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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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muss man es doch selbst machen«, sagte er. »Der richtige Mann am richtigen Platz.«
    22
    »Natürlich kann ich Ihnen die Bibel nicht überlassen, Ehrwürden«, sagte Pater Xavier. »Und versuchen Sie mir nicht einzureden, Sie würden ihren Wert über den Wert Ihrer Freunde hier stellen. Das hätte ich dem Abt geglaubt, aber Ihnen nehme ich es nicht ab.«
    »Es geht hier nicht um den Wert des Buchs, sondern um den Fortbestand der Christenheit«, sagte Onkel Melchior. »Es geht um Hunderttausende von Leben.«
    Pater Xavier hob eine Armbrust und tat so, als zielte er genauer auf Agnes. »Wiegen Sie ihr Leben auf? Oder seins?« Die zweite Armbrust nahm Andrej ins Visier.
    Cyprian stand reglos neben dem Bischof. Er hatte den Abt zu Boden sinken lassen; der Mann lehnte sich an ihn, immer noch halb betäubt. Das Blut in Cyprians Adern war Eiswasser, und seine Gedanken huschten auf Glatteis dahin. Der Dominikanerpater hatte Agnes, Andrej und Bruder Pavel vor sich her aus der Deckung getrieben und stand nun mit ihnen unter dem Torbogen. Selbst wenn jemand gewagt hätte, ein Gewehroder eine Armbrust auf ihn anzulegen, hätte er mit Leichtigkeit zurück in die Deckung springen und Agnes und Andrej von dort aus erschießen können, alles innerhalb einer Sekunde. Cyprian begegnete Agnes’ Blick, dann dem von Andrej. Er wollte ihnen zublinzeln, um sie zu beruhigen, doch dann sah er, dass sie sich an den Händen hielten. Agnes bohrte ihre Blicke in die seinen. Er konnte ihre stumme Botschaft nicht entschlüsseln, doch das Eiswasser in seinen Adern wurde noch ein wenig kälter.
    Bischof Melchior schwieg. Pater Xavier ließ seine Waffen wieder sinken. »Wir verstehen uns«, sagte er. »Holen Sie mir das Buch.«
    »Ich weiß nicht, wo es ist.«
    Pater Xavier deutete mit dem Kinn über die Schulter, ohne Bischof Melchiors Blicke loszulassen. »Unter dem Kloster ist ein riesiges Gewölbe. Suchen Sie dort.«
    »Halten Sie das für so einfach?«
    »Sieben Kustoden bewachen die Teufelsbibel. Mit ihm hier haben Sie drei davon bereits aus dem Rennen genommen. Sie haben ein halbes Regiment dabei – wollen Sie mir erzählen, mit diesen Männern kämen Sie nicht ans Ziel?«
    Bischof Melchior zögerte immer noch. Cyprians Gedanken fassten plötzlich Fuß. Er starrte Bruder Pavel an und erkannte, dass dieser nicht resigniert hatte, sondern sich konzentrierte. Bruder Pavel hatte gemordet, um die Teufelsbibel zu schützen; er würde sich von einem Dominikaner mit zwei Armbrüsten nicht beeindrucken lassen. Er wartete nur auf eine Gelegenheit, seiner Lebensmission nachzukommen.
    »Gib es auf, Onkel Melchior«, sagte Cyprian laut. »Ich lasse nicht zu, dass du Agnes und Andrej noch länger in Gefahr bringst.«
    »Cyprian, hier steht mehr auf dem Spiel.«
    »Für mich steht hier alles auf dem Spiel, du Narr!«, schrieCyprian. Seine Stimme war schrill vor Panik. Melchior fuhr fassungslos herum. Cyprian hoffte, dass die Botschaft bei ihm ankam. Er hatte seinen Onkel niemals angeschrien, noch nicht einmal bei den größten Meinungsunterschieden, und ihn schon gar nicht beschimpft. Was die Panik betraf – Cyprian wusste, dass Melchior ihn noch nie in Panik gesehen hatte. »Wenn du es nicht tust, hole ich ihm das gottverfluchte Buch!«
    Melchiors Fassungslosigkeit war nicht gespielt. »Cyprian!«, rief er entsetzt.
    »Verdammt!«, brüllte Cyprian. Er machte einen Schritt auf seinen Onkel zu und sah, wie dessen Lider zuckten. »Wir steigen in den Wagen, fahren ihn in den Eingang und suchen das verdammte Ding.«
    Bischof Melchior hielt für einen winzigen Augenblick den Atem an. Cyprian konnte förmlich sehen, wie seine Gedanken versuchten, eine Bahn zu finden. Seine Augen verengten sich.
    »Schlange!«, zischte er.
    »Ihr Neffe läuft nebenher«, sagte Pater Xavier. »Die Soldaten auch.«
    »Ich brauche keine Soldaten!«, schrie Bischof Melchior und ballte die Fäuste. »Ich weiß, wo sie ist. Fahren Sie zur Hölle, Sie verdammter Verräter an der Kirche, und nehmen Sie diesen Judas hier gleich mit!« Der Bischof spuckte Cyprian vor die Füße.
    Pater Xavier schwieg und machte ein höfliches Gesicht. Nach einem Augenblick sagte er: »Sind Sie immer noch da?«
    Bischof Melchior kletterte fluchend auf den Bock des Wagens. Cyprian warf Pater Xavier einen mörderischen Blick zu, für den er sich nicht verstellen musste.
    »Was wollen Sie mit dem Wagen?«, fragte Pater Xavier. Eine Armbrust hob sich wieder. Der Bolzen wies auf Agnes’ Schläfe.
    »Haben

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