll von solchen Geschichten, und der Codex, der das Wissen des Teufels enthält, war nur die Spitze seiner Fantastereien. Sie tun mir leid, wenn Sie auch dieser Chimäre nachjagen.«
    Cyprian zuckte mit den Schultern. Er verzichtete darauf, Andrej darauf hinzuweisen, dass sein Vater niemals wieder aus dem Kloster aufgetaucht war und dass er selbst Zeuge geworden war, wie ein Wahnsinniger mit seiner Axt unter Frauen und Kindern gewütet hatte.
    »Wieviel weiß Jarmila von Ihrer Geschichte?«
    »Alles. Warum?«
    »Nur so.«
    »Hören Sie, Cyprian. Ich habe diese Geschichte mindestens tausendmal einem Menschen erzählt, der in des Kaisers Kleidern in des Kaisers Palast in Prag hockt und das Leben einer gedunsenen Giftkröte führt, die jeder fürchtet und deren Goldschatz jeden mit Gier erfüllt. Weshalb hätte ich sie nicht der Frau erzählen sollen, die ich –«
    »Ja, weshalb?«, sagte Cyprian.
    »Sie unterstellen Jarka unlautere Motive, nur weil sie und ich –«
    »Ich wünsche Ihrer Liebe von Herzen alles Gute«, sagte Cyprian in einer Tonlage, die Andrej dazu brachte, aufzusehen und ihn zu mustern.
    »Andrej, es ist mir egal, ob Sie hier sitzen und auf mich warten, bis ich wieder aus diesem zusammengefallenen riesigen Rattenloch auftauche, oder ob Sie auf eigene Faust nach Chrudim zurückzugelangen versuchen. Aber wenn Sie Ihr Ziel weiter verfolgen wollen, herauszufinden, was mit Ihren Eltern und mit Jarmilas Mutter wirklich geschehen ist, dannhaben Sie nur eine Chance, wenn Sie mich dorthinein begleiten. Und wenn Sie das tun, tun Sie es nach meinen Regeln. Haben Sie das verstanden?«
    »Tun Sie nicht so, als hätten Sie alle Weisheit mit dem Löffel gegessen! Das Leben, das ich als Junge geführt habe, hätten Sie keine zwei Wochen überlebt.«
    »Sie sind in diese Geschichte persönlich verwickelt«, sagte Cyprian ruhig. »Ich führe nur einen Auftrag aus und will ihn so schnell wie möglich hinter mich bringen. Wer geht mit kühlerem Herzen in diese Sache hinein?«
    »Ihr Herz ist nicht so kühl, wie Sie es gerne hätten.«
    Cyprian erwiderte nichts. Andrej machte eine wegwerfende Handbewegung. »Verdammt«, sagte er. »Na gut. Machen Sie den Anführer, wenn Sie unbedingt wollen. Ich komme mit.« Er nestelte an seiner Gürteltasche herum und zog zu Cyprians Überraschung aus einem versteckt in ihren Quetschfalten liegenden Futteral ein dünnes Messer hervor. Er wog es in der Hand und blickte dann zu Cyprian auf.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie hätten meine Kindheit nicht überlebt«, sagte er.
    »Lassen Sie das Messer hier«, sagte Cyprian. »Wer eine Waffe hat, benutzt sie auch. Wir wollen keine späte Rache üben oder etwas mit Gewalt erzwingen.«
    »Sie sorgen sich um das Leben von wandelnden Toten«, sagte Andrej, aber er legte das Messer unter ein modriges Brett.
    »Ich sorge mich mehr um das Leben von zwei Arschlöchern, die in das Reich der Toten eindringen wollen«, sagte Cyprian.
    Andrej sah ihn an. Cyprian lächelte. Andrej lächelte zurück. Cyprian sah die Tränen in den Augen des anderen, die dieser mühsam zurückhielt. Er wandte sich ab und trat in den Nieselregen hinaus.
    9
    Abt Martin stand in den Schatten außerhalb der Zelle und betrachtete die Truhe. Die Ketten glänzten matt im Licht der Tranfunzeln. Er konnte sie hören, gesichert in ihren mehrfachen Sarkophagen aus kleiner werdenden Truhen, deren jede mit Weihwasser besprengt und mit Rosenkranz und Kruzifix behängt worden war, konnte sie hören in ihrem Leichentuch aus Sackleinen tief im Zentrum ihres Verlieses: die Teufelsbibel. Sie vibrierte. Sie brummte. Sie pochte. Er nahm an, dass er die Geräusche mehr in seinem Herzen als in seinen Ohren vernahm, aber es gab keinen Zweifel daran, dass sie da waren. Die Teufelsbibel lebte. Sie rief nicht. Sie lockte nicht. Sie drohte nicht. Sie war nur da. Sie wartete. Sie wusste, dass irgendwann jemand kommen und die Truhe öffnen und ihr die Macht verleihen würde, derentwegen sie geschaffen worden war, und bis dahin konnte sie warten. Abt Martin spürte die leidenschaftslose Geduld des Buches in seinem Kerker und fror.
    »Ehrwürdiger

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