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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Sie überhaupt eine Ahnung, wonach Sie suchen?«, zischte Bischof Melchior. »Die Teufelsbibel wiegt so viel wie ein erwachsener Mann. Sollen wir sie auf dem Rücken schleppen?«
    Der Dominikaner machte eine Kopfbewegung. Der Wagen ratterte den Fahrweg neben dem Gemüsegarten zu einem etwas tiefer gelegenen Eingang in das Gebäude, der groß genug war, dass die Kutsche hineinpasste. Cyprian blickte ein letztes Mal zu Agnes, die immer noch Hand in Hand mit Andrej dastand, dann lief er seinem Onkel hinterher. Er bemühte sich, sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren, doch ihre plötzliche Vertrautheit miteinander verstörte ihn.
    Bischof Melchior kletterte aus dem Wagen. »Er weiß nichts davon, oder?«, keuchte er.
    »Jedenfalls ahnt er nicht, dass du sie hier hast.«
    »Bist du sicher, dass unser Plan immer noch funktioniert?«
    »Hast du alle Vorbereitungen getroffen?«
    »Ja.«
    »Wo müssen wir hin?«
    »Den Plänen zufolge, die ich in Brevnov gesehen habe – Brevnov, Podlaschitz und Braunau gehörten alle mal zusammen – hier, da ist die Tür!«
    Hinter der Wagenzufahrt führte eine enge Treppe steil hinunter. Ihre Tür war nicht verriegelt. Sie hasteten so viele Treppenstufen hinunter, wie es ihnen angebracht schien. Kälte und etwas anderes legten sich um Cyprians Körper und ließen ihn plötzlich unsicher Atem holen. Es war das Gefühl, als wenn man in einem stockdunklen Raum erwachte und plötzlich wusste , dass ein Ungeheuer neben dem Bett stand.
    »Das reicht«, keuchte Melchior.
    Sie kehrten um und rannten wieder hinauf. Der Atem des Bischofs pfiff. Cyprian fasste ihn am Arm. Melchior schüttelteihn ab. »Ich lass mich nicht einen Narren nennen und dann auch noch die Treppe hinauftragen«, keuchte er, aber über sein Gesicht flog die Andeutung eines Lächelns.
    Cyprian riss den Wagenverschlag auf. Melchior schüttelte den Kopf und ließ sich auf die Knie fallen. Er deutete unter die Kutsche. »Zu – gefährlich –«, japste er. »Jemand hätte reinschauen können. Ich hab’s bis Prag wie einen Passagier hier drin mitfahren lassen, aber dann – siehst du den hölzernen Kasten?«
    Cyprian kroch unter den Wagen und öffnete den Verschlag. Ein in Leder gewickeltes, riesiges Bündel wurde sichtbar. Er zerrte es hervor. Seine Muskeln wölbten sich, als er es hinter sich her unter dem Wagen herauszog. Zu zweit wuchteten sie es in das Wageninnere, wendeten die Kutsche und fuhren wieder zurück. Cyprian war schwindlig. Es war das Werk weniger Minuten gewesen.
    Draußen hatte sich nichts verändert. Die Soldaten hatten Pater Xavier zwar in einem weiten Kreis umzingelt, aber sonst nichts unternommen. Das Feuer hatte seinen Höhepunkt erreicht und loderte, gloste und tobte. Cyprian musste an das brennende Haus in Prag denken und biss die Zähne zusammen. Er sprang vom Bock und kletterte in den Wagen. Er rumorte darin herum, dann blickte er aus dem Fenster.
    »Sind Sie bereit?«
    Pater Xavier zögerte einen Augenblick, dann trat er Bruder Pavel in die Kniekehle. Der kleine Mönch keuchte und knickte ein. Pater Xavier trat ihm gegen den Kopf. Bruder Pavel rollte zur Seite und blieb wie ein leeres Kleiderbündel liegen. Er winkte mit den Armbrüsten, und Agnes und Andrej setzten sich stolpernd in Bewegung, auf den Wagen zu.
    »Jetzt bin ich bereit«, sagte Pater Xavier und folgte seinen Geiseln, die Waffen im Anschlag.
    23
    Pavel sah aus fast geschlossenen Augenschlitzen, wie Cyprian etwas Großes, Unförmiges auf die Unterkante des Wagenverschlags stellte und dann losließ. Es kippte mit langsamer Majestät, man stellte sich vor, dass ein Kirchturm so umkippte oder ein großer, alter Baum. Das Bündel schlug auf dem Pflasterboden auf und wirbelte Staub in die Höhe. Der Aufprall ging Pavel durch und durch, er dröhnte für ihn wie ein einziger, riesiger, schrecklicher Glockenschlag.
    »War sie nicht bewacht?«, hörte er den Dominikaner fragen.
    Cyprian fuhr sich mit einem Finger über die Kehle. Pavel drängte das Entsetzen zurück, das er empfand. Sein Kopf schmerzte, in seinem Knie musste etwas gerissen sein, aber er spannte alle Sehnen und Muskeln an, die noch arbeiteten. Die Hitze des brennenden Scheiterhaufens hüllte ihn ein und machte es ihm leichter.
    »Zurücktreten«, sagte der Dominikaner. Agnes Wiegant und Andrej folgten seinem Befehl. Der Dominikaner zögerte.
    »Aufmachen«, sagte er schließlich zu Cyprian.
    Cyprian riss und zerrte an der Lederumhüllung. Eine zweite Hülle aus

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