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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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informierte ich ihn, daß Mrs. Armstead meine Klientin sei; wahrscheinlich kenne er sie besser als Mara Kent.
    »Der Künstlername der Frau ist mir bekannt, Urban. In dieser Stadt muß man sich ständig für solche Dinge interessieren. Wenigstens ist das meine Ansicht. Und lange Zeit hat sich das auch bewährt -ich meine, als Hollywood noch eine gewisse Bedeutung besaß. Was tun Sie für Miß Kent ?«
    »Sie möchten vertrauliche Informationen?«
    Er nickte. »Ja, die will ich. Aber vorläufig gebe ich mich mit eigenen Vermutungen zufrieden. Ich mische mich nur ungern in die Angelegenheiten anderer Leute. Oft genug muß ich es tun.«
    »Ein hartes Leben«, konstatierte ich. »Warum machen Sie so etwas?«
    »Weil es mich in die Gesellschaft allererster Kreise führt«, antwortete er.
    Finstere Miene oder nicht, ich kam zu der Auffassung, daß Lieutenant Cullen ein sympathischer Mann war; mit Vorbehalten.
    In dieser Nacht wirkte das Skoal-Haus etwas anders. Vielleicht lag das auch an dem veränderten Verhältnis, das ich nun zu ihm hatte. Man kann etwas stundenlang anstarren – wie ich es mit dem Haus gemacht hatte – und doch nicht richtig seine Natur erkennen. Diesmal – zum erstenmal, glaube ich – sah ich, dessen bin ich sicher, daß mittlerweile der Tod in dem Haus umgegangen war.
    Es ähnelte nach wie vor keineswegs einem Schädel, aber das Unbehagen, das ich schon bei meinen vorherigen Besuchen verspürt hatte, empfand ich diesmal ungleich stärker. Der verwaschene Mond war die einzige Lichtquelle und warf einen fahlen Glanz über die Umgebung, so daß sie wie die Mondlandschaft auf den Fotografien wirkte, die die Astronauten mitgebracht hatten. Die Luft schien die Scheinwerferkegel von Cullens Wagen zu absorbieren, und es war so dunkel über dem Boden, als wären wir ohne Scheinwerferlicht gefahren.
    Unbewohnbar. Schilder mit dieser Aufschrift hatte ich oft genug an baufälligen Gebäuden in jenem Teil der Stadt gesehen, der sich ,Innenstadt’ nennt, und es war der Anblick des Skoal-Hauses, der mich daran erinnerte, allerdings mit einem kleinen Unterschied. In der Stadt bezeichnete man damit Häuser, die zu betreten für Menschen gefährlich war; hier jedoch schien die Unbewohnbarkeit sich nicht allein auf das Haus, sondern auch auf seine Umgebung zu erstrecken. Als habe das Haus beschlossen, in seinem Innern und in seiner Nähe keine Menschen zu dulden. Nun schien es, während es lauernd wartete, mit seiner fahlen Fassade zu grinsen. Vielleicht wußte es, daß es in dieser Nacht innerhalb seiner Wände ein menschliches Wesen weniger gab.
    Das war nicht die Art von Gedanken, die ich sonderlich angenehm fand. Auch war eines sachlich unrichtig, da der Fahrer nicht im Hauptgebäude, sondern im Obergeschoß des Garage-Schuppen-Anbaus gewohnt hatte.
    Vor der Garage standen zwei Polizeifahrzeuge. Während Cullen sich vorstellte, näherte sich mir ein nervöser junger Mann, der aussah, als sei er den Modebeilagen entsprungen, die man im Playboy findet.
    »Wer sind Sie?« erkundigte er sich gebieterisch.
    Cullen, Gott segne ihn, bedachte ihn mit einem bösartigen Blick. »Er gehört zu mir. Sie sind ...?« Er wartete.
    »Lieutenant Worth. Lieutenant August Worth. Ich leite die Untersuchung.«
    Erstmals lächelte Cullen. Ob über den Mann, dessen Namen oder die Äußerung, daß er die Untersuchung leite, konnte ich nicht feststellen. Cullen zeigte auch ihm seine Dienstmarke. »Das ist Mr. Walter Urban. Er telefonierte gerade mit dem Fahrer, als es geschah.«
    August Worth musterte mich neugierig. »Sie haben mit dem Toten gesprochen?«
    Ich vermochte nicht zu widerstehen. »Nicht nach seinem Tod, Sir. Aber vorher, ja.«
    Ehe Worth antworten konnte, mischte sich Cullens rauhe Stimme ein. »Ich würde gern die Leiche sehen. Einverstanden, Lieutenant?«
    Worth nickte, und wir erstiegen die Außentreppe an der linken Seite des Schuppens. Im Obergeschoß war eine bescheidene Wohnung ausgebaut worden, doch im Vergleich zu meiner kam sie recht gut davon. Ein mittelgroßes Wohnzimmer, eine winzige Küche und ein Schlafzimmer, in dem ein Doppelbett stand. Das Telefon war im Wohnzimmer. Am Boden. Claude ebenfalls.
    Er saß am Boden, den Rücken gegen den Diwan gelehnt. Er sah nicht übel aus – oder hätte nicht übel ausgesehen, wäre er nicht tot gewesen. Irgend etwas an ihm schien mir seltsam. Aber ich hatte hier nichts zusagen.
    »Ist der Körper bewegt worden?« fragte Cullen.
    »Nur geringfügig«, erwiderte Worth.

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