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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Wasser hellblau und in der Sonne
glänzend dalag, machte der See einen trägen, zeitlosen Eindruck, der einen
automatisch an die Leute denken ließ, die in den feudalen Appartementhäusern
seiner Umgebung ein müßiges Dasein führten.
    Ich
parkte den Healey vor dem mir von Thorro angegebenen
Haus und trat in das Gebäude. Ich fuhr allein in einem völlig unpersönlich
aussehenden, mit Holz ausgekleideten Stahlkasten nach oben und kam in
Windeseile im elften Stock an. Mein Magen brauchte etwa fünf Sekunden lang, tun
sich wieder mit mir zu vereinen, und als es soweit war, drückte ich bereits auf
den Summer an der Tür des Appartements.
    Eine
Vision in Technicolor öffnete beinahe auf der Stelle
und blieb stehen, um mich zu betrachten — ich nahm es wenigstens an — , aber es
bedurfte eine Weile, bis sich meine Augen an all den blendenden Glanz gewöhnt
hatten. Schließlich gelang es mir, die meisten der Farben in der richtigen
Perspektive zu sehen. Das Flamingorot war die Farbe
ihrer Haare und Lippen, das kalte Blau gehörte zu ihren Augen und das Zitronengelb
zu ihrem Orlonpullover und den dazupassenden enganliegenden Hosen.
    Sie
war groß und das, was mein alter Herr, mit einem erinnerungsträchtigen Schimmer
in den Augen, als »gut gewachsen« bezeichnet hätte. – Ihr Busen war ein prächtiges
Modell, eine Superkonstruktion, ein Monument ihrer Weiblichkeit, und der
sanduhrartige Einschnitt ihrer Taille bildete eine hinreißende Trennungslinie
zwischen diesem prächtigen Gebirge und der atemberaubenden Rundung ihrer
Hüften. In jeder dieser Kurven lag ein auf Spannung und Geschmeidigkeit
beruhender Schwung, der eine seltsame Dürre in meiner Kehle hervorrief.
    Ihr Gesicht — schließlich war
ich dort angelangt — war angenehm rund und wirkte, tränenüberströmt wie es
jetzt war, beinahe kindlich. Die Kälte in ihren Augen taute ein wenig, während
sie mich beinahe ebenso intensiv anstarrte wie ich sie.
    »Ich bin froh, daß Sie gekommen
sind«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Ich habe gerade an Sie gedacht. Kommen
Sie herein !«
    Sie drehte sich um und ging mir
voran in das Appartement zurück. Ich folgte ihr, dabei das Schauspiel ihrer
sanft hin und her schwingenden zitronengelben Hüften genießend. Wir traten ins
Wohnzimmer, dessen überdimensionales Fenster den Blick auf den See freigab und
dessen üppige orientalische Möblierung vor einigen Jahren so sehr en vogue gewesen
war.
    »Setzen Sie sich !« befahl sie und deutete auf eine lange niedrige Couch, die
an der einen Wand stand.
    Ich tat, wie mir geheißen war.
Sie ging zu dem großen Fenster und zog an einer Schnur, so daß die schweren
Vorhänge raschelnd zusammenglitten und Sonnenschein und Blick auf den See
aussperrten. In dem intimen Dämmerlicht kam sie auf die Couch zu.
    »Glauben Sie an Telepathie ?« Ihre Stimme vibrierte leicht, während sie neben mir auf
die Couch glitt und einen ihrer schön modellierten Oberschenkel gegen meinen
preßte.
    »Hat Ihnen Thorro gesagt, daß ich komme ?« fragte ich, denn dies schien
mir offensichtlich.
    » Thorro ?«
Ihr Mund wölbte sich in ausgesprochenem Widerwillen. »Bitte! Verderben Sie
nicht alles, indem Sie den Namen dieses Teufels nennen !«
    »Aber wenn er Ihnen nicht
erzählt hat, daß ich zu Ihnen unterwegs bin, woher wissen Sie dann, daß ich
kommen wollte ?«
    »Sie sind aber schwierig, mein
Lieber !« Sie seufzte schwermütig. »Ich hatte eben das
Gefühl, ich brauchte einen Mann, als der Summer ging. Ich öffnete die Tür, und
Sie standen draußen! Verstehen Sie: einen Mann? Wer Sie sind, spielt
keine Rolle — ob Sie gekommen sind, um die Installation zu richten oder ein
Zeitschriftenabonnement anzubringen — in einer halben Stunde von jetzt an
gerechnet sind Sie wieder unterwegs. Vielleicht ein bißchen benommen, aber
glücklich, und ich habe vergessen, daß Sie je existiert haben !« Sie schlängelte sich näher heran, so daß das volle Gewicht ihres Busens sich
gegen meine Brust preßte, schloß die Augen und murmelte: »Küssen Sie mich !«
    »Vielleicht bin ich bereits ein
bißchen benommen«, sagte ich heiser. »Aber ich bezweifle, daß ich in einer
halben Stunde wieder glücklich unterwegs bin — und daß Sie so schnell einen
Polizeibeamten vergessen werden !«
    Ihre Augen öffneten sich
plötzlich weit. »Einen — was?«
    »Einen Lieutenant vom Büro des
Sheriffs«, sagte ich. »Al Wheeler. Sie sind Mrs. Stroud , wie ich hoffe, und nicht einer meiner
Tagträume, der zu Fleisch

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