Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
verloren, aber etwas riss mich aus meinem Genuss. Es war schwer zu beschreiben, was genau es war, aber die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Die Luft war plötzlich eisig, und ich wusste, dass uns jemand beobachtete.
Ich schaute mich um und versuchte zu erkennen, wer es war. Plötzlich hatte ich Angst. Ein Sichtschutzzaun begrenzte unseren Garten, und auf beiden Seiten schirmten hohe Hecken unser Haus ab. Ich ließ den Blick darüberwandern und suchte nach geduckten Gestalten oder neugierigen Augen. Dort war zwar nichts, aber mein seltsames Gefühl ging trotzdem nicht weg.
»H ier draußen solltest du aber wirklich Schuhe tragen, Wendy«, sagte Matt und riss mich aus meinen Gedanken. Er stand auf, reckte sich und sah mich an. »W endy?«
»M ir geht’s gut«, sagte ich abwesend.
Ich sah, dass sich vor unserem Haus etwas bewegte, und ging dorthin. Matt rief meinen Namen, aber ich ignorierte ihn. Als ich das Haus umrundet hatte, blieb ich wie angewurzelt stehen. Finn Holmes stand auf dem Gehweg, starrte mich aber ausnahmsweise nicht an. Sein Blick war auf etwas auf der Straße gerichtet, das ich nicht erkennen konnte.
So seltsam es klingt, aber sobald ich ihn sah, verschwand meine Angst. Ich hätte eigentlich denken müssen, er wäre für mein ungutes Gefühl verantwortlich, da er mich auch in der Schule ständig auf so unheimliche Art beobachtete. Aber das dachte ich nicht.
Ich hatte gerade nicht ihn gespürt. Wenn er mich anstarrte, wurde ich verlegen. Aber das gerade… hatte mir Todesangst eingejagt.
Einen Moment später drehte sich Finn um und schaute mich an. Sein dunkler Blick ruhte kurz auf mir, und sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer. Dann drehte er sich ohne ein Wort um und ging in die Richtung, in die er geschaut hatte.
»W endy, was ist los?«, fragte Matt, der mir gefolgt war.
»I ch dachte, ich hätte etwas gesehen.« Ich schüttelte den Kopf.
»J a?« Er schaute mich forschend an. Seine Sorge um mich stand ihm ins Gesicht geschrieben. »A lles okay?«
»K lar, mir geht’s gut.« Ich zwang mich, ihn anzulächeln, und lief los in Richtung Garten. »K omm. Wir müssen uns beeilen, wenn ich rechtzeitig beim Schulball sein will.«
»B ist du immer noch auf dem Trip?«, fragte Matt und schnitt eine Grimasse.
Maggie von dem Schulball zu erzählen, war wahrscheinlich die schlechteste Idee meines Lebens gewesen, und mein bisheriges Leben bestand hauptsächlich aus schlechten Ideen. Ich wollte eigentlich nicht hingehen, aber Maggie beschloss sofort, dies sei die Chance meines Lebens. Ich war noch nie auf einem Ball gewesen, und weil sie sich so freute, gönnte ich ihr diesen kleinen Triumph.
Da der Ball erst um sieben begann, wollte Maggie vorher noch das Bad fertig streichen. Matt erhob Einwände gegen den Ballbesuch, aber Maggie wollte sie nicht hören. Um ihn zu beschäftigen, bat sie ihn, den Garten aufzuräumen. Er gehorchte nur, weil er wusste, dass sie diesmal nicht aufzuhalten sein würde.
Trotz Matts Versuchen, Zeit zu schinden, beendeten wir in Rekordzeit die Gartenarbeit, und ich ging ins Haus, um mich fertig zu machen.
Maggie setzte sich auf mein Bett und gab mir Tipps, während ich meinen Schrank durchwühlte. Außerdem fragte sie mich über Finn aus. Hin und wieder hörte ich Matt nach meinen Antworten schnauben oder grunzen, also belauschte er uns offensichtlich.
Als ich mich für ein schlichtes blaues Kleid entschieden hatte, das Maggie sehr gut an mir gefiel, ließ ich mich von ihr frisieren. Meine Haare weigerten sich, mir zu gehorchen, und obwohl sie auch vor Maggie keinen Respekt hatten, schaffte sie es, sie auszutricksen. Sie ließ vorne einige Strähnen offen, die mein Gesicht umrahmten, und fasste den Rest am Hinterkopf zusammen.
Als Matt mich sah, wirkte er sowohl sauer als auch beeindruckt, also musste ich ziemlich umwerfend aussehen.
Maggie fuhr mich zum Ball, denn wir glaubten beide nicht, dass Matt mich aus dem Auto aussteigen lassen würde. Er beharrte wieder und wieder darauf, ich müsse um neun zu Hause sein, obwohl der Ball bis zehn Uhr gehen sollte. Ich wollte eigentlich schon vor neun Uhr zu Hause sein, aber Maggie befahl mir, bis zum Ende zu bleiben und den Ball richtig zu genießen.
Ich kannte Schulbälle bislang nur aus dem Fernsehen, aber die Realität kam dem ziemlich nahe.
Da die Schulfarben Weiß und Marineblau waren, hing die ganze Turnhalle voller weißer und marineblauer Girlanden und farblich dazupassender Luftballons. Um die
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