Die teuflischen Schwestern
Connie.
Aber offenbar tat sie, was ich verlangt hatte, denn das nächste, das ich bewußt bemerkte, war die wohlbekannte Einrichtung meines Büros. Connie verließ mich erst, nachdem ich ihr hoch und heilig versprochen hatte, baldmöglichst ärztliche Hilfe zu beanspruchen.
So sitze ich nun hier an meinem Schreibtisch und überspreche Bänder mit meiner Lieblingsmusik.
Dämmerung. Sie bricht an, die Morgendämmerung. Das erste Tageslicht. Schwach, aber unübersehbar. Sonntagmorgen ...
Kirchenglocken. Man wird die Kirchenglocken läuten.
Und vielleicht wird es ein freundlicher, sonniger Tag. Nun bin ich so gut wie fertig. Fertig mit diesem Protokoll des Grauens. Eines Grauens, von dem nur ich weiß. Meine Klientin, davon bin ich überzeugt, kennt die Zusammenhänge nicht. Während der Ereignisse befand sie sich vorwiegend in Trance. Seit jenem Tag, an dem sie in mein Büro kam, hat es mehrere Tote gegeben. Vier Menschen – Claude, Armstead und zwei nette junge Polizisten. Und mindestens drei nichtmenschliche Geschöpfe – vielleicht sogar mehr. Vielleicht...
Denn im Hintergrund meines Bewußtseins beschäftigt mich ein Gedanke. Der Gedanke, daß jene Stimmen und Laute, die ich vernahm, bevor ich in Ohnmacht sank, womöglich nicht nur in meiner Einbildung existiert hatten. Und waren sie nicht nur Bestandteil meiner Vision von der Hölle gewesen, denn vielleicht ein Resultat dessen, was das Muttergeschöpf getan hatte – die Stimmen der anderen; jener, die sie rief, aber denen der Durchbruch nicht gelungen war.
Es wird ein sonniger Tag sein. Heute, meine ich, denn es ist bereits Sonntag.
In ein paar Minuten werde ich die Polizei verständigen. Cullen. Ja, vielleicht ist er der geeignete Mann.
Vielleicht...
Es hat Tote gegeben, darunter zwei Polizisten. Einen solchen Fall aufzuklären, ist die Justiz sozusagen verpflichtet. Allerdings mache ich mir einige Sorgen darum, wie sie es wohl schaffen wird, diesen Fall abzuschließen.
Denn nichts wäre leichter, als mich zum Sündenbock abzustempeln. Zum Schuldigen, der außer einer verrückten Geschichte nichts vorzuweisen hat.
Ich bin nicht sicher, ob ich die Verletzungen überleben werde. Darum habe ich diesen Bericht angefertigt, trotz des Zeitaufwands, trotz der Tatsache, daß Johnny Walker nicht den brennenden Schmerz betäuben kann, den ich am ganzen Körper empfinde.
Das Pergament, von dem ich gesprochen habe, jenes, das das Muttergeschöpf mir zeigte, ich meine das Pergament mit dem Diagramm – zuerst wünschte ich, ich hätte es in meinen Besitz bringen können. Es wäre so etwas wie ein Beweis gewesen! Es hätte dem Nachweis der Tatsache dienen können, daß ...
Doch während ich genau darüber nachdenke – jetzt, da ich endgültig Gelegenheit zum Nachdenken habe -, bin ich froh, daß es sich nicht in meinem Besitz befindet. Sie – sie, die so viele Jahrhunderte lang durchzubrechen versuchten – würden es gern sehen, wenn man so etwas in allen Zeitungen rund um die Erde abdruckte. Falls es eine so weite Verbreitung fände...
Doch das konnte es nicht. Jedenfalls nicht durch mich. Entweder war das Pergament im Schuppen verbrannt oder mit dem Muttergeschöpf; oder es war auf andere Weise abhanden gekommen.
Das hoffe ich aufrichtig.
Denn sie werden es auch in Zukunft versuchen, angespornt durch den ersten Teilerfolg. Das werden sie. Aber sie sollten keinerlei Unterstützung von uns erhalten!
Darauf hoffe ich.
Bitte. Bitte nicht.
ENDE
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