Die Tochter der Suendenheilerin
Michael von Cattenstedt schon einmal aus dem Sattel gestoßen.«
»Das ist länger als zehn Jahre her, und es war Michaels erstes Turnier.«
»Ja und? Ein Sieg ist ein Sieg. Und mit Michael von Cattenstedt nehme ich es jederzeit wieder auf.«
Ulf holte tief Luft. »Nun gut, so soll es sein. Wir werden es den Birkenfeldern zeigen!« Seine Faust donnerte auf den Tisch. »Der Ägypter wird es noch bitter bereuen, uns herausgefordert zu haben. Eberhard, schick ihm einen Boten! Wir nehmen an.«
»Wie wäre es, wenn wir ihm statt eines Boten gleich seine Frau und Tochter zurückschicken?«, schlug Eberhard vor. »Und natürlich den Pfaffen. Dann sind wir alle los, und der Pfaffe erkennt unsere ehrbaren Absichten.«
Ulf maß seinen Sohn mit einem langen Blick. »Du bist doch kein so großer Dummkopf, wie ich bislang glaubte, Eberhard.«
»Und wenn er noch einen Weg fände, Alheidis loszuwerden, würde sogar ich mich vor Eberhards Klugheit verneigen.« Meinolf lächelte hinterhältig.
»Stört es dich, dass sie dir immer wieder auf die Zehen tritt?« Eberhard erwiderte das boshafte Lächeln. »Ich für meinen Teil weiß die gute Alheidis immer mehr zu schätzen.«
»Sicher, du magst es ja auch, wenn man dich wie Dreck behandelt.«
Einen Augenblick lang kämpfte Eberhard gegen den Drang, Meinolf aus dem Fenster zu werfen. Doch dann beruhigte er sich.
»Weißt du, was der Unterschied zwischen uns beiden ist, Meinolf? Mich mag man vielleicht manchmal so behandelt haben. Aber du bist Dreck, ganz gleich, wie man dich behandelt.«
»Hört auf damit!«, brüllte Ulf. »Ich dulde keinen Streit unter meinen Söhnen!«
Zum ersten Mal fiel Eberhard auf, wie alt sein Vater tatsächlich geworden war. Sein Gebrüll war der letzte Hort seiner Kraft.
»Ach, tatsächlich?«, fragte er. »Nun, dann solltest du wissen, dass dies kein Streit ist, ich die Überheblichkeit meines Bastardbruders aber nicht länger hinnehme. Seine selbstgefällige Dummheit hat uns schließlich erst in die Lage gebracht, dass man dir mit Exkommunikation drohte, Vater. Und dich, Meinolf, dich warne ich! Du verdankst deinen Stand einzig der Großzügigkeit meines Vaters. Ohne ihn bist du gar nichts. Merk dir das!«
»Und was bist du schon?« Meinolf funkelte Eberhard wütend an.
»Ich bin der rechtmäßige Erbe von Regenstein. Daran wirst du niemals etwas ändern, Bruderherz.« Eberhard stand auf und verließ den Rittersaal. Vor der Tür wäre er beinahe mit Alheidis zusammengestoßen.
»Was suchst du denn hier?«
»Eigentlich wollte ich in den Kaminsaal, aber dann hörte ich deine lautstarke Stimme.«
»Du hast an der Tür gelauscht?«
Sie nickte, und anstatt schamvoll zu erröten, lächelte sie ihn an. »Es wird also ein Turnier geben?«
»Ja«, bestätigte Eberhard, unsicher, ob er ihre Offenheit bewundern oder tadeln sollte.
»Und du wirst daran teilnehmen?« Plötzlich wurde ihr Blick sanft und liebevoll.
»Selbstverständlich.«
»Ich bin mir sicher, dass du die Ehre der Regensteiner tapfer verteidigen wirst«, flüsterte sie. Ihre Hand glitt über seine Brust. Eberhard wusste nicht, ob er zurückweichen oder standhalten sollte. Auf der einen Seite war es immer besser, Alheidis aus dem Weg zu gehen. Andererseits … noch nie zuvor war sie ihm so verlockend erschienen. Sie duftete nach Rosenöl, ihre Lippen waren gerötet und voller Kraft. Dieses Weib hatte wahrlich den Teufel im Leib. Und wie sie ihn ansah … da war etwas Gieriges, Forderndes in ihrem Blick. Und zugleich etwas ungemein Sinnliches, das ihm Himmel und Hölle zugleich versprach. Ihre liebkosende Hand verschwand unter seinem Hemd, strich ihm über die nackte Haut.
»Wirst du meine Farben führen?« Sie drängte sich so eng an ihn, dass er ihre vollen Brüste spürte.
»Deine Farben? Das wäre ein Versprechen.«
Sie nickte. »Du ahnst nicht, wie sehr ich dich will, Eberhard. Seit dem Tod meines Mannes gab es niemanden, den ich so sehr begehrt hätte wie dich.«
»Wie mich?« Er schluckte. Sein Verstand drängte nach Flucht, aber seinen Körper zog es zu Alheidis. Zu ihren Lippen, zu ihrer Haut. Er wollte in ihr versinken, mit ihr eins werden, sie nie wieder loslassen. Auch wenn er es vermutlich bereuen würde, sobald die Begierden des Fleischs gestillt wären.
»Wie dich«, wiederholte sie. »Warum sollte ich sonst gekommen sein? Um deinen Vater oder Meinolf zu besuchen? Nein, Eberhard, du bist es. Einzig du!«
Ihre Hände krallten sich in seinen Nacken, sie
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