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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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fürstlich bewirtet wurden und in der Speisekarte - diskret zusammengefaltet - ein fettes Geldpäckchen vorfanden.
    Unter diesen günstigen Bedingungen herrschten die Shanghaier Triaden mit brutaler Gewalt über ihr Territorium, forderten Schutzgeld von jedem Geschäft, das seine Türen öffnete. Neun Drachen bekam regelmäßig Besuch von den Jüngeren Brüdern der schwarzen Gesellschaft, die nur auf die Gesetze der Gewalt hörten - das Erpressungsgeld einsammelten, aßen und tranken und sich ohne zu zahlen Frauen nahmen, wann immer ihnen danach war.
    Nummer Zwölf nahm vor Drei-Daumen-Poon Platz, ehe er mit geübter Hand Banknoten zu zählen begann. »Du hast dich gut angestellt, Nummer Zwölf. Du hast jetzt ein Anrecht auf fünf Prozent Provision.«
    Zu seiner Überraschung erwiderte Siu-Sing: »Ich danke Ihnen für Ihre Großzügigkeit, aber meines Wissens bekommen die anderen Hostessen zehn Prozent, und ich wünsche, dasselbe bezahlt
zu bekommen. Und bei besonderen Diensten bitte ich um fünfzehn Prozent.«
    Drei-Daumen-Poon hielt im Zählen inne und schob sein Gesicht in das Lampenlicht. »Das ist zu viel! Du bist neu hier. Wenn die, die schon länger hier sind, von solchen Forderungen erfahren würden, wäre der Teufel los.«
    »Dann erzählen wir es ihnen eben nicht. Ich bin hier zufrieden und auf keine andere Beschäftigung anderswo aus. Nach meinem Vater ziehe ich keine Erkundigungen mehr ein, da ich mir sicher bin, alles versucht zu haben, ihn zu finden.«
    Sein wütender Blick hinter der randlosen Brille wurde freundlicher, er zählte weiter Geld, und in seiner Stimme schwang eine Spur Bewunderung mit. »Einverstanden. So lange du weiter Geld heranschaffst, wirst du am Profit beteiligt.« Er reichte ihr ein Bündel Banknoten. »Aber sieh zu, dass Nummer Fünf es nicht herausfindet!«
    »Ich möchte noch um eines bitten: Könnten Sie einen zuverlässigen Boten für mich finden, der für mich ein Päckchen zur Taverne der herabstürzenden Juwelen bringt? Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Siu-Sing schickte einen dicken Umschlag mit einem Brief zu Ah-Jin, der Goldenen:
    Liebe Gütige Mutter, es liegt mir nicht, wegzulaufen und mich zu verstecken. Ich bitte um Vergebung, aber kein Mann wird mich besitzen, und ich lasse es nicht zu, dass eine Frau mein Leben beherrscht. Auch ich bin ehrbar, so wie Sie es auf Ihre Weise sind. Sie haben mich Dinge gelehrt, die mir Geld einbringen, Dinge, die ich ohne Ihre Hilfe vielleicht niemals gelernt hätte. Sie haben in mir gesehen, was andere nicht sehen konnten. Sie lehrten mich den Unterschied zwischen Liebe und Lust, und dafür bin ich Ihnen sehr verpflichtet.
    Anbei finden Sie die dreifache Summe, die Sie für mein sung-tip gezahlt haben, und noch mehr für das sung-tip meiner
Schwester Rubin. Suchen Sie uns nicht im Zorn, sondern vergessen Sie uns. Es ist unverzeihlich, dass Sie Rubin ihr Glück genommen haben, aber ich habe sie wieder zum Lächeln gebracht, also lassen Sie uns unseren Weg ohne Sie finden und die Liebe erleben, wo immer wir sie finden mögen.
    Ich weiß, dass ich dem Mann, der mich besitzen wollte, eines Tages gegenübertreten muss, und ich werde die Konsequenzen annehmen. Ich bin die neue Frau und Sie die alte. Unsere Welten sind verschieden. Beide besitzen wir den Geist einer Kriegerin, und wenn wir kämpfen würden, würde eine die andere bezwingen. Oder eine von uns würde sterben.
    Lassen Sie uns einander respektieren und getrennte Wege gehen, so dass wir das nie herausfinden müssen.
    Siu-Sing
    Siu-Sing arbeitete seit einem halben Jahr im Ballsaal von Neun Drachen, als der Engländer auftauchte. Er war der erste Ausländer, den sie dort zu Gesicht bekam. Vielleicht wäre ihr die in Dunkel gehüllte Gestalt, die allein dasaß, gar nicht aufgefallen, hätte sie die anderen nicht über den gwai-lo tuscheln gehört.
    Alle Blicke waren auf sie gerichtet, als sie zwischen den Tischen auf ihn zuging. Er trug einen dunkelblauen Blazer über einem weißen Hemd mit geöffnetem Kragen. Die Kerze auf der Tischmitte warf ein schwaches Licht auf die Goldlitze eines Regimentsabzeichens, das auf die Brusttasche gestickt war. Als er sich eine Zigarette anzündete, erhellte die Streichholzflamme kurzzeitig das goldene Haar und die unverkennbaren tiefblauen Augen des Captain Toby Hyde-Wilkins.
    Er schnippte das Streichholz in einen Aschenbecher und erhob sich. In diesem Augenblick erschien Nummer Fünf knapp hinter Siu-Sing und zischte auf Bar-Kantonesisch eine

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