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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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verteidigen.« Sachmet musterte Alexander mit schief gelegtem Kopf und angriffslustigem Blick. »Soll ich es dir beweisen?«
    »Ich glaube dir aufs Wort. Wäre es anders, hätte ich wohl zehn Waffenknechte verlangt.« Alexander lächelte Sachmet versöhnlich an, und sie erwiderte sein Lächeln.
    »Wenn die Regensteiner uns nach wie vor beobachten, könnte es einen erneuten Überfall geben.« Nachdenklich verschränkte Philip die Hände hinter dem Rücken.
    »Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein, Vater.«
    »Ob sie überhaupt noch Zeit finden, sich um uns zu kümmern, nachdem Mutter auf Burg Regenstein das Regiment an sich reißt?«, warf Antonia ein. Sie freute sich auf den Ritt nach Halberstadt und genoss das Gefühl, endlich etwas Sinnvolles zu dieser Fehde beitragen zu können. Schließlich fühlte sie sich für deren Ausbruch nach wie vor verantwortlich. Zudem würde Stephan sie begleiten … Bei dem Gedanken daran klopfte ihr Herz schneller. Seit ihrem Gespräch auf dem Ritt nach Sankt Michaelis war der Wunsch, alles über ihn zu erfahren, nicht mehr so drängend. Und die Eifersucht auf Karim war verschwunden. Immer wieder hatte sie über Stephans Worte nachgedacht. Karim und er teilten eine Geschichte. Karim war die Vergangenheit. Sie war die Gegenwart, die er nicht mit seinem Vorleben belasten wollte. Die Gegenwart … und womöglich die Zukunft. Plötzlich kam ihr der Versuch, mit Sachmets Hilfe eine Gabe in sich zu erwecken, derer sie letztendlich nicht bedurfte, lächerlich und kindisch vor. Tatsächlich war es nur die Furcht gewesen, nicht gesehen und wahrgenommen zu werden. Doch diese Furcht war ihr inzwischen genommen worden. Stephan sah sie durchaus, und sie war ihm wichtig. Auch wenn er ihr niemals die Worte gesagt hatte, nach denen sie sich so sehr sehnte …
    Als die Reisenden am nächsten Morgen aufbrachen, brannte die Sonne bereits vom Himmel. Antonia war dankbar, dass der dichte Wald ihnen Schatten spendete. Mit großer Freude bemerkte sie, dass sich Stephan seit Beginn des Ritts an ihrer Seite hielt. Und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass er dort auch bleiben würde, selbst wenn sie ihn nicht ständig in Gespräche verwickelte.
    »Wir erreichen bald das Gebiet der Regensteiner, nicht wahr?«, fragte sie, nachdem sie schon eine Weile unterwegs waren. Stephan nickte. »Dort vorn gabelt sich der Weg. Rechts geht es nach Cattenstedt, links nach Halberstadt und geradeaus nach Regenstein.«
    Ein Vogelschwarm flatterte auf. Im Hintergrund hörten sie das Rauschen der wilden Bode, und der Duft des Sommers erfüllte die Luft. Plötzlich zügelte Alexander sein Pferd.
    »Was ist?«, fragte Karim, der neben ihm ritt.
    »Mir war so, als hätte ich etwas gehört. Hufschläge.«
    Antonia sah, wie Stephans Hand zum Schwert zuckte.
    »Regensteiner?«, raunte sie ihm zu.
    »Wer weiß?«, erwiderte er.
    Die Waffenknechte bildeten sofort einen schützenden Ring um die Reisenden.
    »Hätte ich bloß meinen Bogen mitgenommen!« Sachmet seufzte.
    »Oder Nebet, um mit ihrer Hilfe Regensteiner zu jagen«, neckte Karim sie.
    »Seid still!«, zischte Alexander.
    »Bleib in meiner Nähe!«, flüsterte Stephan Antonia zu. »Ganz gleich, was geschieht, ich halte die Angreifer auf Abstand.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da stürmten ihnen mehrere Reiter entgegen, aber auch von links und rechts galoppierten Männer aus dem Wald auf den Hohlweg. Antonia erkannte auf ihren Waffenröcken die Regensteiner Hirschstange.
    »Das sind zu viele!«, schrie Alexander. »Wendet euch!«
    Noch während Antonia der Aufforderung ihres Bruders folgte, hörte sie Stephans Stimme. »Los! Ich bin hinter dir!«
    Ihre Stute gehorchte, und Antonia war froh, für den langen Ritt die weit geschnittene orientalische Hose gewählt zu haben. Hinter ihr erhoben sich Schreie und Kampfeslärm. Sie wollte sich umwenden, aber da war Stephan schon an ihrer Seite. »Reite weiter! Sieh nicht zurück!«
    Er hatte sein Schwert gezogen. Einer der Feinde kam ihm bedrohlich nahe. Bevor Antonia begriff, was geschehen war, stürzte der Gegner vom Pferd. Sie entdeckte das Blut an Stephans Klinge.
    »Ist er …« Sie mochte die Frage nicht beenden. Hinter sich hörte sie noch immer die Schreie der Kämpfenden.
    »Weiter!«, herrschte er sie an.
    Zwei Männer wollten ihnen den Fluchtweg abschneiden. Stephan zögerte keinen Lidschlag lang, trieb sein Pferd schützend vor Antonia, das blutige Schwert noch immer in der Hand. Mitleidlos zog

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