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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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das und das wars. Wir liegen da und sie fängt an zu plappern. Gut, dass sie nicht arbeitslos ist, sonst hätte sie nichts zu erzählen.
    Dann gehen wir etwas essen. Ich suche in ihrem Gesicht rum und stocher im Essen. Da muss doch was sein. Der Kellner räumt die Teller ab, als ich auf Klo bin und darum werde ich nicht mal gefragt, ob es mir geschmeckt hat. Es hat mir nicht geschmeckt.
    Im Auto fängt Heike wieder an rumzudrucksen, ob ich mit hochkommen will, aber ums Hochkommen würde es nicht gehen. Ich wäre so gern behindert und würde mir die Faust endlos an die Schläfe schlagen. Ich weiß inzwischen, dass es nicht ums Hochkommen geht, zumindest nicht, ob ich hochkomme. Wir rauchen und dann fahre ich tatsächlich nach Hause, so spät in der Nacht. Wir verabschieden uns lustlos. Mit etwas Glück weiß ich bald ihren Namen nicht mehr, die da. Wie ihre neue Wohnung aussieht, weiß ich ja auch nicht, alles im Dunkeln. Sie wird aus meinem Kopf ausziehen müssen, die Schrankwand mitnehmen, das Sorgerecht für den Teppich bekommen, und mit ganz viel Glück verunglücke ich auf der Heimfahrt. Wenn nicht diese Frau, dann keine, und selbst die will ich nicht mehr, gar nix, jarnüscht. Ich bin nie aus dem Auto ausgestiegen.

    Katrin ist mein Spiegelbild, den Eindruck macht sie gerne, obwohl wir uns nicht ähneln. Sie hat ein viel runderes Gesicht, das Gesicht von Mama, rund. Und sie hat die Nase von Papa, schmal. Und sie hat hellere Haare, weil sie ihre nicht färbt. Katrin sieht spezieller aus, mit dem Gesicht ist es schwerer zu fliehen, weg. Sie ist auch innen wer anders. Aber wenn sie da ist, und das ist sie jetzt, ist sie auf mich bezogen und spiegelt mich. Wir treffen uns an der Warschauer Brücke, und sie beugt sich zu meiner Größe und meinem Alter herab. Sie sagt: «Du hast die Haare wieder richtig lang, krass.» Ich sage nie krass. Ihr scheint egal zu sein, dass ich zu ihr aufsehen will.
    Ich sage: «Ich habe sie wachsen lassen.»
    Wir umarmen uns und küssen uns dabei auf die Wange. Früher haben wir uns auf den Mund geküsst.
    «Also wohin? Du kennst dich aus …»
    Sie beobachtet, wie ich hin und her schaue, ich schaue in den Osten und in den Westen, nach Friedrichshain und nach Kreuzberg. Sie schaut auch hin und her. Ich gehe etwas zurück und sie folgt mir, überallhin, bis hierher.
    «Na sag!» Immer soll ich ihr schneller reagieren. Sie greift mit ihren Blicken in mein Gesicht ein, dabei habe ich die Haare wachsen lassen, damit das nicht geht, darum. Ich lasse immer die Haare offen, wächst Haar drüber, Gras.
    «Also?»
    «Da lang!» Ich zeige nach Friedrichshain.
    «Da lang?» Sie zeigt nach Friedrichshain.
    Wir gehen los. Sie nimmt ihre Hände aus der Jackentasche, als ich meine herunter hängen lasse. Meine Arme bewegen sich an meinem Oberkörper, weil ich ihn bewege. Ihre Arme bewegen sich, weil sich meine bewegen. Ich übersehe den Punker mit dem Hund im Arm. Katrin schaut zu Boden und denkt, dass die Schwester von dem Punker sich um ihn kümmern sollte, sollte sie nicht.
    Ich bleibe stehen. Sie bleibt auch stehen.
    «Was ist?»
    «Nichts!» Ich drehe mich nach der Straßenbahn um, sie auch.
    «Ist das unsere?»
    «Nein, wir können laufen.» Und wir laufen. Ich verliere beim Laufen ununterbrochen den Boden unter den Füßen, ein Fuß, der andere.
    «Wie wars in Prag?», fragt Katrin.
    «Schön.»
    «Schön?»
    «Ja!»
    Ich schließe meine Jacke, es ist zu kühl die Jacke offen zu lassen, und der Wind legt mein Herz frei. Katrin hat gleich gewusst, dass es kühl ist. Ihre Jacke ist schon geschlossen und darum hat sie jetzt nichts zu schließen.
    «Warst du allein in Prag?»
    «Nein.»
    «Nein.» Sie wiederholt das leise, für sich, für mich jedenfalls nicht.
    Wir laufen an meinem Klingelschild vorbei. Katrin weiß nicht, dass das mein Klingelschild ist, aber sie weiß, dass es viele T. Jannsens in der Stadt gibt. Sie hat viele davon angerufen. Das ist mein Haus, darin meine Wohnung, darin meine Leitern, inzwischen drei. Oben ist auch mein Bett, da liegt Frank drin, weil er heute frei hat. Ich betrachte meine Schwester von der Seite. Sie ist älter geworden. Das bedeutet, dass ich auch älter geworden bin, und auch, dass ich älter geworden bin, als sie dachte. Ich schaue sie an, sie schaut zurück und lächelt. Zuversichtlich, weil ich gut aussehe. Ich kann sie auch spiegeln, besser. Ich lächel zurück, selber.
    «Sondern?»
    «Was?»
    «Mit wem warst du in Prag?»
    «Mit meinem Freund.» Ich

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