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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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sich am Fuße der Gästehaustreppe.
    Unendlich müde schleppte Adelia sich nach oben. Auf den letzten Stufen bewegte sie sich besonders vorsichtig, wie sie das jetzt immer tat, weil sie in Erinnerung an ein Ereignis, das zum Glück nicht eingetreten war, an der Stelle stets im Geiste eine Wiege über den Rand stürzen sah.
    Sie blieb stehen. Die Tür stand einen Spalt offen, und drinnen war es dunkel. Selbst wenn ihr kleiner Haushalt schon schlief, normalerweise ließen die anderen immer eine Kerze für sie brennen – und die Tür blieb nie offen. Sie war beruhigt, als Wächter sie begrüßen kam und sein freudiges Schwanzwedeln mehr Duft freisetzte als üblich. Sie trat ein.
    Die Tür wurde hinter ihr geschlossen. Ein Arm umschlang ihre Brust, eine Hand presste auf ihren Mund. »Ganz ruhig«, flüsterte jemand, »rate mal, wer hier ist.«
    Sie musste nicht raten. Fieberhaft drehte sie sich in der festen Umarmung, bis sie den Mann ansah, den einzigen Mann.
    »Du
Bastard
«, sagte sie.
    »Stimmt in gewisser Weise«, sagte er und hob sie auf. Er ließ sie auf das nächstbeste Bett fallen und legte sich auf sie. »Ma und Pa haben schließlich doch noch geheiratet, das weiß ich noch genau, ich war dabei.«
    Eigentlich war es kein Zeitpunkt zum Lachen, doch sie tat es, mit seinem Mund fest auf dem ihren.
    Nicht tot – herrlich lebendig.
Sein Geruch war so gut, er war das Gute schlechthin,
alles
war gut, jetzt, wo er hier war. Er berührte ihre tiefste Seele und ach so sehr auch ihr Innerstes, das bei seiner Berührung flüssig wurde. Sie war viel zu lang ausgedörrt gewesen.
    Ihre Körper, die wie gewaltige Flügel pumpten, trugen sie höher und höher auf einen Flug in kataklysmische Höhen, um dann in einem langen pulsierenden Sturz zurückzufallen auf ein Reisebett in einem dunklen, kalten Raum.
    Als die Erde nicht mehr schwankte und wieder ruhig geworden war, wand sie sich unter ihm hervor und setzte sich auf. »Ich habe gewusst, dass du in der Nähe bist«, sagte sie. »Irgendwie habe ich es gewusst.«
    Er grunzte.
    Sie war voll neuer Kraft, als wäre sein Samen eine wundertätige Arznei gewesen, die ihren Körper zurück ins Leben geholt hatte. Sie fragte sich, ob sie noch ein Kind bekommen würde, und die Vorstellung machte sie froh.
    Ihr Geliebter war in postkoitale Ermattung gefallen. Sie stieß ihm einen Finger in den Rücken. »Wo ist Allie? Wo sind Gyltha und Mansur?«
    »Ich habe sie in die Küche geschickt, die Diener feiern da.« Er seufzte. »Ich hätte das nicht tun sollen.«
    Um ihn anschauen zu können, stand sie auf und stolperte zum Tisch, tastete dort herum, holte etwas Zunder aus einer Schachtel, schlug einen Funken hinein und zündete damit eine Kerze an.
    Er war dünn, Gott segne ihn, aber schön. In einer Hose – die ihm jetzt um die Waden hing – wie ein Bauer, das Gesicht verschmiert, wie es aussah, mit Baumrinde.
    »Ein Zaunkönigfänger«, sagte sie entzückt. »Du bist mit den Zaunkönigfängern reingekommen. Ist Henry hier?«
    »Irgendwie musste ich ja reinkommen. Gott sei Dank ist heute Stephanstag, sonst hätte ich über die verdammte Mauer klettern müssen.«
    »Woher wusstest du, dass wir in Godstow sind?«
    »Wo der Fluss zugefroren ist? Wo hättet ihr denn sonst sein sollen?«
    Die Antwort gefiel ihr nicht. »Wir hätten tot sein können«, stellte sie klar, »wären wir um ein Haar auch gewesen.«
    Er setzte sich auf. »Ich war zwischen den Bäumen«, sagte er. »Hab dir beim Eislaufen zugesehen. Sehr anmutig, vielleicht bei den Kehren ein bisschen wackelig … Bei allen Heiligen, sie ist ein wonniges Kind, nicht?«
    Unser Kind, dachte Adelia. Sie ist
unser
wonniges Kind.
    Sie schlug ihm auf die Schulter, und das nicht ganz im Scherz. »Verdammt, Rowley. Ich habe gelitten, ich dachte, du wärst tot.«
    »Ich kenne diesen Teil der Themse«, sagte er, »deshalb bin ich da ausgestiegen. Gehört Henry, da ist der Wald von Woodstock. Ganz in der Nähe ist ein Flusshüter – hab sein Kind für ihn getauft. Ich bin bis zu seiner Hütte, war nicht leicht, aber ich hab’s geschafft.« Er setzte sich jäh auf. »Also … wie sieht’s hier aus?«
    »Rowley, ich habe
gelitten.
«
    »War nicht nötig. Der Hüter hat mich nach Oxford geführt – auf Schneeschuhen. Die verdammte Stadt wimmelte nur so von Rebellen, jeder Hundsfott, der für Stephen gekämpft hat und deswegen leiden musste, war in Waffen und hatte Eleanors Banner gehisst oder das des jungen Henry. Wir mussten einen

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