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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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Sebastian» sage ich, mehr nicht. «13 und 17» sage ich noch, aber mehr wirklich nicht. Ich mache ein X auf den Tisch mit Fett von der Stirn. Ich mache ein Labyrinth mit vielen Eingängen.
    «Weißt du, was Gesine glaubt?», fragt Ina.
    «Nein.»
    «Gesine glaubt, dass er so einer ist, der sich nicht lieben lassen kann, der lieber eine Frau liebt und es sich schwer macht. Weißt du, so einer, der es schwer haben will.»
    «Wer will das nicht?», frage ich und Ina kreischt: «Ich!» Dann kriegt sie sich wieder ein. «Kann doch sein, dass er sich nicht lieben lassen kann.»
    «Aber ich liebe ihn doch seit vier Monaten», sage ich.
    Ina klappert mit den Fingernägeln von hinten an ihren Telefonhörer, ich höre das. Ich schaue mir meinen Bauch an und bekomme kalte Füße. Ich hole mir Socken und ziehe sie mit einer Hand an. Ich kann das.
    «Du solltest nicht so um ihn buhlen», sagt Ina.
    «Sagt das Gesine?»
    «Nein, ich. Wieso?»
    «Weil Gesine mir dazu gar nichts gesagt hat.»
    Ina ist ruhig, als ob sie die Achseln zuckt. Ich bin auch ruhig, ich angel. Ina kann nicht lange ruhig sein.
    «Jedenfalls solltest du dich vielleicht ein bisschen rarer machen, damit er dich vermissen kann. Und dann bist du ein bisschen kühl, und er will dich vielleicht erobern. Du weißt doch wie Männer sind.»
    Ich antworte mit «Ja!», dabei weiß ich nicht wie Männer sind, möchte wissen, woher Ina das weiß, hat es ihr Gesine verraten und woher will die das denn wissen? Tom ist doch kein Mann, nein. Peter ist ein Mann, ja.
    Ina trinkt etwas, ich höre sie ansetzen und schlucken und absetzen, nacheinander. Ich höre das.
    «Was trinkst du denn?», frage ich.
    «Wein!»
    «Aha!»
    «Gesine sagt, dass Tom gesagt hat, dass Männer Sex und Liebe ja besser trennen können als wir.» Ina trinkt wieder, dann schreit sie: «Die Schweine!»
    Ich sage Ina nicht, dass ich das auch kann. Ich kann alles trennen, mich von jedem, und Sex und Liebe, aber bei Peter ist es eins, eins und alles.
    Ich mache Wellenlinien auf die Tischplatte. Bald ist die ganze Tischplatte voll gemalt.
    «Kann sein …», sagt Ina und lacht gleich, «… er wartet auf den richtigen Moment, um dir zu sagen, dass er dich liebt.»
    Ich lache nicht. Ich denke an ihn und lächle überall. Wir hatten nur richtige Momente. Wir hatten eine Vollmondnacht mit scharfen Schatten. Meine Brüste waren schwarz und schräg auf meinen Bauch geworfen. Wir haben uns lange überall begriffen. Es war ein unfassbar schönes Anfassen und dann habe ich gepupst anstatt zu kommen. Peter fragte, was ich gesagt hätte. Wir lagen verschwitzt und außer Puste und ich sagte: «Ich habe mit mir geredet.» Da haben wir gelacht, richtig lange. Als er schlief, war ich sehr glücklich neben ihm. Jede Nacht bei ihm ist schön. Mondnacht, Dienstnacht, Donnersnacht, Freinacht. Ich kann nicht schlafen vor Glück.
    «Ach, lach doch mal Tanjahahaha!» Ina ist besoffen.
    «Wie viel Wein hast du denn schon getrunken?»
    «Nicht viel!», schreit sie. «Was soll das denn jetzt?»
    Die Tischplatte ist voll, Dreiecke, Vierecke, Wellen, Labyrinth, Herzen, Herzen. Ich gehe in die Küche, einen Lappen holen. Es ist fast neun, sehe ich auf der Küchenuhr. Macht nichts. Ich habe nichts vor, wenn kein Mann anruft oder wenigstens ein Junge, und es kann kein Mann oder Junge anrufen, solange Ina dran ist. Sie findet Peter erst ängstlich, dann blöd, dann feige, dann fies. Ich kann mir das nicht anhören. Ich halte den Hörer in die Gegend, bis mir einfällt, dass dann meine Pflanzen, die Peter auch lieben, Ina hören und davon eingehen, ja.
    Ina fordert mich schon wieder auf zu lachen, lach doch mal, lach doch mal.
    «Du lachst einfach für mich mit, ja?», schlage ich vor.
    Wir schweigen ein bisschen. Ich hole mir auch was zu trinken, Saft. Ich trinke ganz leise, damit Ina nichts mitbekommt, was ich nicht will. Sie bekommt es nicht mit.
    «Was ist denn nu?», fragt Ina.
    «Ina, ich bin müde. Der Putzjob ist anstrengend.»
    Ina lacht wieder, dann sagt sie etwas, was auch Gesine sagt, dass ich lustig bin, wenn ich mich an meinem einmal Putzen die Woche immer überarbeite.
    «Aha!», sage ich. Die merken doch nicht mal, wenn ich Saft trinke.
    Ina wird wieder ruhiger: «Tanja, ich glaube, dir geht es nicht gut. So locker steckst du das nicht weg, sagt Gesine auch.»
    Ich schweige und trinke still Saft. Nichts bekommt sie mit. Nichts ist sehr wenig. Nichts. Die Einzige, die mehr als nichts weiß, ist Katrin und die weiß nicht

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