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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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unser guter König traut sich selbst nicht, wenn er Eleanor von Angesicht zu Angesicht sieht. Könnte sein, dass er sie niedersticht. Auf jeden Fall wäre es ein bisschen peinlich, die eigene Frau gefangen zu nehmen.«
    »Wann? Wann kommt dieser Geoffrey?«
    »Morgen. Das heißt, falls ich es zurück zu ihm schaffe und ihm sagen kann, wie die Lage hier ist – damit er nicht die Falschen tötet.«
    Er wird es tun, dachte sie. Er wird zurück durch dieses grässliche Land ziehen, verärgert, weil ich unsere Tochter nicht zurücklassen will, aber beruhigt, weil wir ja in Sicherheit sind. Er ist ganz Männlichkeit und Mut, wie sein verdammter König, und wir verstehen uns überhaupt nicht.
    Nun, dachte sie, er ist, wie er ist, und ich liebe ihn.
    Aber Kälte breitete sich aus, eine ungewohnte Fremdheit; sie hatte gedacht, der alte Rowley wäre wieder da – und für einen herrlichen Augenblick war er das auch gewesen, doch jetzt wirkte er mühsam beherrscht. Er sprach mit der altvertrauten Unbekümmertheit, und doch schaute er sie nicht an. Er hatte eine Hand gehoben, um ihr die Tränen vom Gesicht zu wischen, ließ sie dann aber sinken.
    Sie sagte, weil sie nicht anders konnte: »Liebst du mich?«
    »Zu sehr, Gott helfe mir«, antwortete er. »Zu sehr für mein Seelenheil. Ich hätte es nicht tun sollen.«
    »Was tun?«
    »Allmächtiger Gott, verzeih mir. Ich habe es versprochen, ich habe geschworen, dass ich mich, wenn er dich sicher behütet, deiner enthalten und dich nicht wieder zur Sünde verführen werde. Aber ich hätte dich nicht berühren dürfen. Ich begehre dich zu sehr. Dich zu spüren, das war … zu viel.«
    »Was bin ich? Etwas, auf das man in der Fastenzeit verzichtet?«
    »In gewisser Weise.« Seine Stimme klang jetzt gesetzt, wie die eines Bischofs. »Versteh doch, jeden Sonntag muss ich in irgendeiner Kirche gegen die Unzucht predigen und höre zwischen meinen eigenen mahnenden Worten Gott raunen: ›Du bist ein Heuchler, du begehrst sie, du bist verdammt, und sie ist verdammt.‹«
    »Heuchelei ist gar nicht so schlecht«, sagte sie dumpf. Sie begann, ihre Kleider überzustreifen.
    »Das musst du doch verstehen. Ich kann nicht zulassen, dass du für meine Sündhaftigkeit bestraft wirst. Ich habe dich Gott überlassen. Ich habe einen Pakt mit ihm geschlossen. Wenn sie sicher ist, Herr, bin ich dein Diener in allen Dingen. Ich habe den Eid in Anwesenheit des Königs geschworen, um ihn zu besiegeln.« Er seufzte. »Und jetzt sieh dir an, was ich getan habe.«
    Sie sagte: »Es kümmert mich nicht, wenn es eine Sünde ist.«
    »Mich aber«, sagte er gewichtig. »Ich hätte dich geheiratet, aber nein, du wolltest deine Unabhängigkeit behalten. Und so bekam Henry seinen Bischof. Aber eben einen Bischof, verstehst du? Der die Seelen der Menschen bewahren soll. Seine eigene, deine …«
    Jetzt sah er sie an. »Adelia, es ist von Belang. Ich dachte, dem wäre nicht so, aber ich habe mich geirrt. Hinter dem ganzen Brimborium und dem Gesang – du glaubst nicht, wie viel da gesungen wird – ist immer diese leise, ruhige Stimme … die mich mahnt. Sag, dass du es verstehst.«
    Sie tat es nicht. In einer Welt voller Hass und Mord verstand sie nicht, war ihr ein Gott unbegreiflich, für den Liebe Sünde war. Und auch der Mensch, der dieser Gottheit gehorchte.
    Er hob die Hand, als wollte er das Kreuzzeichen über ihr machen. Sie schlug ihn. »Wage es nicht«, sagte sie. »Wage es nicht, mich zu segnen.«
    »Nun gut.« Er griff nach seinem Mantel. »Aber hör mir trotzdem zu. Wenn Geoffrey angreift,
bevor
er angreift, gehst du ins Kloster – er wird den Kampf von dort fernhalten. Nimm Allie und die anderen mit. Ich habe Walt gesagt, er soll dafür sorgen, dass du dorthin gehst … sie ist dem König wichtig, habe ich gesagt.«
    Sie hörte nicht zu. Sie war nie gegen Henry Plantagenet angekommen, und gegen Gott würde sie erst recht nicht gewinnen. Es war also doch noch Winter. Und in gewisser Weise würde es für sie nun immer Winter bleiben.
    Wie ein Angelhaken in ihrem Verstand zerrte etwas ihre Aufmerksamkeit von der Verzweiflung weg. Sie fragte: »Du hast es Walt gesagt?«
    »Mansur hat ihn hergeholt, während ich hier gewartet habe … übrigens, wo warst du so lange?«
    »Du hast es Walt gesagt«, wiederholte sie.
    »Und Oswald – die zwei wussten nicht, wo Jacques war oder Paton, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen die beiden unterrichten – ich will, dass alle meine Männer vorbereitet

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