Die Tochter der Wanderhure
damit ich neben Euch Platz finde. Ich würde mich gerne mit Euch unterhalten.«
»Der Platz ist noch nass vom Wein, den der Trottel von Knecht eben verschüttet hat.« Eichenloh hatte wenig Lust, mit irgendjemandem zu reden, doch der Ansbacher winkte kurzerhand eine Magd zu sich und befahl ihr, die Bank zu säubern. Die Frau gehorchte, und kurze Zeit später saß Herr Albrecht neben Eichenloh und stieß mit ihm an. »Auf Euer Wohl!«
»Auf das Eure!«, antwortete Junker Peter nicht gerade freundlich.
Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach schüttelte lachend den Kopf. »Ich kann verstehen, dass Euch das dumme Gerede der Leute auf die Nerven geht. Doch im Gegensatz zu diesen glaube ich Euch, dass Ihr unschuldig seid. Ihr seid nicht der Mann, jemanden hinterrücks zu ermorden. Wenn Ihr jemanden tötet, dann steht Ihr auch dazu.«
»Da sprecht Ihr ein wahres Wort. Wäre ich auf Ritter Michels Tod aus gewesen, hätte ich ihn zum Zweikampf gefordert. Oder glaubt Ihr, ich fürchte mich vor irgendeinem anderen Mann?«
Der Ansbacher schüttelte den Kopf. »Ihr gewiss nicht – und Michel Adler tat dies ebenso wenig. Er war ein guter Mann. Schade um ihn! Ich hätte ihn gerne als Verbündeten gewonnen.«
»Das könnt Ihr bei seiner Witwe immer noch tun«, wandte Eichenloh ein.
»Michel Adler verstand etwas von Krieg und von Politik. Frau Marie mag noch so beherzt sein, aber sie ist nur ein Weib. Da beider Sohn noch ein Knabe ist, wird sie ihren Besitz kaum halten können.«
»Mich interessiert mehr, wer Michel Adler umgebracht hat. Der Kerl ist mir nämlich noch etwas schuldig. Er muss gewusst haben, dass Graf Otto und ich uns mit dem Kibitzsteiner gestritten hatten und man uns daher als Erste verdächtigen würde.« Der Blick, den er über die Anwesenden schweifen ließ, versprach dem Betreffenden nichts Gutes.
»Ich nehme an, es war ein Meuchelmörder im Auftrag des Würzburger Bischofs, der Michel Adler lieber tot denn als Haupt der freien Ritter in diesem Teil Frankens sehen wollte«, erklärte Albrecht Achilles grimmig.
Obwohl Junker Peter den Fürstbischof bisher nur als stolzen und auf sein Ansehen bedachten Mann kennengelernt hatte, vermochte er Herrn Albrecht nicht zu widersprechen. Aber warumhätte der Fürstbischof mit Otto von Henneberg einen seiner eigenen Gefolgsleute in Verdacht geraten lassen, der Mörder zu sein? Er wusste nicht, was er davon halten sollte, und winkte ärgerlich ab. »Wegen dieses Mordes werde ich in dieser Gegend kein Bein mehr auf die Erde bringen.«
»Einige Leute sähen Euch gerne auf ihrer Seite, doch sie wagen es nicht, Euch in ihre Dienste zu nehmen, denn sie wollen den Fürstbischof nicht verärgern oder reizen. Aus dem gleichen Grund kann auch ich Euch nicht anwerben. Der Bischof würde mir sofort einen Strick daraus drehen und behaupten, der Mord an Adler wäre von mir ausgegangen.« Albrecht Achilles gab zu, dass er geplant hatte, Eichenloh in sein Gefolge aufzunehmen, und wirkte nun sichtlich verärgert.
»Das ist mein Pech! Ich denke, ich gehe nach Schwaben oder nach Bayern. Irgendeiner der Herren wird einen Schlagetot wie mich schon brauchen können.« Junker Peter wollte austrinken und aufstehen, doch der Ansbacher hielt ihn zurück.
»Halt! Es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Ich wüsste einen Herrn, in dessen Dienste Ihr treten könntet. Dafür müsst Ihr allerdings ein paar Meilen weiter reiten als nach Bayern, nämlich nach Graz in Innerösterreich.«
»Aber dort residiert König Friedrich!«
»Herr Friedrich wurde zwar nach dem Tod König Albrechts zum deutschen König gewählt, doch das hat die Zahl seiner Feinde eher vermehrt als verringert. Also kann er einen beherzten Mann gebrauchen, der auf seinen Rücken achtgibt.«
Die Stimme des Ansbachers hatte einen beschwörenden Klang angenommen, dem Junker Peter sich nicht entziehen konnte. Dennoch brachte er einen weiteren Einwand vor. »Es ist ein weiter Weg nach Graz. Meine Männer und ich müssten viele Tage reiten, ohne dass Geld in meine bereits arg leere Kasse kommt.«
»Der Weg führt an Ansbach vorbei, und mein Kämmerer wird Euch so viel Gold geben, dass Ihr Eure Ausgaben decken könnt –und noch ein wenig mehr. Damit Gott befohlen.« Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach klopfte auf den Tisch und stand auf.
Junker Peter starrte ihm nach, bis der Ansbacher sich zurück zu seinen Männern gesetzt hatte. Dabei führten seine Gedanken einen wilden Tanz auf. Der Vorschlag hatte ihn
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