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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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vibrierender Schrei. Im selben Augenblick warf sich ihre Mutter mit ausgebreiteten Armen und einem letzten qualvollen Aufschrei, der sich durch die verbogenen Äste der Tanne emporschwang, aus dem Fenster.

1. KAPITEL
    Die Fuchsfee
    Ein Jahr darauf dachten Yik-Munn und seine Frauen kaum noch an die Fuchsfee. Er bezweifelte nicht, dass ihm genau diese im Senffeld begegnet war. Wäre das Kind gestorben, dann wäre der Fuchs in seinen Körper gefahren und hätte die Verantwortlichen bis an ihr Grab und darüber hinaus heimgesucht.
    Aber Yik-Munn war zum Tempel geeilt und hatte den Abt dafür bezahlt, dass er böse Geister austrieb und sein Haus ohne Rücksicht auf die Kosten mit den gebotenen Zeremonien reinigte. Die Priester waren in scharlachroten Roben und mit schwarzen Hüten gekommen und hatten die Türpfosten mit Hühnerblut besprengt und den Pa-Kua-Spiegel aufgehängt, der unerwünschte Geister durch die eigenen grässlichen Spiegelbilder vertrieb.
    Der Löwe der Reinigung tänzelte, begleitet von Getrommel und Zimbelspiel, von Raum zu Raum. Knallkörperstränge explodierten mit einem Getöse zwischen den Pfefferbäumen und vor jeder Tür, dass sie selbst in den abgelegensten Höhlen der Unterwelt nicht ignoriert werden konnten. Die Löwen hatten ein großzügiges lai-see eingesammelt, die fetten, roten Glücksgeldpäckchen, die ihnen feierlich in ihre aufgerissenen Mäuler dargeboten wurden, und der Tempel hatte eine Opfergabe für die Gottheit akzeptiert, die die Götter zum Lächeln bringen würde.
    Alles sei bestens, versicherten die Priester Yik-Munn. Der Fuchs sei zu schnell verschwunden, als dass er in den Körper des Kindes hätte fahren können, und das Kind hatte überlebt. Fuchsfeen lebten nur in Gräbern, auf Friedhöfen und in vernachlässigten Grüften. Mit den Lebenden waren sie nicht gut Freund, den Toten jedoch
Kameraden, und sie besaßen die Gabe, sich in eine wunderschöne Frau verwandeln zu können, um einen arglosen Mann zu verführen.
    Doch der wohlhabende und vornehme Yik-Munn, verkündete der Wahrsager, so dass alle es hören konnten, sei im Herzen noch immer jung und besitze die Kraft eines Wildpferdes - er genieße hohes Ansehen, und im Tempel werde regelmäßig für ihn gebetet. Es wurde ihm versichert, dass das von ihm gezeugte Mädchen ihm als Gegenleistung für sein Mitleid viel einbringen werde. Wenn ihre Hände klein und ihre Finger flink genug würden, würde die Seidenweberei »Zehn Weiden« sie vielleicht aufnehmen. Würden sie zu groß und ihre Finger kurz und kräftig, könnte sie zum Pflücken von Orangen, Pfirsichen, Aprikosen und Jujube in das im Norden gelegene Yangtze-Tal geschickt werden; oder flussabwärts nach Kanton, Macao oder Hongkong, wo man sie an einen reichen chinesischen oder parsischen Händler oder sogar an den Haushalt eines fremden Teufels verkaufen konnte. Die Profitmöglichkeiten mit solch einem Mädchen waren äußerst vielfältig, sagte Yik-Munn sich. Angesichts solch günstiger Vorzeichen fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er hatte seinen Frauen befohlen, das Kind zu füttern und es in einem Nebengebäude unterzubringen.
    Dass die Konkubine Pai-Ling bei ihrem Sprung aus dem Fenster versehentlich auf die Eisenspitzen einer Egge gestürzt und dabei umgekommen war, war natürlich Pech, konnte jedoch einem Unschuldigen nicht angelastet werden. Nummer Drei hatte er verdreschen müssen, weil sie deswegen so ein Theater gemacht hatte. Auch hatte man sie wegsperren müssen, als seine Söhne die Konkubine von den rostigen Zinken zogen, die Pai-Ling durchbohrt hatten. Er überließ es ihnen, sie in ein passendes Leichentuch zu hüllen und einen ihm unbekannten Ort im Ingwerfeld auszusuchen, wo die Erde weich war und das Grab tief sein konnte. Für das Begräbnis wartete er den Einbruch der Nacht ab. Je weniger Aufhebens man machte, umso besser. Ansonsten könnte sich die Kunde, dass das Haus der Munns eine Fuchsfee zu Gast gehabt
hatte und auf den Feldern des Guts Große Tanne Dämonen umherstreiften, flussauf - und - abwärts im Nu verbreiten wie ein Heuschreckenschwarm.

    Nummer Eins und Zwei hassten das Kind. Sie glaubten dem Priester oder Hellseher nicht, hielten sie für Lügner, die dafür bezahlt wurden, dass sie einem nach dem Munde redeten. Sowie sie stehen konnte, zog es Pai-Lings Tochter auf die offenen Felder, sie verließ das Haus in jedem unbeobachteten Augenblick, versteckte sich zwischen den Senfpflanzen oder streunte sogar bis an den Rand des

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