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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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Schmerzen hielten sich in Grenzen und das Aluminiumgestell, das sein Bein in einer gestreckten Haltung fixierte, störte kaum. Einzig die Tatsache, dass Jack sein Knie wahrscheinlich für den Rest seines Leben nicht mehr beugen konnte, steigerte den subjektiven Schweregrad dieser Verletzung um das Tausendfache.
    Normalerweise ersetzte man zerstörte Gelenke mit kybernetischen Implantaten, und bereits wenige Tage nach der Operation konnte der Patient das betreffende Gelenk wieder uneingeschränkt nutzen. In Jacks Fall gab es jedoch eine Komplikation: Aufgrund einer seltenen genetischen Disposition reagierte sein Immunsystem außergewöhnlich aggressivauf jede Form von körperfremdem Material. Würde man ihm ein künstliches Gelenk – ganz gleich ob kybernetisch oder nicht – implantieren, so stieße es sein Körper trotz intensiver Medikation binnen Stunden ab; das hatten etliche ärztliche Untersuchungen und Tests im Laufe seines Lebens ergeben. Und womöglich hatte ihn der Captain deshalb in den Besprechungsraum bestellt. Vielleicht hält er mir aber auch nur eine Standpauke, weil ich mich selbst aus der Krankenstation entlassen habe , dachte Jack. Jedoch deutete Zionas Anwesenheit darauf hin, dass es um mehr als eine simple Maßregelung bezüglich der Vorschriften ging.
    Jacks Partnerin saß entspannt an dem stahlgrauen ovalen Konferenztisch, in dessen Mitte ein ebenso ovaler Holo-Projektor eingelassen war, und folgte seiner nervösen Wanderung mit ihren klaren rehbraunen Augen, die unter dem kurzen schwarzen Pony hervorschauten. Sie war einunddreißig und damit nur drei Jahre jünger als er, iskullanischer Herkunft, athletisch und dennoch ausgesprochen weiblich. Ihre sonnengebräunte Haut wurde von einer Prise Sommersprossen auf der Stupsnase geziert, und der sündige Schmollmund stand im krassen Kontrast zu dem kühlen Selbstbewussten, das jedem Flirtversuch beharrlich widerstand.
    »Du läufst noch die Decksplatten durch«, sagte sie schließlich.
    Jack sah kurz zu ihr hinüber, setzte seinen Marsch jedoch unbeirrt fort. Plötzlich durchzuckte einmal mehr bohrender Schmerz sein zertrümmertes Gelenk. Er verzog das Gesicht, als hätte er einen Elektrozaun berührt, und verlagerte sein Gewicht abermals auf die Krücke.
    »Damit tust du deinem Knie keinen Gefallen, Blondie«, meinte Ziona. »Also setz dich, sonst machst du es nur noch schlimmer.«
    Jack stieß einen tiefen Seufzer aus, wanderte jedoch weiter hin und her. Erst als sich die Tür des Besprechungsraums leise zischend in den Zwischenraum des Rahmens schob und Eean Sinclairi, der Captain der Exlunas , hindurchtrat, blieb Jack stehen, und Ziona erhob sich.
    Sinclairi näherte sich dem ovalen Tisch. In der rechten Hand hielt er ein Datenpad, das kaum stärker als ein Blatt Papier war, und überflog den darauf angezeigten Text. Ein ernster Zug dominierte das ebenholzfarbene Gesicht des Captains, und Jack beschlich das ungute Gefühl, dass der Inhalt des Dokuments etwas mit ihm zu tun hatte. Doch dann schaute Sinclairi davon auf und wandte sich den beiden Detectives zu. Ziona salutierte, und Jack tat es ihr gleich, jedoch ohne diesen Hang zur Perfektion, der jeder ihrer Bewegungen anhaftete. Der Captain verlor keine Zeit und nickte ihnen nur zu, bevor er tief Luft holte und begann.
    »Mr. Vellorn«, sagte er mit ruhiger Stimme. Und schon allein die Art der Betonung seines Namens bereitete Jack Unbehagen. »Sie sind einer der besten Detectives, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, und ein hervorragender Raven-Pilot.« Sinclairi machte eine kurze Pause, und Jack ahnte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. »Doch der Empfehlung Ihres behandelnden Arztes, Doktor Arlann Rival'sinaun, entsprechend wird Ihnen die Fluglizenz entzogen, bis Ihre Verletzung vollständig behoben ist und Ihre Flugtauglichkeit von einem Stabsarzt der RAID bestätigt wurde.«
    Mit offenem Mund starrte Jack seinen Vorgesetzten an. Er wollte nicht glauben, was er da hörte. Wie jeder Rekrut der Reconnaissance And Intervention Division hatte auch Jack zu Beginn seiner Karriere die militärische Grundausbildung der republikanischen Raumflotte für Boden- und Raumkampf durchlaufen und die Pilotenlizenz für den Raven-2-Jäger erworben. Diese bildeten die Standardabfangjäger auf RAID-Kreuzern und wurden sowohl für die Verteidigung des Kreuzers als auch für das Aufbringen flüchtiger Raumschiffe eingesetzt. Für Jack war das Fliegen eines solchen Raumjägers jedoch mehr als

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