Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
Atmosphäre romantischer zu gestalten, hatten die Organisatoren überall weiße Lichterketten aufgehängt.
Auf einem Tisch an der Seite standen Erfrischungen, und die Band, die auf der provisorischen Bühne unter dem Basketballkorb spielte, war gar nicht so schlecht. Offenbar beherrschten sie hauptsächlich Songs aus John-Hughes-Filmen, und als ich die Turnhalle betrat, dudelten sie gerade ein Lied aus »L . I. S. A.– der helle Wahnsinn«.
Der größte Unterschied zwischen der Realität und dem, was ich aus Filmen gelernt hatte, war, dass hier niemand tanzte. Ein paar Mädchen standen dicht vor der Bühne und himmelten den Sänger an, aber sonst war die Tanzfläche gähnend leer.
Die Gäste hatten sich auf den Tribünen verteilt, und ich versuchte, mich anzupassen, und setzte mich in die erste Reihe. Als Erstes schlüpfte ich aus meinen Schuhen, denn ich kann Schuhe nicht ausstehen. Dann vertrieb ich mir die Zeit damit, die Leute zu beobachten. Bald war ich ziemlich gelangweilt und fühlte mich sehr einsam.
Die Turnhalle hatte sich gefüllt, und inzwischen tanzten die Kids sogar. Die Band begann ein Tears-For-Fears-Medley. Ich hatte gerade beschlossen, dass ich mich hier lange genug gelangweilt hatte und eigentlich gehen könnte, als Finn durch die Tür kam.
Er trug ein schmal geschnittenes schwarzes Hemd und dunkle Jeans, und er sah richtig gut aus. Seine Ärmel waren hochgekrempelt, der oberste Kragenknopf stand offen, und ich fragte mich, warum mir bisher nicht aufgefallen war, wie attraktiv er war.
Sein Blick traf meinen, und er kam zu mir. Diese direkte Art überraschte mich sehr. Er beobachtete mich zwar ständig, hielt sich aber ansonsten von mir fern. Nicht einmal heute bei der Begegnung vor unserem Haus hatte er mit mir gesprochen.
»D ass du etwas für’s Tanzen übrighast, hätte ich nicht gedacht«, sagte er, als er bei mir ankam.
»G enau dasselbe habe ich gerade auch über dich gedacht«, erwiderte ich.
Achselzuckend setzte sich Finn neben mich, und ich richtete mich unwillkürlich auf. Er schaute zu mir rüber, sagte aber nichts. Ehrlich gesagt, wirkte er total angenervt, dabei war er doch gerade erst gekommen. Verlegenes Schweigen machte sich zwischen uns breit, und ich versuchte schnell, ein Gespräch anzufangen.
»D u bist ziemlich spät dran. Wusstest du nicht, was du anziehen sollst?«, neckte ich ihn.
»I ch musste noch arbeiten«, erklärte Finn ausweichend.
»O h. Arbeitest du in der Nähe unseres Hauses?«
»S o ähnlich«, seufzte Finn. Offenbar wollte er das Thema wechseln. »H ast du schon getanzt?«
»N ö«, sagte ich. »N ur Loser tanzen.«
»B ist du deshalb auf dem Ball?« Finn schaute auf meine nackten Füße. »D u trägst die falschen Schuhe zum Tanzen. Sogar zum Laufen.«
»I ch mag Schuhe nicht«, sagte ich trotzig. Mein Rocksaum endete über dem Knie, aber ich versuchte, ihn herunterzuziehen, als könnte ich damit meine nackten Füße bedecken.
Finn warf mir einen Blick zu, den ich überhaupt nicht deuten konnte, und starrte dann wieder zu den Tänzern. Inzwischen war die Tanzfläche brechend voll. Auf den Rängen saßen immer noch Kids, aber die meisten hatten wahrscheinlich Zahnspangen oder Schuppen.
»I st das dein Ding?«, fragte Finn. »A ndere beim Tanzen zu beobachten?«
»S cheint so«, sagte ich achselzuckend.
Finn beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Ich richtete mich noch weiter auf. Mein Kleid war trägerlos, und ich fühlte mich plötzlich nackt. Verlegen rieb ich mir die Arme.
»I st dir kalt?« Finn schaute zu mir rüber und ich schüttelte den Kopf. »I ch finde es kalt hier.«
»E in bisschen kühl ist es schon«, gab ich zu. »A ber das verkrafte ich.«
Finn sah mich jetzt nicht mehr an, was das genaue Gegenteil seines sonstigen Glotz-Modus war. Und irgendwie kam mir das noch schlimmer vor. Warum war er zum Ball gekommen, wenn er es hier so furchtbar fand? Ich wollte ihn gerade danach fragen, als er sich zu mir umdrehte.
»W illst du tanzen?«, fragte er ausdruckslos.
»F orderst du mich gerade auf?«
»J epp«, sagte Finn achselzuckend.
»J epp?«, fragte ich sarkastisch. »D u weißt wirklich, wie man ein Mädchen verzaubert.«
Sein Mund verzog sich zu diesem Grinsen, das mich total entwaffnete. Wie immer. Ich hasste mich selbst dafür.
»D u hast recht.« Finn stand auf und reichte mir die Hand. »W ürdest du, Wendy Everly, mir diesen Tanz schenken?«
»K lar.« Ich legte meine Hand in seine und versuchte
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