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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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nichts sehe. Ich sehe, ich sehe … schwarz.
    «Ich bin ja nun da», das bin ich. Korrekt.
    Wir aschen gleichzeitig in den Klappascher. Ich will heute zumindest nicht zurückfahren.
    «Da können wir auch hochgehen. Oder wir gehen doch in ein Café, aber jetzt sind wir ja hier.» Das sind Argumente.
    «Peta, es geht nicht ums Hochgehen.» Sie flüstert das.
    «Ich weiß», flüster ich übertrieben zurück. Das ist mir schon klar. Mir war nur der Rest nicht klar, dass es das sein soll, was es mal war und dann nicht mehr und jetzt doch wieder. Darüber haben wir am Telefon nicht geredet. Wir haben über meine Kinderlein geredet, das Töchtilein, das Söhnchen, was wären sie stolz auf mich.
    Heike drückt ihre Zigarette vor deren Ende aus. Sie kann wohl Sachen nicht zu Ende bringen? Liebes Tagebuch, es tut mir Leid, wenn du denkst, ich hätte dich vernachlässigt, weil ich dich lange nicht mehr angesprochen habe und weil ich dich ja sowieso nicht führe, liebes Tagebuch, guter Freund, da habe ich meine Zigarette auch ausgedrückt und gesagt: «Willst du denn, dass ich mit hochkomme?»
    «Es geht nicht ums mit Hochkommen.»
    «Willst du denn worum es geht? Du hättest es mir ja sonst nicht angeboten.» Ich habe meine Frage selbst beantwortet und sage deshalb: «Na dann!»
    Ich klappe den Klappascher rein. Ich könnte die ganze Zeit solche Dinge tun. Ich zieh den Zündschlüssel aus dem Schloss. Ich gehe jetzt hoch, einmal ist keinmal ist ein letztes Mal. Oder kann ich so gut ficken, dass nach dem Glück alles anders aussieht? Ich will gar nicht. Gut oder schlecht? Vielleicht ist es richtig schlecht, wenn ich gar nicht will. Dann habe ich eine schöne schlechte Erinnerung. Ich werde im Ehebett ficken müssen und wenn ich unter das Kopfkissen greife, weil ich es ihr unter den Arsch schieben will, werde ich in Edgars voll gerotzte Taschentücher greifen und dann ekel ich mir einen fiese Krankheit und sterbe – so soll es sein.
    «Wirklich?», fragt Heike nochmal. Nein, aber ist ja egal, egal wie 88, was bei Nazis verschlüsselt Heil Hitler heißt. Also, egal wie Heil Hitler, passt ja auch zu ihrem Haus, in das wir jetzt gehen werden. Heike küsst mich, bevor wir aussteigen. Sie küsst mich unters Ohr, dort wo mein Hemd aufhört. Wenn das Programm bei ihr angelaufen ist, dann richtig, dann husch husch, dann ohne Moral und Gewissen, bevor der Mann wieder da ist, wo auch immer der gerade ist. Vielleicht hat er eine Geliebte. Warum in dem Wort Libido vom Klang her das Wort Liebe drinsteckt, habe ich nie begriffen. Ich knall die Autotür zu. Sie kann das natürlich wieder leiser. Wenigstens laufen wir diesmal nebeneinander. Sie nimmt meine Hand. Wir laufen auch die Treppen nebeneinander hoch. Oben knipst sie das Licht erst gar nicht an. Sie lässt alles fallen und nimmt mir alles weg. So schnell kann ich nicht Sexido sagen, da bin ich nackt und mein Glied wird begehrt. Ich lass mich befummeln. Ich lass mich. Ich lass sie. Ich krieg erst einen Steifen, als ich an Tanja denke. Ist das alles doof, doofer, am doofsten. Ich betrüge Tanja, die ich nicht betrügen kann, weil ich das darf. Ich betrüge sie trotzdem irgendwie und denke an sie und betrüge Heike, die ich nicht betrügen kann, die aber ihren Mann betrügt. Ich betrüge mich, so schauts.
    Heike will nicht reden. Nix da, schnell. Ich hoffe immer noch, dass ich nicht kann. Nix da, steht. Und dann weiß sie nicht weiter. Ich muss das Steuer in die Hand nehmen, sie holt mir ein Kondom, damit ich das über mein Steuer ziehe und dann mit dem Ding auf dem Ding und ihr auf dem Ding in die dunkle Wohnung vorstoße, während sie wie im Auto vorhin sagt: «Links!» Vielleicht sitz ich noch im Auto, vielleicht bin ich noch nicht hier, vielleicht wurde ich nie geboren. Links, rechts, da, einparken – hab ich schon. Wir kommen zum Liegen und sie will unten sein, aber trotzdem das Tempo angeben. Ich halte also meinen Körper hin und sie bewegt sich und dann kommt sie sehr schnell, leise, aber deutlich. Sie quietscht, Tür auf, Tür zu. Weil sie mir mal gesagt hat, sie wäre mit ihrem Mann nicht zufrieden sexuell, habe ich mir eingebildet, ich wäre gut, aber jetzt denke ich, ihr Mann hat nicht so gut stillgehalten. Ich bin noch nicht so weit. Ich will nicht mehr an Tanja denken. Heike ist es wurscht, dass ich nicht fertig bin, mir auch, Knacker, Salami, Blutwurst.
    «Peta!», sagt Heike. Ich bin anwesend, aber abwesend. Ich sitze im Auto. «Das war schön!» Hört sich an, als wars

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