Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
getroffen.
    Allerdings stellte sich heraus, dass der Bote weniger unerschütterlich war als der Reitknecht. »Sollen wir vielleicht um Hilfe rufen, Mylord?« Adelia hörte, wie er die Frage an Rowley richtete.
    Dieses eine Mal war der Bischof freundlich zu ihm. »Dauert nicht mehr lange, mein Sohn. Wir sind fast draußen.«
    Er konnte das nicht wissen, aber es stimmte tatsächlich. Adelia hatte soeben den Beweis dafür gesehen, obwohl sie fürchtete, dass der Bischof nicht sehr erfreut darüber sein würde.
    Walt gab ein Brummen von sich. Er hatte dasselbe gesehen wie sie – vor ihnen im Gang lag ein Haufen Pferdeäpfel.
    »Die hat der da fallen lassen, als wir reingekommen sind«, sagte Walt und deutete mit dem Kinn auf das Pferd, das Adelia führte. Es war sein eigenes gewesen, das letzte in der Reihe, als sie in den Irrgarten eindrangen. Sie würden bald alle vier wieder draußen sein – aber genau an der Stelle, wo sie angefangen hatten.
    »Es war eine fünfzigprozentige Chance«, seufzte Adelia. »Mist.«
    Die beiden Männer hinter ihnen hatten das Gespräch nicht gehört, und als sie den Pferdedung passierten, der inzwischen von den Hufen der vorderen zwei Pferde platt getrampelt worden war, maßen sie ihm keine Bedeutung bei.
    Eine weitere Biegung im Gang. Licht. Eine Öffnung.
    Adelia graute vor dem Wutanfall, der ganz sicher kommen würde, als sie ihr Pferd durch den spaltförmigen Ausgang aus dem Irrgarten hinausführte und von klarer, geruchlos kalter Luft umhüllt wurde. Die untergehende Sonne beschien die große Glocke an ihrem Trapezgerüst auf einem Hügel, den sie vor über zwei Stunden herabgeritten waren.
    Die anderen traten nacheinander ins Freie. Keiner sagte etwas.
    »Es tut mir leid. Es tut mir leid«, rief Adelia in die Stille hinein. Sie sah Rowley an. »Es ist nämlich so, wenn ein Irrgarten durchgängig ist, wenn es keine Unterbrechungen gibt und wenn alle Hecken miteinander verbunden sind und du einer strikt folgst, egal, wohin sie geht, dann wirst du ihn schließlich durchqueren, das ist unvermeidlich, zwangsläufig, nur …« Ihre Stimme wurde leise und kläglich. »Ich hab mich für die linke Hecke entschieden. Und das war die falsche.«
    Wieder Schweigen. Im verlöschenden Licht flatterten Krähen freudig über Ulmenwipfel hinweg, und ihre Schreie verspotteten die erdgebundenen Idioten da unten.
    »Verzeihung«, sagte der Bischof von St. Albans höflich. »Verstehe ich das richtig, dass wir, wenn wir der rechten Hecke gefolgt wären, schließlich an dem verdammten Ziel angelangt wären, wo wir eigentlich hinwollten?«
    »Ja.«
    »Die rechte Hecke?«, hakte der Bischof nach.
    »Na ja, wenn man jetzt von hier aus reinginge, wäre es natürlich wieder die linke … Ihr wollt doch wohl nicht wieder da rein?«
    »Doch«, sagte der Bischof.
    Ogottogott,
er will wieder da rein. Wir werden die ganze Nacht brauchen. Ob es Allie wohl gutgeht?
    In der Hoffnung, dass die Gestalt, die sie auf dem Laufgang des Turms gesehen hatten, inzwischen ein Einsehen gehabt haben könnte, läuteten sie noch einmal die große Glocke, doch nachdem sie ihre Pferde an dem Trog getränkt hatten, war offensichtlich, dass diese Hoffnung vergeblich war.
    Niemand sprach, während Schwerter umgegürtet und Laternen angezündet wurden; es würde sehr dunkel da drin werden.
    Rowley riss sich die Kappe vom Kopf und kniete nieder. »Herr, sei bei uns, um deines geliebten Sohnes willen.«
    Und so drangen die vier wieder in den Irrgarten ein. Das Wissen, dass er ein Ende hatte, beruhigte sie, obwohl das Zurückweichen aus Sackgassen und die unablässigen Windungen und Biegungen sie jetzt, da sie müde wurden, noch mehr erschöpften.
    »Wo habt Ihr das mit den Irrgärten gelernt, Mistress?«, erkundigte sich Walt.
    »Von meinem Ziehvater. Er hat den Osten bereist und dort einige gesehen, wenngleich nicht so große.«
    »Die alte Schlange is beachtlich, nich? Schätze, es gibt ’nen Weg hier durch, den wir nich sehen.«
    Adelia pflichtete ihm bei. Es wäre viel zu unbequem, derartig von der Außenwelt abgetrennt zu sein, daher musste es einen geraderen Weg geben. Sie vermutete, dass einige der heckenbewachsenen Wände am Ende von Sackgassen gar keine Mauern waren, sondern mit Schlehdorn verhangene Tore, durch die man auf einen direkten Weg gelangen konnte.
    Aber das half ihr und den anderen jetzt nicht. Es würde zu lange dauern, jede Mauer daraufhin zu untersuchen, ob sie sich öffnen ließe, und letztlich nur dazu

Weitere Kostenlose Bücher