Die Teufelsbibel
habe.«
»Jetzt kommen wir zu dem Teil, den ich nicht verstanden habe«, sagte der Bischof.
»Ehrwürden, bitte –« Der unglückliche Mönch hob beide Hände. »Ich bin sicher, der Heilige Vater hat dir sein Herz ausgeschüttet.«
Bischof Melchior schwieg.
»Ich werde sie verbrennen!«, stieß Pater Hernando hervor. »Wenn es sein muss, springe ich mit ihr zusammen ins Feuer. Wenn es sein muss, brenne ich ein ganzes Land ab, nur um sicherzugehen, dass sie danach nicht mehr existiert.«
»Hmmm«, machte Bischof Melchior. In seinen Magen begann sich ein Stein zu senken.
»Sie ist das Werk des Teufels, und kein Mensch kann dagegen bestehen«, sagte Pater Hernando. »Es ist nicht in Gottes Plan, den Teufel zu besiegen. Wir können ihm nur entsagen; das ist alles. Kardinal de Gaete und Kardinal Madruzzo – ich weiß nicht mehr, ob sie das Buch wirklich zerstören wollen.« Er fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht, so dass seine Brille verrutschte und auf seinen Wangen rote Striemen zurückblieben. Er starrte Bischof Melchior an. Mit seiner schiefen Brille, den Schmutzstreifen im Gesicht, der gesträubten Tonsur und dem Geruch nach Schweiß, Dreck und verschimmelnden Kleidern, den er ausströmte, wirkte er wie ein wahnsinnig gewordener Häftling aus den Kerkern des Vatikans. »O Gott, vergib mir, ich habe mich schon mit dem Teufel eingelassen«, stöhnte er.
Hinter Bischof Melchiors unbewegter Fassade jagten sich die Gedanken. Hatte ihm das Schicksal einen Verbündeten gesandt? Aber ein Verbündeter wie dieser war schlimmer als tausend Feinde. Er konnte sich weiterhin dumm stellen und den Mönch seiner Wege schicken, doch was würde der Dominikaner dann tun? Der Mann war kein Idiot, immerhin hatte er den Weg zu ihm, Bischof Melchior, gefunden. Wenn er ihn ignorierte, würde der Mönch einfach weitermachen und sich zu einer unberechenbaren Figur in diesem verfluchten Spiel entwickeln. Besser, er versuchte ihn zu lenken, auch wenn erahnte, dass es dem Versuch gleichkam, einen vor Wut und Panik irre gewordenen Elefanten mit verbundenen Augen durch die kaiserliche Porzellansammlung zu steuern. Er musste ihm etwas zu tun geben, etwas, das ihn an den Rand des Geschehens manövrierte.
»Also gut«, sagte er. »Ich habe mir Dinge zusammengereimt. Dinge, an die ich persönlich nicht glaube.«
Der Dominikanermönch schwieg. Seine blinden Brillengläser funkelten trüb. Er versuchte den Bischof nicht zu einer gegenteiligen Meinung zu bekehren, und Melchior Khlesl erkannte daran, dass es dem Mann zumindest in einem ernst war: er wollte nicht, dass die Teufelsbibel unter die Menschen kam. Ein Bild stieg vor seinem geistigen Auge auf, eine Tür hinter einem Altar und eine Treppe, die ins Nichts führte.
»Dein Bruder in dominico ist in Prag? Ich fürchte, er sucht am falschen Ort«, sagte Bischof Melchior bedächtig.
»Wo ist der richtige Ort, Ehrwürden?«
»Es gibt eine Geschichte. In einer Kirche, nicht weit von hier, gab es einst einen unterirdischen See. Ein dunkles Wasser voller Geräusche und unheimlicher Lichter und seltsamer Kreaturen. Es heißt, mitten in diesem See liegt eine Insel.« Bischof Melchior tastete sich vorsichtig durch seine persönliche Edition der alten Legende und erfand sie, während er sprach. »Auf dieser Insel wiederum ist eine Truhe vergraben, und wer sie findet –«
Der Blick des Dominikaners tat fast weh. Irrsinn und Hoffnung flackerten darin wie das Feuer, in dem er nötigenfalls ein Land untergehen lassen wollte, nur um die Teufelsbibel zu vernichten. Mit einer Kälte, die nicht nur sein Herz ergriff, verstand Bischof Melchior, dass der einzig zuverlässige Weg, diesen halb Wahnsinnigen aus der ganzen Angelegenheit herauszuhalten, gewesen wäre, ihn zu ermorden. Die Kälte wurde größer, als Bischof Melchior erkannte, wie weit seine Gedanken bereits ohne sein Zutun auf diesem Pfad vorangekommen waren: er stellte bereits Verbindungen her – wen kannte er, der jemanden kannte, dessen Gewissen darüber, dass er jemand anderem in einer Gasse einen schweren Stein auf den Kopf hatte fallen lassen, mit Geld beruhigt werden konnte?
»– und wer sie findet, findet einen Goldschatz«, vollendete der Bischof. Er lehnte sich zurück und musterte den Dominikaner.
Dieser starrte ihn an. »Ich verstehe nicht«, brachte er hervor.
»In einer anderen Version der Geschichte heißt es, dass derjenige, der die Truhe öffnet, die Weisheit der Welt erlangt.«
Die riesigen Augen hinter
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