Die Tochter Der Goldzeit
hielt sich daran fest. Ihre Glieder schmerzten, ihr Herz raste, die Angst presste ihr die Brust zusammen.
»Die Königin hat dich unserer Pflege anvertraut.« Burgas feixte.
Leicht gebückt, weil das Zelt zu niedrig war für einen seiner Größe, kam er auf Katanja zu. Sie wollte etwas sagen, wollte ihn bitten, sie zu schonen, wollte um Gnade flehen. Doch nein! Sie richtete sich auf und ließ die Mittelstange los. Niemanden würde sie um Gnade bitten! Es war vorbei - sie würde sterben, wie sie gelebt hatte: mutig, entschlossen und ohne ihr Schicksal zu beklagen. Sie würde sterben wie Katanja von Altbergen, wie eine Schülerin ihrer geliebten Meisterin Grittana. Sie würde es wenigstens versuchen.
Aus schmalen Augen sah sie Burgas ins Gesicht. Etwas wie Unsicherheit huschte über dessen feixende Miene. Doch nur kurz. »Komm schon her«, sagte er heiser und packte ihr Handgelenk.
Ein hagerer Kahlkopf, nicht besonders groß und mit nur einem Auge, stand auf einmal vor dem offenen Zelt. Ein weiß-grauer Gefiedermantel hüllte ihn ein. Bosco! Katanja hielt den Atem an. Der Kahlkopf wuchtete eine schwere Axt auf die Schulter und bückte sich ins Zelt. Draußen schimpfte die Königin. Sie rief Boscos Namen.
»He, Dolmetscher!« Burgas und die Männer drehten sich nach ihm um und feixten. »Willst auch ein bisschen Spaß, was? Hinten anstellen, verstanden?« Burgas wandte sich wieder um. »Her zu mir, Hexe!« Er zerrte Katanja zu sich.
Der einäugige Kahlkopf machte einen Satz, sprang an den Männern vorbei und drängte sich zwischen den Ersten Leibgardisten der Königin und Katanja, sodass der Mann die Gefangene loslassen musste. Katanja sah, dass Boscos Kaumuskeln sich anspannten.
»He, Ginolu - so läuft das nicht!«, polterte Burgas. »Wir sind zuerst dran!«
Bosco drehte sich um, trat dicht an Katanja heran, schob seinen gefiederten Mantel zur Seite und deutete auf den Dolch in seinem Gurt. Schnell zog sie ihn heraus, und Bosco fuhr wieder herum. »Vieh seid ihr«, sagte er heiser. »Wilde Caniden!«
Katanja hielt den Griff des Dolches unter ihrem Mantel umklammert. Wie sollte der kleine Bosco mit drei abgebrühten Kriegern fertig werden? Ihre Knie zitterten, kaum konnte sie stehen.
»Hört, hört ...« Burgas kniff die Augen zusammen, redete jetzt bedrohlich leise. »Hört euch den Dolmetscher an, diesen edlen Beschützer der Armen und Entrechteten.« Der erste Throngardist grinste böse. »Ich habe erfahren, dass er als Spion eines fremden Volkes den Heerzug des Eisernen ausgekundschaftet hat ...« Burgas zog sein Schwert. »Auch unsere Königin soll er ausgespäht haben.« Er kam näher.
Katanja wich zurück, zog Bosco mit sich, bis er neben der Mittelstange stand und ihr Rücken das Zeltleder berührte.
»Was hat so einer verdient, frag ich euch.«
»Der Tod wäre eine zu milde Strafe für ihn, schätze ich«, sagte einer der beiden Gardisten hinter Burgas.
»So ist es.« Burgas griff an. Bosco wehrte seine Klinge mit dem Axtstiel ab, schlug dem Gardisten die stumpfe Seite der Axt gegen die Brust und stieß ihn zurück. Burgas stolperte, schlug lang hin und brüllte vor Wut.
Plötzlich bückte sich die Königin ins Zelt. Ihr Mund war verzerrt vor Hass. »Tötet Ginolu!« Sie schrie, wie nur Irrsinnige schreien. »Tötet den Maulwurf und nehmt euch die Hexe vor!« Ihre Stimme überschlug sich.
Der zweite Gardist ging auf Bosco los. Der Mann aus Tikanum schlug seine Klinge zur Seite und hieb ihm die Axt gegen den Hals. Der Gardist brach röchelnd zusammen. Burgas sprang auf, um zum zweiten Mal anzugreifen. Mit dem Fuß stieß Bosco die Mittelstange um. Die Zeltspitze sackte ab. Geistesgegenwärtig schlitzte Katanja die Plane hinter sich auf, schlüpfte durch die Öffnung, zog den Einäugigen hinter sich her. Sie kappte zwei Zeltschnüre, stolperte über einen Pflock, stürzte bäuchlings in den Schnee.
Unter der braunen, schlaffen Lederplane zeichneten sich die Umrisse zappelnder Körper ab. Burgas und der dritte Gardist schlugen fluchend um sich. Bosco schwang die Axt gegen sie. Burgas richtete sich unter der schlaffen Zeltplane auf, seine Schwertklinge durchbohrte sie, und als sein hünenhafter Körper sich deutlich unter dem Leder abzeichnete, packte Bosco die Axt mit beiden Händen und schlug zu. Der Erste Throngardist brüllte auf vor Schmerz und sackte zusammen.
Katanja kauerte im Schnee und sah, wie Bosco die Axt hob und auf den Nächsten einschlug. Albridanische Krieger liefen schon aus den
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