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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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hell erleuchteten Schaufenstern Gold, glitzernde Edelsteine und schöne Kleider ausgestellt waren. Das größte Wunder war für Sing das Kino, wo sie im Dunkeln saßen und in eine Welt mit lauter glücklichen Menschen entführt wurden, die seltsame und wunderbare Dinge taten. Wo Kinder auf makellosen Rasenflächen mit weißen Palisadenzäunen spielten. Sie schaute einer schönen Frau zu, die engelsgleich sang, deren Augen so klar wie ein Sommerhimmel und deren Haare so hell wie Tobys waren. Bestimmt stellte man sich im Westen so das Paradies vor.

    Sing beobachtete, wie sich die drei Glücksdaumen unter dem Lichtschein der Schreibtischlampe langsam umkreisten. »Dass du dich mit diesem ausländischen bing triffst, ist nicht gut für dich. Das bringt nichts als Ärger.« Drei-Daumen-Poon hatte das Schimpfwort für einen gewöhnlichen Soldaten verwendet. »Der gehört mit betrunkenen Matrosen in Bars, wo er für drittklassige Huren Drinks kauft. Du darfst ihn nicht wiedersehen.«
    »Er ist kein Barsoldat. Er ist ein bedeutender Offizier, mit dem Auftrag, mich zu suchen. Während er hier ist, ist sein Geld so gut
wie das von jedem anderen. Wenn er dafür zahlt, einen Ausflug mit mir zu machen, dann gehe ich mit. Er sagt, wenn Sie damit nicht einverstanden seien, werde er melden, dass Sie mich hier gefangen hielten.«
    Drei-Daumen-Poon war zwar gierig, aber nicht grausam. Sing griff in den Lichtschein und legte eine Hand auf seine nervösen Daumen. »Er zahlt gut und ist ein Gentleman. Außer meiner Gesellschaft möchte er nichts von mir. Bitte, Sie können ihn nicht davon abhalten, ohne dass es Ärger gibt. Sie verlieren nichts dadurch und können nur gewinnen. Wenn er zufrieden ist, macht er keine Schwierigkeiten. Und ich werde nur gut von Ihnen sprechen.«
    In den darauffolgenden Tagen begriff Sing allmählich, wieso Hongkong der Goldene Hügel genannt wurde: Mittags aßen sie in dem alten Hotel in der Repulse Bay, speisten mit Blick über den Hafen und besuchten an Bord eines Dampfers die abgelegenen Inseln. Sing empfand eine neue Art des Glücks. Es war, als wäre ein Teil von ihr, der geschlafen hatte, nun hellwach. Als ein gefährlicher Schatten unvermittelt auf ihren Weg fiel, war sie darauf nicht vorbereitet.

    Ein paar Tage später saß Nummer Zwölf an einem Ecktisch und wartete auf Tobys Erscheinen. Er hatte versprochen, mit ihr ins Kino zu gehen und denselben Film noch einmal anzusehen, diesmal mit Rubin. Sie konnte sich an keinen Zeitpunkt in ihrem Leben erinnern, wo sie sich derart danach gesehnt hatte, jemanden zu sehen, und beobachtete ungeduldig jeden Mann, der aus dem Aufzug trat oder die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe vom Restaurant heraufkam.
    Sie hielt immer noch Ausschau nach Toby, als eine hochgewachsene, schwarz gekleidete Gestalt über die Tanzfläche auf sie zusteuerte. Im Raum wurde es stiller, und die Tänzer traten instinktiv beiseite, um ihn durchzulassen.
    Die Reflexionen der Drehkugel machten es schwierig, sein Gesicht zu sehen, doch etwas in dem leichten Auf und Ab seines Ganges
warnte sie. Ohne um Erlaubnis zu bitten, nahm Ah-Keung ihr gegenüber Platz. Sein Gesicht war hager, aber gepflegt, das Haar, geschnitten und doch widerspenstig, stand aufrecht, als wäre es elektrisch geladen. Zu einem gut geschnittenen schwarzen Anzug trug er eine extravagante Armbanduhr und einen schweren Goldring mit einem schweren, blassgrünen Jadestein am Ringfinger seiner linken Hand. Während er Sing mit milder Neugierde betrachtete, drehte er daran herum.
    »Ich habe von der neuen jarp-jung -Hostess gehört, die so schnell zur Königin des Neun-Drachen-Ballsaals aufgestiegen ist«, sagte Ah-Keung. »Ich hörte, sie habe ihrem chinesischen Erbe den Rücken gekehrt und suche den Geist eines mysteriösen gwai-lo , der gar nicht existiert.« Er sprach ganz ruhig, als würde er mit einem alten und vertrauten Freund über eine fragwürdige Bekannte sprechen. »Eine jarp-jung -Schlampe, die einen unmöglichen Traum verfolgt. Es heißt, sie sei von einem Dämon besessen … von einer Fuchsfee auf die Welt gebracht, die sich zwischen den Knochen ihrer nichtswürdigen Ahnen versteckt.« Nur ein leichtes rhythmisches Wippen seines ausgestreckten Fußes verriet seine innere Anspannung.
    Sie antwortete mit der gleichen Ruhe. »Der Junge, der die Ziegen hütete und die Hügel nach Kräutern absuchte, hat es weit gebracht … er wurde vom Taipan Ching dazu ausersehen, seine Person zu schützen. Da fragt man sich

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