Die Tochter der Suendenheilerin
drückte ihre Lippen auf die seinen und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die er zuletzt bei seiner Madlen verspürt hatte. Hier war eine Frau, die ihn tatsächlich wollte. Keine willige Magd wie Meinolfs Mutter, die sich Vorteile versprach, wenn sie für den Herrn die Beine spreizte.
Vielleicht war es ein Fehler, wenn er nachgab. Ganz sicher war es falsch … Aber zugleich wusste er, dass er es für immer bereuen würde, wenn er diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ.
Er erwiderte ihren Kuss. Dann umfasste er sie, hob sie hoch und trug sie in seine Kammer.
49. Kapitel
A lexander und seine Begleiter kehrten nach neun Tagen aus
Halberstadt zurück. Philip berief sofort nach ihrer Ankunft eine Versammlung im Kaminsaal ein.
Auf der Treppe begegnete Antonia Sachmet, die ein wenig verstimmt wirkte. Nach dem langen Ritt hätte sie gern ein Bad genommen, um den Staub der Reise abzuwaschen.
»Tröste dich«, versuchte Antonia sie aufzumuntern. »Das Wasser ist ohnehin erst heiß, wenn die Besprechung vorüber ist.«
»Ja, ich weiß. Eure Badekultur besteht aus einfachen Holzzubern. Du solltest die Bäder bei uns in Ägypten sehen. Kein Vergleich.«
Antonia lachte. »Meine Mutter hat mir davon erzählt.« Sie betraten den Kaminsaal. Alexander stand neben seinem Vater, Christian und Bertram hatten bereits am Tisch Platz genommen, ebenso wie Rudolf und Donatus. Hinter sich hörte Antonia Schritte. Sie wandte sich um. Es waren Karim und Stephan. Damit waren sie vollzählig.
»Das ist in der Tat von höchster Bedeutung.« Philip betrachtete aufmerksam die Dokumente, die Alexander ihm überreicht hatte. »Und du bist sicher, dass niemand Verdacht geschöpft hat?«
»Völlig sicher. Der Bote hat nichts bemerkt. Er hatte nur Augen für Sachmet.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Rudolf schmunzelte. Das Feuer brannte immer noch in ihm, aber es wurde bereits schwächer.
»Ich hatte mir meine Aufgabe allerdings angenehmer vorgestellt«, seufzte Sachmet. »Anscheinend lässt der Bischof alle hässlichen Männer antreten, die weit und breit aufzutreiben sind. Und dann sucht er den Allerhässlichsten als persönlichen Boten aus. Ich dachte zuerst, ein Wildschwein habe sich in die Bischofsburg verirrt.«
Antonia kicherte, während Karim laut lachte. »Dafür hast du ihm aber wirklich schöne Augen gemacht«, meinte er. »Ich musste gar nicht mehr eingreifen. Der arme Bursche war so von Sachmets Lächeln verzaubert, dass er nicht mehr auf seine Schritte achtete und auf der Treppe stolperte. Alexander half ihm sogleich fürsorglich auf die Beine und vertauschte dabei das Futteral. Ich glaube, der Mann nahm Alexander gar nicht richtig wahr.«
»Tja, vermutlich hätte der Bischof lieber ansehnliche Boten nehmen sollen, die es nicht sofort aus dem Tritt bringt, wenn ihnen schöne Frauen zuzwinkern.« Alexander schmunzelte. »Du siehst, Vater, es war ein völlig unbedeutender Zwischenfall, an den der Bote sich vermutlich nicht einmal mehr erinnert.
»Und was steht nun in der Botschaft?«, fragte Antonia.
»Ja, genau, was steht darin?« Auch Rudolf wurde ungeduldig.
»Der eigentliche Brief ist verschlüsselt«, erwiderte ihr Vater. »Aber der beigefügte Wechsel über eintausend Goldstücke ist unverkennbar.« Er hielt das wertvolle Dokument in die Höhe.
Rudolf nahm es ihm ab und wog es in der Hand. »So viel Gold – und es wiegt fast gar nichts.«
»Sei bloß vorsichtig damit!«, mahnte Antonia.
»Keine Sorge, ich hatte nicht die Absicht, den Kamin damit zu befeuern, Schwesterchen.« Er gab es seinem Vater zurück. »Und was ist mit dem Brief? Können wir den Text entschlüsseln?«
»Ja.« Alexander zog ein Stückchen Pergament hervor. »Der Vertraute von Mutter Clara, der für sie heimlich die Abschriften fertigt, hat mir den Schlüssel mitgegeben.« Antonia sah, dass auf dem Schriftstück mehrere seltsame Buchstabenfolgen verzeichnet waren.
»Ich kümmere mich sofort darum«, versprach Bertram. »Ich habe eine Schwäche für geheime Dokumente.«
»Wie lange wird es dauern?«, fragte Philip, während er Bertram das Pergament aushändigte und Alexander ihm den Buchstabenschlüssel gab.
Bertram warf einen kurzen Blick auf das Schreiben. »Die Botschaft ist nicht sonderlich lang – vermutlich weniger als eine Stunde. Ich melde mich, sobald ich fertig bin.«
Damit verließ er den Kaminsaal. Antonia sah, wie Christian seinem Onkel bewundernd nachsah.
»So, und nun erzählt in Ruhe!«, forderte Philip
Weitere Kostenlose Bücher