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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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bereits Abschriften besitzen, beweist es eindeutig den Hochverrat des Bischofs von Halberstadt.«
    »Ich bin bereit«, versicherte Stephan. »Wann soll ich aufbrechen?«
    »Morgen früh«, beschied Philip.
    »Ich werde dich begleiten«, sagte Karim.
    »Es ist besser, wenn ich allein reite.«
    »Warum?«
    »Du bist zu auffällig.« Stephan wies auf Karims orientalische Kleidung.
    »Das lässt sich ändern. Donatus hat gewiss ein paar Beinlinge und einen Bliaut für mich übrig, nicht wahr?«
    »Wenn ich schon sonst nichts dazu beitragen kann … Meine Kleidung ist deine Kleidung.« Donatus verzog das Gesicht. »Den Burschen, der mir diesen Pfeil verpasst und mich zur Untätigkeit verdammt hat, möchte ich mir gar zu gern noch einmal vorknüpfen.«
    »Dazu wirst du bestimmt noch Gelegenheit bekommen«, versprach Alexander. »Spätestens beim Turnier.«
    »Also, dann begleite ich dich?« Karim sah Stephan auffordernd an. Der zögerte kurz, dann nickte er.
    »Seht nur zu, dass ihr nicht von den falschen Leuten erwischt werdet!«, mahnte Philip.
    »Wem auch immer wir begegnen, wir lassen uns von niemandem erwischen, nicht wahr, Stephan?«
    »Nein.«
    »Siehst du, Onkel Philip? Alles bestens.«
    »Irgendwann, Karim, wirst auch du Söhne und Neffen haben, und sie werden dich um den Schlaf bringen.«
    »Wenn es dereinst so weit sein sollte«, versprach Karim, »werde ich mich den Herausforderungen mannhaft stellen. Aber ich hoffe, bis dahin habe ich noch viel Zeit.«
    Philip seufzte.

 50. Kapitel  
    T reffen wir uns später auf dem Wehrgang?«, raunte Karim
Stephan zu, nachdem die Versammlung beendet war.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wir müssen morgen in aller Frühe aufbrechen.«
    »Wir brauchen es ja nicht zu übertreiben. Nur ein Krug Wein. Du schuldest mir die Fortsetzung deiner Geschichte.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich bei dir Schulden habe.«
    »Du willst es mir also nicht erzählen?«
    Stephan zögerte. »Darum geht es nicht. Aber …« Er holte tief Luft. »Also gut, in einer Stunde.«
    Karim klopfte ihm zufrieden auf die Schulter. »Ich bringe den Wein mit.«
    »Keinen Wein!«, wehrte Stephan ab. »Wir sollten uns morgen ohne Kater auf den Weg machen.«
    »Nun gut, aber dann kannst du nicht mehr an der spannendsten Stelle abbrechen, weil der Weinkrug leer ist.«
    »Wer weiß?«
    Eine Stunde später trafen sie sich auf dem Wehrgang, der vom Schein der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht wurde.
    »Was willst du hören?«, fragte Stephan, während er über die Wälder zu Füßen der Burg blickte.
    »Wie seid ihr entkommen?«
    »Gar nicht.«
    »Gar nicht? Du stehst vor mir, also musst du entkommen sein.«
    Stephan seufzte. »Weißt du, was die größte Schwierigkeit war?«
    »Nein.« Karim schüttelte den Kopf.
    »Wir wussten nicht, in welche Richtung wir fliehen sollten. Wir kannten nur den Weg des Kreuzfahrerheers von Damiette nach Kairo. Selbst wenn wir wohlbehalten ans Meer gelangt wären, hätten wir für die Heimkehr doch ein Schiff gebraucht.«
    Noch während er sprach, spürte er wieder die Verzweiflung von damals, die erbärmliche Angst, für immer fernab der Heimat gefangen zu sein. Niemals seine Familie und die vertrauten Wälder wiederzusehen … Hastig schüttelte er das unangenehme Gefühl ab.
    »Sicher«, versuchte er, möglichst gleichmütig weiterzuerzählen, »wir hätten zwei Pferde stehlen und es einfach versuchen können. Aber man hätte uns vermutlich genauso schnell wie Sebastien erwischt. Schließlich hätten wir nur tagsüber fliehen können, da wir nach wie vor jede Nacht wie Hunde an die Kette gelegt wurden.« Er atmete tief durch und wich Karims betroffenem Blick aus. Mitleid konnte er gar nicht gebrauchen.
    »Die Zeit verging, aber für uns änderte sich nichts. Ich kümmerte mich um Rafiks Pferde, während Thomas als Zimmermann eingesetzt wurde. Mein Bruder hatte bereits auf Gut Cattenstedt Freude am Tischlern gehabt und war sehr geschickt im Umgang mit Beitel und Schnitzmesser.«
    Wieder verlor sich Stephans Blick in der Vergangenheit. Er dachte daran, wie Thomas den Vater einst gebeten hatte, als Zimmerer in die Lehre gehen zu dürfen. Der Vater hatte es abgelehnt. Ein Mann aus ritterlicher Familie lernte kein einfaches Handwerk – das war unter seiner Würde. Ehre und Würde, damit waren sie aufgewachsen. Alles für die Ehre, nur um dann als Sklave wie ein Hund an der Kette zu liegen …
    »Stephan?« Karim berührte ihn an der Schulter. »Alles in

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