Die Tochter Der Goldzeit
heranstürmenden kleinen Männern in den schwarzen und roten Mänteln. Schließlich warfen sie die Schädel in die Nacken, rissen die Rachen auf und stimmten ein mörderisches Gebrüll an. Sie griffen an.
Jacubs und Zorcans Widder ließen die Kämpfer des Zwergs hinter sich. Der gefesselte Dalusianer rief um Hilfe. Jacub lenkte sein Reittier zu ihm und packte ihn an seinem Mantel. Weil der Mann dürr und nicht sehr groß war, konnte er ihn mühelos hinter sich auf den Rücken des Mammutwidders ziehen. »Danke!«, rief der Einhändige mit brechender Stimme. »Ich bin Maragostes, der Flottenmeister von Dalusia! Danke ...!«
Jacub preschte dem Widder des Wahnsinnigen hinterher. Zorcan heulte wie ein Lupucanide, der fette Beute gemacht hatte. Hinter ihm fiepte der Affe Polderau in höchsten Tönen. Jacub holte sie ein, griff nach Zorcans Zügel. »Ein Ritter bist du!«, rief er ihm zu. »Ein Held! Ich danke dir!«
Entlang der rätselhaften Wildnis ritten sie Seite an Seite nach Norden. Jacub blickte noch einmal zurück: Vier Bestien zerrissen die Jusarikaner, drei verfolgten diejenigen unter ihnen, die zu flüchten versuchten. Dort, wo am Morgen noch die Lichterburg in blauem Glanz gestrahlt hatte, stieg jetzt hinter dem Schneewall wie ein mächtiger Pilz eine schwarze Rauchwolke in den Abendhimmel.
Kapitel 32
Da lag sie mit leicht geöffneten Lippen - bleich war sie und schön. Ihre grünen Augen blickten ins Leere. Jedes Mal, wenn wieder ein Blitz in die einsetzende Dunkelheit zuckte, leuchtete ihr blondes Haar auf, als wäre es aus Gold. Der Schnee vor ihrer Brust sog sich voll mit Blut.
»Ich habe getötet«, flüsterte Katanja. »Ich habe einem Menschen sein Leben weggenommen ...« Was um sie herum geschah, schien in einer anderen Welt zu geschehen: Männer schrien, Blitze fauchten zwischen Zelte und Wagen, Reittiere blökten, Flammen prasselten. Hatte das mit ihr zu tun? Ging sie das etwas an? »Ich habe getötet ...«
»Weg hier!« Jemand packte sie am Arm. »Sie überrennen uns.« Jemand stöhnte neben ihr. »Komm, du musst mich stützen .«
Bosco von Tikanum. Katanja sah ihm ins dunkle, weit aufgerissene Auge. Sie hörte, wie sein rasselnder Atem flog. Aschfahl war er. Er blickte hinter sich, hob ein schwarzes Rohr und ließ einen Blitz in eine Rotte albridanischer Krieger fahren. Schreiend rannten die Männer in alle Richtungen davon.
Bosco zerrte an ihr, sie stand auf. Erschrocken starrte sie auf das Blitze speiende Rohr in seiner Rechten. Eine verbotene Waffe! Ein Lichtbündler.
Sie stützte ihn, stolperte zwischen Zelte und Wagen. Fliehende Krieger, wohin sie blickte, panisch blökende Alker und Rinkudas, Brandherde, Rauchwolken, und immer noch verschoss Bosco gleißend helle Feuerstrahlen, wenn Bewaffnete sich ihnen näherten.
Sie erreichten den Rand des Lagers, stapften den Schneehang der ersten Hügelkette hinauf.
»Lass mich hier sterben«, flüsterte Bosco. »Ich kann nicht mehr ...«
»Halte durch!« Katanja umfasste seine Taille, zog seinen linken Arm um ihre Schulter, schleppte ihn durch den vereisten Schnee den Hügelkamm hinauf. Keine Schritte knirschten hinter ihnen im Schnee, niemand verfolgte sie mehr. »Du schaffst es, Bosco, ich will, dass du lebst!«
Er schaffte es - bis hinauf auf den Hügelkamm. Dort brach er zusammen. Katanja ging neben ihm auf die Knie. Sie blickte zurück zum Lager der Albriden. Zwanzig Krieger etwa hatten sich an seinem Rand zusammengerottet und blickten zu ihr hoch. Fackeln brannten in den Händen einiger. Drei hielten die Frau fest, mit der Bosco ins Lager gekommen war. Die wand sich in ihren Fäusten, versuchte sich loszureißen, wollte den Hügel herauf zum verletzten Bosco laufen. Die Albriden wagten es nicht, ihn und Katanja zu verfolgen, zu sehr fürchteten sie die schreckliche Waffe. Katanja blickte nach Süden zur Lichterburg: Eine gewaltige Rauchsäule stand dort, Feuerschein statt blaues Licht erleuchtete den mächtigen Schneewall.
»Es ist vorbei«, flüsterte Bosco. »Ich habe zu viel Blut verloren.« Er reichte ihr den Lichtbündler. »Nimm ihn und flieh!«
Katanja beugte ihr Ohr an seine schon grauen Lippen, kaum verstand sie ihn noch.
»Wenn du zurück nach Altbergen kommst, grüße meine Schwester Valena von mir . Grüße sie von Ginolu .«
Katanja schlang die Arme um den Sterbenden, hielt ihn fest und lauschte.
»Gib ihr meinen Federmantel, er gehörte unserer Mutter . Meine Nichte Ginalunis soll ihn einmal tragen .« Seine Stimme
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