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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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verschloss die Augen vor der Fratze und die Ohren vor Rowleys Flüchen – auch die anderen hatten etwas von der Lawine abbekommen – und ging weiter.
    Walt, Gott segne ihn, plapperte vor sich hin: »Ich staun die ganze Zeit, wie die das Dornengestrüpp in Form halten. Schätze, es wird zweimal im Jahr gestutzt. Da braucht man jede Menge Männer für, Mistress. So was kann sich nur ein König leisten.«
    Im Grunde war es wirklich erstaunlich, und er hatte recht; für die Pflege des Irrgartens war gewiss eine kleine Armee erforderlich. »Nicht nur zum Stutzen, auch zum Fegen«, sagte sie. Es lag nämlich kein Schnittabfall auf den Wegen. »Sonst würde mein Hund sich noch einen Dorn in die Pfote treten.«
    Walt betrachtete den Vierbeiner, der hinter Adelia hertrottete und den er jetzt schon einige Zeit auf engstem Raum erlebte. »Besondere Rasse, was? So einer is mir noch nie über den Weg gelaufen.« Und auf eine weitere Begegnung dieser Art war er, wie sein Schnuppern verriet, nicht unbedingt erpicht.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich hab mich dran gewöhnt. Die werden gerade wegen ihres Gestanks gezüchtet. Prior Geoffrey aus Cambridge hat mir den Vorgänger von dem hier geschenkt, als ich nach England kam, damit man meiner Spur folgen konnte, falls ich verlorengegangen wäre. Und dann hat er mir den hier geschenkt, nachdem der andere … gestorben war.«
    Genauer gesagt, getötet und verstümmelt wurde, als sie den Mörder einiger Kinder aus Cambridge in eine Höhle verfolgt hatte, die noch tausendmal schlimmer war als der Irrgarten hier. Doch der Geruch, den der Hund hinterlassen hatte, war ihre Rettung gewesen, und danach bestanden sowohl der Prior als auch Rowley darauf, dass sie wieder so einen an ihrer Seite hatte.
    Sie und Walt plauderten weiter, und ihre Stimmen verloren sich in dem Gestrüpp um sie herum. Walt verachtete sie nicht mehr, und er schien eine gute Meinung von Frauen zu haben. Er hatte Töchter, so erzählte er ihr, und eine tüchtige Frau, die ihren kleinen Hof allein bewirtschaftete, wenn er nicht da war. »Und ich bin oft nicht da, seit Bischof Rowley gekommen is. Der hat mich aus den vielen Reitknechten der Kathedrale ausgesucht, damit ich mit ihm reisen soll, ja, das hat er.«
    »Und das war eine gute Wahl«, stellte Adelia aufrichtig fest.
    »Kann schon sein. Andere halten nich so zu Seiner Lordschaft. Denen gefällt nich, dass er ein Freund von König Henry is, weil sie glauben, der hat den armen St. Thomas in Canterbury abmurksen lassen.«
    »Ich verstehe«, sagte sie. Sie hatte es gewusst. Rowley hatte Feinde unter den Würdenträgern seiner eigenen Diözese, weil er vom König gegen deren Willen ernannt worden war.
    Sie war sich nie sicher gewesen, ob Henry Plantagenet tatsächlich die Schuld daran trug, dass Thomas à Becket auf den Stufen seiner eigenen Kathedrale ermordet worden war, obwohl der König in seinem Zorn vom Ausland aus danach geschrien hatte. War Henry, als er lautstark den Tod des Erzbischofs herbeiwünschte, bewusst gewesen, dass einige seiner Ritter, die Becket aus ganz persönlichen Gründen tot sehen wollten, losgaloppieren und den Wunsch in die Tat umsetzen würden?
    Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
    Aber ohne die Einmischung von König Henry hätten Beckets Nachfolger sie an den Pranger gestellt – was beinahe geschehen wäre.
    Sie stand auf Henrys Seite. Für den zum Märtyrer gewordenen Erzbischof waren Kirche und Gott praktisch eins gewesen. Beide waren unfehlbar, und beider Gesetze mussten wie schon seit ewigen Zeiten fraglos und unverändert befolgt werden. Henry, der trotz all seiner Fehler doch der Menschlichere von beiden war, hatte Veränderungen gewollt, die nicht der Kirche, sondern seinem Volk zugute kämen. Becket hatte ihm bei jeder Gelegenheit Steine in den Weg gelegt und tat es noch heute aus dem Grab heraus.
    »Ich und Oswald und Master Paton und der junge Jacques, wir haben unsere Arbeit noch nich so lange«, sagte Walt gerade. »Wir haben nix gegen Bischof Rowley, nich so wie die alte Garde, die ihm übelnimmt, dass er ein Mann des Königs is. Master Paton und Jacques haben am selben Tag angefangen, als er sein Amt angetreten hat.«
    In Anbetracht der großen Kluft zwischen König und Märtyrer, die quer durch die Diözese von St. Albans verlief, hatte sich der neue Bischof also Diener ausgesucht, die ebenso unerfahren in ihren Funktionen waren wie er.
    Gut so, Rowley. Walt und Jacques nach zu urteilen, hast du eine gute Auswahl

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