Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
dann weiter zu Verwandten am Rhein. Stattdessen schickt Ihr ihn heimlich über die Donau zu Herzog Albrecht von Österreich. Ich werde ihm ein Empfehlungsschreiben mitgeben. Erlaubt, dass ich mich zurückziehe und es verfasse.«
    Der Prälat neigte kurz das Haupt und verließ die Kirche mit dem Gedanken, dass er seinem fernen Herrn in Österreich nun schon den zweiten Ritter schicken konnte, der geeignet war, ihm jenen einen, ganz besonderen Dienst zu erweisen.

6.
    P eter von Eichenloh hatte sich umgezogen und war in die große Halle zurückgekehrt. Dort ging es bereits wieder recht lustig zu. Die Männer riefen lauthals nach Wein, einige Frauen kicherten, und selbst der Gastgeber, der am Vortag noch wie das Leiden Christi ausgesehen hatte, wirkte wie von neuem Lebensmut erfüllt. Er saß gerade mit Ingobert von Dieboldsheim zusammen und redete leise auf diesen ein. Der Dieboldsheimer nickte, während ein zufriedenes Lächeln seine Lippen umspielte. Für Eichenloh sah es so aus, als heckten die beiden etwas aus, und er wünschte ihnen einen harten, zu allem entschlossenen Gegner.
    Auf einmal stutzte er. War es möglich, dass sie über Frau Marie auf Kibitzstein sprachen? So, wie sie sich gaben, hätte er seinen Harnisch darauf gewettet. Obwohl die Witwe ihn nichts anging, hoffte er für sie, dass sie gute Fürsprecher und Freunde besaß, die allzu gierigen Nachbarn auf die Finger klopften.
    Nun ärgerte er sich noch mehr, dass er sich die Kibitzsteiner durch seine eigene Dummheit zum Feind gemacht hatte. Michel Adler hatte als reich gegolten, und seine Witwe wäre gewiss in der Lage gewesen, ihn und seine Leute einige Monate lang in ihre Dienste zu nehmen und zu besolden. Unter den jetzigen Umständen aber würde weder sie noch sonst einer jener, die mit den Kibitzsteinern befreundet waren, ihm einen Soldvertrag anbieten. Auf der Seite der Gegner würde man dies auch nur dann tun, wenn er in Sack und Asche vor dem Fürstbischof erscheinen und sich ihm zu Füßen werfen würde. Aber es stand zu vermuten, dass Herr Gottfried ihm nicht verzieh, sondern ihn in die festen Kerker seiner Burg Marienberg einsperrte. Also gab es in diesem Landstrich niemanden mehr, dem er sich andienen konnte.
    Er überlegte, ob er an den Rhein zurückkehren sollte. Dort aber würde er früher oder später den Verwandten begegnen, die zu meiden er geschworen hatte. Also musste er wohl ins Schwäbische oder nach Bayern weiterziehen und hoffen, dort in die Dienste eines Herrn treten zu können, der wohlhabend genug war, ihn und seine Truppe zu besolden.
    Ein Knecht trat neben ihn, knallte einen Becher vor ihn auf den Tisch und schüttete den Wein so nachlässig ein, dass die Hälfte danebenfloss und seinen Rock und seine Hosen besudelte.
    »Kannst du nicht aufpassen?«, fuhr Eichenloh den Mann an und versetzte ihm eine Maulschelle. Für einen Augenblick sah es aus, als wolle der Knecht ihm den Rest aus seiner Weinkanne an den Kopf schütten, doch dann zog er mit einem gemurmelten Fluch ab.
    Junker Peter hörte die Umsitzenden lachen, und einigen Wortfetzenentnahm er, dass man ihn für so gewissenlos hielt, einen Meineid auf das heilige Kreuz zu schwören.
    »Der Soldknecht fährt so oder so zur Hölle! Bei dem kommt es auf einen falschen Schwur mehr oder weniger nicht an«, erklärte Maximilian von Albach nicht gerade leise.
    Ein anderer Gast stimmte ihm sofort zu. »In meinen Augen ist Eichenloh wirklich ein Diener des Satans. Wisst ihr, in wie vielen Schlachten er bereits gefochten hat? Aber er hat nie eine Schramme davongetragen! So etwas geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Und dann sein Aussehen! Liederlich muss man das nennen. Ein Herr von Stand sollte sich besser kleiden.«
    Da wollte ein weiterer Mann an dem Tisch nicht zurückstehen. »Er soll bereits in Dettelbach mit Michel Adler aneinandergeraten sein! Wären da nicht einige Freunde des Kibitzsteiners erschienen, hätte er ihn schon dort umgebracht.«
    »Welch eine Kaltblütigkeit, den Mord auch noch dem armen Otto von Henneberg in die Schuhe zu schieben. Das bringt wirklich nur einer fertig, der seine Seele dem Teufel verschrieben hat!«
    »Wenn ich nicht eingegriffen hätte, wäre der Junge als Mörder verurteilt worden. Aber davon ist keine Rede«, murmelte Junker Peter vor sich hin.
    Markgraf Albrecht Achilles, der eben auf ihn zugekommen war, vernahm seine Worte und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Da sprecht Ihr ein wahres Wort, Eichenloh. Kommt, rückt ein wenig,

Weitere Kostenlose Bücher