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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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nicht, sonst landest du in diesem Gefäß - wir werden ihn Fuchsfeewein nennen!« Darauf lachte sie über ihre Schläue und überließ Li-Xia ihren Gedanken.
    Nachdem die Tür verriegelt worden war und sich das Gemurmel von Nummer Eins im Geschnatter der Enten verloren hatte, legte Li-Xia sich nieder und beobachtete die im Lichtstrahl des Fensters schwebenden Staubkörnchen. Als Sichtschutz vor den schaurigen Weinbehältern hatte sie Sträuße mit Wildblumen und belaubte Äste in Blechtassen und Behälter aufgestellt. Dennoch bildete sie
sich ein, das Rascheln der hundert Schlangen hören zu können, die sich auf dem Boden zu ihr wanden. Und das Quieken von hundert Mäusen, die auf sie zuhuschten. Sie träumte, man werde auch sie in einen Behälter stopfen, und Nummer Eins werde sie am Kopf in die bittersüße Flüssigkeit drücken und durch die dicke Glaswand ihres winzigen Gefängnisses auslachen.
    Dann fand Li-Xia den Schatz, der eines Tages ihr Leben verändern würde: In einer dunklen Ecke, unter einem Stapel leerer Säcke verborgen, entdeckte sie eine beschädigte Holzkiste voller Schriftrollen und modriger Papierbündel in allen möglichen Formen und Größen, jedes bedeckt mit kalligraphischen Strichen und Schnörkeln, Linien und Kurven. Sie hatte jedes Stück herausgenommen und flach gestrichen, den Staub fortgeblasen und mit dem Fingernagel die Hinterlassenschaften der Küchenschaben abgekratzt. Im silbernen Mondlicht, das ihr manchmal Gesellschaft leistete und die bedrohlichen Schatten zurücktrieb, studierte sie jede Seite und wünschte, sie könnte lesen.
    Die Buchstaben waren so schön geformt und standen in so ordentlichen Reihen, sie steckten voll faszinierender Geheimnisse. Sie wollte sie verstehen, wollte, dass sie sie an Orte führten, an die sie nie kommen, dass sie ihr die Weisheit von Gelehrten beibrachten, die sie nie kennenlernen würde. Lesen und Schreiben wären das Größte aller Wunder.

2. KAPITEL
    Die Glückskachel
    Li-Xias fünfter Geburtstag kam ohne weitere Zwischenfälle. In den Gewürzfeldern war kein Fuchs mehr gesehen worden, und selbst Goo-Mah hatte nicht allzu viel zu sagen gehabt. Li-Xia war ungewöhnlich groß für ihr Alter und sichtlich kräftig. Ihre kindlichen Gliedmaßen waren lang und ungelenk, ihr langes, schwarzes Haar war dicht und glänzte seidig. Ihre großen, rundlichen Augen lagen schräg, so dass sie immer leicht verwundert dreinblickte, als sei alles, was sie erblickte, aus glänzendem Gold.
    In der Küche war Yik-Munn zu Ohren gekommen, dass das Kind sich zum Geburtstag von Frau Nummer Drei gewünscht hatte, dass sie ihm das Lesen beibrachte. Wäre Li-Xia ein Junge gewesen, dann hätte sie zum fünften Geburtstag - dem Zeitpunkt, zu dem ein Kind einen Wert bekommt - eine silberne Abakus-Miniatur bekommen, damit er in Geschäftsdingen gut würde, oder ein goldenes Hühnerbein, damit er eines Tages ein Restaurant besäße. Ein Mädchen dagegen erhielt ein einfaches Spielzeug, da es keine weiterreichenden Kenntnisse benötigte. Wie in seinen Kreisen üblich, erkannte er nur seine Söhne als zur Familie gehörig an, Töchter nicht.
    Nur eine Mutter schätzte ihre Tochter unter Umständen und brachte ihr Kochen und Nähen bei, sagte Yik-Munn sich, damit sie in der Küche helfen und der Familie dienen konnte. Diese Möglichkeit bestand für dieses Mädchen nicht, doch sie würde auch so bald ihren Platz finden. Ihr das Lesen beibringen? Wer anderes konnte ihr diese Idee in den Kopf gesetzt haben als der Dämonengeist ihrer Mutter?

    Dass die Konkubine Pai-Ling eines so gewaltsamen Todes gestorben war, kümmerte ihn schon lange nicht mehr. Sie war eindeutig verrückt gewesen, doch die Priester hatten recht; das Kind hatte das Glück eindeutig auf seiner Seite. Der Fuchsgeist hatte sie zwei Mal gerettet, einmal davor, bei lebendigem Leib im Senffeld begraben zu werden, und dann erneut beim Kinderturm.
    In diesem Augenblick senkte sich ein tröstliches Licht auf ihn, als würden die Götter hinunterlangen, um seinen Kopf zu berühren. Lotusfüße . Er würde seine Tochter mit den zarten Füßen einer Kurtisane ausstatten. Damit wäre ihre Zukunft gesichert. Er lächelte in sich hinein. Und es würde sie daran hindern davonzulaufen.

    Yik-Munn ließ Li-Xia zu sich rufen und blickte prüfend an ihr hinab wie an einem gemästeten Ferkel. Er empfing sie in dem Raum, in dem wichtige Geschäfte mit all den altehrwürdigen Ritualen des Gewürzhandels abgewickelt wurden; wo

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