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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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sich andere. Interessierst du dich für so etwas?« Erst als er sich einen Stuhl herangezogen und sich darauf gesetzt hatte, tat sie dasselbe.
    »Ich kann mir keine großartigere Straße vorstellen als den Fluss auf seiner Reise zum Meer. Es ist der Weg zu den Göttern«, erwiderte sie. Ben klappte das Buch zu und legte es behutsam beiseite.
    »Die Bücher habe ich mit den Silberdollars von Ihnen im Alten Viertel gekauft, aber ich habe nichts getan, um sie mir zu verdienen.« Sie nahm ein kleines Notizbuch und zeigte ihm eine Seite. »Ich habe den mexikanischen Dollar und seinen Wert in ›rung‹ sowie die Einkäufe, die ich im Buchladen gemacht habe, und die
jeweiligen Beträge aufgeschrieben. Sobald ich kann, werde ich diese Summe mit den entsprechenden Zinsen an die Double-Dragon-Handelsgesellschaft zurückzahlen. Das ist … ein Geschäft.«
    Sie sprach mit solcher Aufrichtigkeit, dass er dem Drang zu lächeln widerstand. »Das wird nicht nötig sein. Ich habe gesehen, dass du Ah-Kin im Garten hilfst und Laub rechst. Da ist ein Silberdollar wenig genug.«
    »Ich habe mich bei Ihnen nie bedankt, und das hat mich bekümmert.« Plötzlich fühlte sie sich diesem Mann nahe, der so viel für sie getan hatte. »Ein wertloses Leben so kühn zu retten ist höchst ehrenwert. Diesem Leben Bedeutung und ein Ziel zu geben zeugt von wahrer Größe. Sie haben mir meinen Schmerz genommen und mir Schuhe geschenkt, die mir passen, so dass ich wie auf Wolken wandeln kann.« Sie ergriff ein Buch und drückte es sich mit beiden Händen ans Herz. »Sie haben mir Bücher geschenkt und einen duftenden Garten, in dem ich sie lesen kann … eine nahestehende Gefährtin, die auf mich aufpasst, ein eigenes himmlisches Zimmer, in dem ich schlafe. Und ich habe Ihnen nichts dafür zurückgegeben.«
    »Es ist dir nicht gut gegangen«, meinte er unsicher. »Du wärst deinen Verletzungen beinahe erlegen. Du musstest wieder laufen lernen, und die schrecklichen Wunden in deinem Herzen und in deiner Seele mussten heilen. Das hast du ganz allein geschafft.«
    »Meine Dankbarkeit ist grenzenlos«, beharrte sie, »aber nun geht es mir wieder gut, und ich kann hingehen, wohin immer ich mag. Ich werde für Sie arbeiten, um meinen sung-tip abzuzahlen.«
    Er räusperte sich unbeholfen. »Du schuldest mir nichts. Dich wieder wohlauf zu sehen ist Belohnung genug. Die Welt, von der du sprichst, hat dir dein eigener Mut gegeben. Und falls ich dabei geholfen habe, so hat es mich wenig gekostet.« Li schien es, als würde er fast lächeln. »Außerdem«, setzte er hinzu, »tut es Sky House gut, dein junges Chi zu haben.« Abrupt wandte er sich ab, als sei zwischen ihnen genug gesagt, dann drehte er sich wieder zurück, bot ihr die offene Hand und war dann überrascht über ihren kräftigen Griff.

    »Ich erkenne deine Worte an und begrüße sie, Miss Li, und ich werde sorgfältig darüber nachdenken.«
    Tief in Gedanken kehrte Ben in sein Arbeitszimmer zurück. Ihm war die Eifersucht bewusst, die Lis Gegenwart unter denjenigen, die den Haushalt führten, ausgelöst hatte: Ah-Ho nahm jede Gelegenheit wahr, ihm zu verstehen zu geben, dass Lis Anwesenheit aus chinesischer Sicht unannehmbar war. Die Frage war, wie er am besten vorgehen sollte. Die Worte von Indie da Silva klangen ihm in den Ohren: Gut gemacht, Ben. Du bist ein Held, der Besitzer eines halbtoten chinesischen Flittchens … mit dem du anstellen kannst, was immer du willst.
    Nach einer Pfeife und einem oder auch zwei Schlückchen Rum schickte Ben nach Ah-Ho. Die Miene der Ober-Amah blieb ausdruckslos, als er ihr verkündete, Li solle von nun an seine persönliche Assistentin werden, unter seiner Aufsicht verantwortlich für das Arbeitszimmer und unterstützt nur von Fisch. Ah-Ho fixierte während seiner Rede mit zusammengekniffenen Augen die Wand hinter ihm, wobei die fest zusammengepressten Kiefer keinen Zweifel an ihren Gefühlen ließen. Als alles gesagt war, wandte sie sich um und verließ ihn ohne ein Wort, ihre übliche Verbeugung kaum mehr als ein Kopfnicken.
    Ben hätte ihr unverschämtes Verhalten gerügt, doch er wusste, dass sie recht hatte. Solch eine Ernennung war eine Beförderung über ihren und den Kopf aller unter ihr Stehenden hinweg und führte ihren hohen Rang ad absurdum. Das war, begriff er, ein ernsthafter Gesichtsverlust. Dass seinesgleichen über seine Aktion ebenfalls die Augenbrauen hochzögen und sie bösen Zungen Nahrung geben würde, war ebenfalls gewiss.
    Was

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